Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144km

Hier sind es vor allem die Lachsflüsse, die viel locken. Mandal, Gaula, Orkla, Namsen und viele weitere Flussläufe halten mächtige Fische bereit. Allerdings hat Norwegen mit seinen Fjorden und Küsten weitaus mehr zu bieten - schreibt darüber.
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Toddy
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Toddy »

Robby hat geschrieben:So, das werde ich jetzt mal meinen Frauen als Diskussionsgrundlage vorlegen. Das will ich auch!!!!!!

Anders als Italien am Strand!!!
Habe immer noch ein Grinsen und Tränen im Gesicht... Genau meine Aussage...

Aber nächstes Jahr ist noch mal Italien angesagt :cry:

Aber dann :grin:

Goiler Bericht, tolle Erlebnisse, super verhaftet. Bin extrem neidisch. Wieso kriege ich so etwas bloß nicht geregelt?
Vielen Dank fürs Mitnehmen.

Bitte weitermachen.

Greez Toddy :wink:
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Sundvogel
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Sundvogel »

Tag 10
Es ist erstaunlich mit wie wenig man im Leben glücklich sein kann. Wir haben trocken und warm geschlafen, morgens geduscht und ausgiebig gefrühstückt. Wir verlassen unser gemütliches Nest fahren die 200m zum Campingplatz um einzuchecken.
Egal wohin man sich dreht, erzeugt jeder Blick Wärme im Herzen und Gänsehaut. Ich glaube, dass wir an einem der schönsten Orte Europas angekommen sind. Weißer Sandstrand, schroffe Berge und ein Himmel wie gemalt bieten ein traumhaftes Panorama.
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Wir machen heute einen Ausflug zum Dorf, dessen Name nur einen Buchstaben hat. Å.
Å ist ein kleines pittorekes Fischerdorf mit einem Dörrfischmuseum.
Es begrüßen uns, tausende von trocknenden Dorschköpfen, die dort allerding wohl mehr zu touristischen Zwecken hängen, denn die eigentliche Trockenzeit ist der Winter.
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In Å gibt es ein Dörrfischmuseum und kleine Kuchenstücke zu Preisen, zu denen man in Deutschland einen gebrauchten Kleinwagen erwerben kann. Naja - fast. Wir finden dort einen Bootsvermieter und ich miete für den nächsten Tag ein kleines Motorboot, um mit den beiden großen morgen eine kleine Angeltour zu machen. Das wird spannend, denn die Mitternachtssonne sorgt dafür, dass von uns keiner vor halb 12 schläft und wir müssen morgen um halb 7 aufstehen.
Auf dem Campingplatz lernen wir eine Familie aus Dresden kennen. Die sind in der gleichen Kombination wie wir unterwegs - also ebenso verrückt - und unsere Kinder sind begeistert Spielkameraden zu haben. Die Jungs fangen in den Gezeitentümpeln auf den Steinen Krebse, Einsiedlerkrebse und Schnecken und veranstalten Mutproben, wer am weitesten von Stein zu Stein hüpfen kann. Natürlich werden dabei alle nass, aber die Temperatur liegt bei tropischen 20°, so dass das keinen stört.

Einen Spielplatz gibt es nicht und den braucht auch keiner.
Ohnehin ist es großartig, wie die Kinder die ganz natürlichen Möglichkeiten nutzen. Sie buddeln und klettern, sie sammeln und fangen und veranstalten kleine Wettkämpfe. Ich bin superstolz darauf, wie die drei das in den letzten Tagen gemeistert haben, denn wir sind doch teilweise sehr lange gefahren.
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Zuletzt geändert von Sundvogel am 20.08.2015, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Sundvogel
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Sundvogel »

