Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Viele von uns verbringen ihre Freizeit an den schönsten Küsten Deutschlands.
Was sie auf ihren Reisen so erlebt haben, ist hier zu lesen.
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Matthias
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Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von Matthias »

Hallo,

ich war am Samstag "zwischen den Stürmen" mit einem Freund am Weißenhäuser Strand.

Ich hatte Freitag Abend und Samstag Morgen mehrere Windberichte im Internet verfolgt und der Wind sollte schwach bis mäßig aus südlichen oder süd-westlichen Richtungen kommen und gegen Abend auf eine Nord 5 schwenken.

Als wir kurz vor 12 ankamen war alles bestens. Etwas Bewegung im Wasser aber keine richtige Welle. Hoher Wasserstand und eine leichte Resttrübung im Wasser. Perfekte Bedingungen!!! Das dachten sich auch einige Schlauchboot und Kajakfahrer, die auftackelten, als wir ankamen.

Wir fischten so vor uns hin und ab 14 Uhr kamen, ohne dass der Wind gedreht oder aufgefrischt hätte, die ersten merkwürdig höheren Wellen an. Um 14.30 konnte man aufgrund der hohen Wellen nicht mehr fischen. Der Wind hatte immer noch nicht aufgefrischt oder gedreht.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz mussten wir feststellen, dass das Wasser nun an einigen Stellen bis an das Steilufer anschlug!!! Da hat man beim vorbeigehen- bzw. waten doch ein mulmiges Gefühl.........vor allem an der Stelle, an der oben auf der Steilküsten ein großer bereits halbentwurzelter Baum steht.

Mein Freund war schon etwas näher am Parkplatz als ich........gerade rechtzeitig um den ersten Kajakfahrer rauszufischen, der im Uferbereich gekentert war und dessen automatische Rettungsweste lt. Freund wohl auslöste, als sich der Kajakfahrer unter seinem Gefährt befand.

Der zweite Kajakfahrer kenterte schon weiter draußen....keine Ahnung so ca. 50-100m vom Ufer und hielt sich dann an dem gekenterten Kajak fest. Rettungsdienste wurden gerufen. Wir sind dann an die Stelle am Strand auf die der Kajakfahrer zutrieb. Letztendlich schaffte der zweite Kajakfahrer es aus eigener Kraft in den Ufbereich zu kommen. Sein Kajak hat er auch im Spülsaum nicht loslassen wollen, was m.E. sehr gefährlich war, denn die Wellen schmissen ihm das recht schwere Gerät fast an den Kopf. Am Ende ist alles gut gegangen. Der Angler ärgerte sich, offensichtlich unter Schock stehend, über eine verlorene Angelrute, die Meerforelle, die er gefangen hatte und ein Leck in seinem Trockenanzug.........das eigene Leben ist ja nicht so wichtig ;) Dank Trockenanzug sind die Zigaretten trocken geblieben.....aber Achtung......Rauchen kann tödlich sein.

Die Rettungsdienste waren vor Ort, als der zweite Kajakfahrer es gerade an Land geschafft hatte.

Laut eines Passanten hatte es ein weiteres Schlauchboot geschafft in der Nähe der Seebrücke anzulanden.

Soweit ich weiß ist am Weißenhäuser Strand an dem Tag zum Glück also nichts ernsthaftes passiert.

Dies soll (mal wieder) zeigen, wie schnell sich die Bedingungen am Meer ändern können. Wie gesagt baute sich eine gefährliche Welle auf, bevor der Wind drehte und auffrischte. Ich habe so etwas in der Art noch nicht erlebt. Ach ja, die Windvorhersagen auf mehreren Wetterdiensten waren falsch. Um 15.15 Uhr hatten wir schon einen recht kräftigen Nordwind. Dieser sollte aber erst gegen Abend einsetzen.

Viele Grüße & tight lines,

Matthias
sprottenfan
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von sprottenfan »

Rauchende gekennterte Kajakfahrer können einem aber auch den Tag versauen, vor allen Dingen wenn sie pudelnass sind und schlechte Laune haben
:grin: :grin: :grin: :grin:. Hatten die das Lemmingsyndrom, zu erkennen an etwas geröteter Halskrause und hochgezogenen Augenbrauen?? :ironie:
Die Leber streikt, die Hose spannt,
heute geht es nicht an den Strand
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Pattegrisen68
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von Pattegrisen68 »

Also wenn man an die Küste geht lohnt sich ein wenig Information immer, und dann hätte man genau das Szenario in der Vorhersage gesehen, inklusive Wind, Wellenhöhe, Wasserstand - und wen es interessiert auch noch die Temperatur der Badewanne.

https://ifm.fcoo.dk/index.asp

Manchmal wundert man sich schon, wie naiv die Leute sind
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marioschreiber
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von marioschreiber »

Ich wollte Samstag auch mit dem Kayak aufs Wasser bei WH !
Habe es dann aber doch gelassen.
Von Windstärke her schien es eigentlich zu gehen.
Nur der kalte Wind in Kombination mit Dauerregen haben mich abgehalten.
Kajakfahrer und Angler wurden vom Unwetter überrascht, nachdem sie bei glatter See auf die Ostsee hinausgefahren sind. Zunächst war die Lage über Zahl von Booten und Personen unklar. Die Suche dauerte bis zur einbrechenden Dunkelheit an...
http://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Suche-nach-Vermissten-auf-der-Ostsee
In der Einsatzleitstelle der Polizei hatte man indes nur wenig Verständnis für den Leichtsinn der Angler. „Wer in den Wetterbericht geguckt hätte, hätte diese Gefahrensituation auch erkennen können“, so ein Sprecher.
Ich habe, weil ich am Wochenende los wollte, die Wind und Wettervorhersagen die ganze Woche über intensiv studiert !
Am Samstag war eine "3" in Böen "4" für den frühen Morgen vorausgesagt.
Im Laufe des Vormittags solle es eine glatte "3" werden und zum Nachmittag eine "2".
Das ganze aus OSO.
Daraufhin würde ich sagen das Weißenhaus definitiv gegangen wäre !
Also verlasst euch nicht nur auf die Wetterfrösche ! ;)
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marioschreiber
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von marioschreiber »