Tag 11 - die Katastrophe

Mein Wecker klingelt um 6 Uhr 30. Während Lilly es schafft einigermaßen hoch zu kommen, ist Jeppe total im Eimer. Anziehen, waschen und los zum Angeln. Irgendwie kommt er dann doch klar, allerdings mache ich mir wirklich Sorgen, wie das mit dem völlig übermüdeten Kind auf dem Boot werden soll. Der Vermieter erscheint erst um 8 Uhr 30 und ich bin etwas angefressen, weil wir uns dann noch eine Mütze voll Schlaf hätten gönnen können. Die Kinder stehen mit offenem Mund vor den Bildern mit den riesigen Heilbutten und fragen mich ob wir auch so einen fangen können.
Ich hoffe nicht.
Wir fahren ein kleines Stück vor den Hafen, in einen Bereich wo sich mehrere Unterwasserberge befinden, die auf 12m ansteigen. Zunächst fange ich einen Rotbarsch, weil mir dieser doch etwas zierlich erscheint, werfe ich ihn zurück und bereue das sofort. In windeseile stürzen sich mehrere Möwen auf den Fisch und er hat keine Chance. Barschchips wären sicherlich eine etwas bessere Alternative gewesen. Das Angeln erweist sich als recht mühselig. Meine Köder sind etwas zu leicht, zwar fangen wir etliche Seelachse und Pollacks, aber es ist kein Vergnügen. Egal die Stimmung an Bord ist super und die Kinder streiten sich, wer den nächsten Fisch ins Wasser werfen darf.
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Ich habe einen 150g Pilker dabei, dieser ist zwar etwas schwer für die Rute, aber ich fange trotzdem damit sofort einen ganz guten Dorsch. Mit dem nächsten Wurf habe ich einen Hänger und weg ist das Ding. Norwegen halt. Es kommt noch ein Rotbarsch dazu und ich beschließe es mal mit Naturködern zu versuchen. Also montiere ich ein Makrelenvorfach und werfe es in die Richtung einer kleinen Felsinsel. Es ist noch nicht eine Sekunde im Wasser, da knallt es mehrfach. Alle Haken sind besetzt und ich nehme zwei Fische in die Kiste um Fetzen zu schneiden. Das Vorfach kann ich entsorgen.
Ich montiere ein System mit einem 80g Buttlöffel Lockperlen und einem kleinen Spinnerblatt und hoffe auf einen feisten Plattfisch. Da ich in die Andrift werfen muss, um die Köder nach unten zu bekommen, gestaltet sich das Angeln als etwas kompliziert trotzdem biegt sich schnell die Rute beträchtlich.
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Am Haken hängt mein bisher größter Lumb. Ein tolles Tier mit gelben Streifen und ein fantastischer Speisefisch. Als ich den Fisch in der Kiste habe, will ich ihn fotografieren, aber lasse es dann, weil mir das Motiv mit dem toten Fisch nicht gefällt. Nachdem wir noch einen Lumb gefangen haben, ist unsere Angelzeit abgelaufen. Jeppe schläft auf dem Rückweg in Sekunden ein und ist auch die nächsten zwei Stunden tief im Reich der Träume gefangen. Ich kann mir vorstellen, dass er im Traum riesige Heilbutte gefangen hat.

Am Campingplatz versuche ich mit den verbliebenen Makrelenstücken Plattfische auf dem Sand zu fangen. Mit einem 25g Buttlöffel versuche ich mein Glück und bekomme beim Einholen schnell einen Biss. Der Fisch saust hin und her und macht reichlich Spektakel an der leichten Rute. Da sehe ich einen silberne Flanke aufblitzen und kann einen grünen Rücken erkennen. Meerforelle durchschießt es mich, aber nein es handelt sich um einen extrem aufgehellten Seelachs. Ich vermute mal, dass er sich farblich dem Leben über dem hellen Sand angepasst hat.
Zuletzt geändert von Sundvogel am 21.08.2015, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Blauzahn »

Mensch Uli, das ist ja wie ein Landschaftskrimi !
Danke, dass du uns mitnimmst auf eure Reise in diese tolle Natur :+++:

Gespannt warte ich auf das Ende der "Pause" und nicht auf die Katastrophe.

to be continued (hopefully)
Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand. (Darwin)
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Ned Flanders
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Ned Flanders »

VIELEN DANK für das Aufschreiben und die Bilder' :+++: :+++: :+++:
Ich möchte nochmal dasselbe wie er sagen - aber etwas umständlicher.
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Sundvogel
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Sundvogel »

Am Abend essen wir zusammen mit den Dresdenern die Fische. Der Lumb ist köstlich und es gibt Rotbarschchips. Nachdem die Kinder der anderen Familie kategorisch ausgeschlossen haben, jemals im Leben Fisch zu essen, verputzen sie die frischen Fänge in einer Art von Wettbewerb mit meinen Kindern in ganz erstaunlicher Geschwindigkeit. :+++:
Am Ende ist buchstäblich keine Gräte über. Super, so soll es sein.

Nachdem wir irgendwann alle Kinder in den Schlafsäcken verstaut haben und alles schläft, sitzen wir unter unserem Vorzelt, geniessen die Dämmerung um Mitternacht und lassen uns unseren letzten Rotwein schmecken.
Wie aus dem nichts heraus, läßt eine gewaltige Böe unser Zelt fast abheben. Das Vorzelt schlägt und hämmert uns ins Gesicht. Eiligst versuche ich es zu schließen. Es stürmt auf einmal heftigst und unser Zelt wird mehrfach zusammen gedrückt. Schließlich brechen die zwei vorderen Stangen einfach weg.
Das Innenzelt mit den Kindern drin steht noch, aber wir beschließen zu evakuieren. Als erstes bringe ich den Hund ins Auto und schleppe dann die Kinder durch die Sturm und Regen gepeitschte Nacht. Erstaunlicherweise wacht keines von ihnen auf und sie bekommen von dem Theater nichts mit. Nachdem wir noch versucht haben alles was zu retten ist, irgendwie unter die Zeltreste zu bekommen, steigen wir auf durchnässt und müde ins Auto.

Am nächsten Morgen wachen wir auf und sehen als erstes die Reste unseres zerstörten kleinen Heimes.

Im Rückblick erweist es sich lediglich als Episode, denn wir sind stark, wird sind zusammen und wir sind ein positiver kleiner Haufen, den man im zu Recht "Familie" nennt.
Zuletzt geändert von Sundvogel am 21.08.2015, 15:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Mattes36 »

Erstaunlich ... welches Zelt habt Ihr denn, Uli? Alle Leinen befestigt gehabt? Kann mir schwer vorstellen, daß Ihr so 'ne Tour mit'nem Discounter-Zelt startet ;)
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Cowie »

Sundvogel hat geschrieben:
Am nächsten Morgen wachen wir auf und sehen als erstes die Reste unseres zerstörten kleinen Heimes.

Im Rückblick erweist es sich lediglich als Episode, denn wir sind stark, wird sind zusammen und wir sind ein positiver kleiner Haufen, den man im zu Recht "Familie" nennt.
Da könnt Ihr wirklich stolz drauf sein Uli :+++: :l: :+++: :l: , das ist leider selten geworden in der heutigen Zeit :cry:
Liebe Grüße und T. L.


Wolfgang
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Sundvogel
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Sundvogel »

Mattes36 hat geschrieben:Erstaunlich ... welches Zelt habt Ihr denn, Uli? Alle Leinen befestigt gehabt? Kann mir schwer vorstellen, daß Ihr so 'ne Tour mit'nem Discounter-Zelt startet ;)
Nee, nee, das Zelt ist schon ok und auch korrekt aufgebaut und abgespannt gewesen. Wir haben es extra vor drei Jahren in der Hamburger Campingapotheke gekauft. Später habe ich dann allerdings gelesen, dass die schwächliche Stangenkonstruktion mittlerweile ausgetauscht wurde.

Ärgerlich, aber es gibt wohl einfach Erfahrungen die man machen soll. Wenn wir das nächste Mal eine ähnliche Fahrt machen, werden wir sicherlich allein beim Packplan und der Ausrüstung einiges verändern. Wer zu so einer Fahrt mit Kinder Fragen hat zu Wichtigem und Unwichtigen kann mich gerne anschreiben, wir haben sicher einige gute Antworten gesammelt.

Aber am Ende wird ohnehin alles gut.
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Mattes36 »

Hi Uli,

ja, schwächliches Gestänge ist Grütze ... kann man immer nur zum starken Alu-Gestänge raten, haben wir bei unserem (Robens Double Dreamer Plus) auch drauf geachtet, wurde bisher aber noch nicht auf eine echte Probe gestellt.

Bez. "Trip-Management" und Mitnahmeliste komme ich gerne nochmal auf Dich zu, wenn es soweit ist :wink:

Gruß, Matze
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von fly-dry »

Hallo,

""""" denn wir sind stark, wird sind zusammen und wir sind ein positiver kleiner Haufen, den man im zu Recht "Familie" nennt. """""


Das sagt doch alles . Danke nochmal für diesen tollen Reisebericht . :+++: :+++: :+++: :+++:

Gruss Heinz,
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lars
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von lars »

Ganz großes Kino!!!
Danke für den tollen Bericht :+++:
Gruß, Lars
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Flensimann
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Flensimann »

Sooooo schön geschrieben. D A N K E :+++:
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Aurelia
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von Aurelia »

Wahnsinn, Uli. Vielen Dank und großes Kompliment für dieses herzerfrischende Reisetagebuch.
Gruß, Ines
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OnnY
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Re: Nach Norden, nach Norden - Abenteuer Familienurlaub 6144

Beitrag von OnnY »

Hallo Ulli ....kann mich da nur anschließen... :l: :+++: :+++: ...Respekt... :wink:
Gruss Andreas
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