@ Matthias : Darf ich deinen Augenzeugenbericht in einem anderen Forum zitieren ?
Wäre als Warnung für andere Kayakangler gedacht !
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Matthias
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von Matthias »

Hallo Mario,

kannst mich gerne zitieren.

Ich glaube mindestens einer der Kajakfahrer ist Mitglied in dem Kajak Angelforum.

Viele Grüße

Matthias
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von marioschreiber »

Matthias hat geschrieben:Hallo Mario,

kannst mich gerne zitieren.

Ich glaube mindestens einer der Kajakfahrer ist Mitglied in dem Kajak Angelforum.

Viele Grüße

Matthias
Bisher hat sich keiner geoutet !
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Laller
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von Laller »

Hammer!! Da sieht man wieder wie schnell es gehen kann. Vorsicht ist die Mutter der Natur.
Wetterbericht ist nicht immer zu trauen. Aber wenn es sich so schnell ändert ist es schwierig
Immer den richtigen Absprung zu finden.
Ein Glück nichts passiert
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Reverend Mefo
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von Reverend Mefo »

Kiel Leuchtturm meldete am Samstag ab 9:00 Uhr 7-8 Bft aus Nord. Am Sonntag sogar um die 10 Bft aus Nord. Was das mit einer Nordausgerichteten Küste anrichtet, kann man sich gut vorstellen. Ich weiß leider nicht, was genau vorher gesagt war, aber so viel war es definitiv nicht. Das heftige Hochwasser war auf BSH angesagt, hier wurde der Re-Schwapp mit dem plötzlichen morgendlichen Windrichtungswechsel um fast 180° kombiniert.

Dennoch waren aber sowohl die nördliche Windrichtung als auch der Temperatursturz für Samstag vorhergersagt, und was man bei den Bedingungen Ende November mit einem Kajak an einem der wellenbeständigsten Spots an der ganzen Deutschen Osteeeküste zu suchen hat, sollte man sich schon mal im Vorfeld fragen. Bei 10 Grad Wassertemperatur ist die Badezeit begrenzt, da nützt einem auch der auflandige Wind nichts, wenn man dann einfach nur noch angeschwemmt wird.
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Matthias
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von Matthias »

Hallo,

ich möchte noch einmal klarstellen, dass weder auf Windfinder (ja, ich weiß, dass die oft falsch liegen) noch auf BSH am Samstag bis zum Abend (ich habe Samstag morgen extra nochmal gecheckt) starke nördliche Winde für den Weißenhäuser Strand vorhergesagt waren. Es waren schwache bis mäßige Winde aus südlichen Richtungen vorhergesagt.

Die beiden Kajakfahrer waren sehr gut ausgerüstet und waren mit vollen Trockenanzügen und funktionierenden Rettungswesten unterwegs. Insofern war die Wassertemperatur in diesem Fall nicht so kritisch.

Viele Grüße

Matthias
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MeFoCarsten
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von MeFoCarsten »

Hallo alle,

ich habe mal vor einiger Zeit einen Meteorologen gefragt, warum die Wettervorhersagen an der
Küste so ungenau sind. Er hat das bestätigt und (wenn ich mich richtig erinnere) vor allem
damit begründet, dass es im Gegensatz zum Festland auf See eben keine Wetterstationen gibt.

Wichtig zu wissen! Küstenwettervorhersage lässt viel Spielraum.

TL und dry sox, Carsten
~~~~~~~~~~~~~~
<°)))><)
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marioschreiber
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von marioschreiber »

Wie sich herausgestellt hat waren beide Kayakangler aus meinem Forum !
Beide sind sehr erfahren, und ihre Sicherheitsausrüstung kann man als vorbildlich bezeichnen.
Beide sind zwar von der Situation überrascht worden, haben aber sehr besonnen reagiert.

Ich soll den Uferanglern die beim Bergen der Kayaks geholfen haben hier noch mal Dank ausrichten !

Und beide haben mir gestattet euch hier mal ihre Schilderungen zu veröffentlichen.
Hallo Kollegen,

Was war das denn für ein Wetter?

Bevor ist starte:
Allen Anglern und Helfern vor Ort sage ich Danke !!!

Ich war der erste Kajak/SOT Fahrer!
Mich hatte es 5-8 m vorm Ufer ausgehebelt.

Habe mir bisher die Berichte nur angesehen und abgewartet, was so geschrieben wird.

Der letzte "Augenzeugenbericht" trifft es ziemlich gut.

Wie eigentlich alle übereinstimmend berichten, änderte sich das Wetter innerhalb von wenigen Minuten.
Die Wettervorhersagen hatten diesen Umschwung nicht auf dem Radar.

Mein Kollege und ich waren draußen und bemerkten von See kommende, lange Wellen, die dann vor dem Ufer
zu brechen begannen und deren Gischt wir vom Weiten sahen und hörten.
Da hieß es nur: Sofort reinfahren!

Je näher ich dem Ufer kam, desto sicherer wusste ich:
Spätestens im Flachwasser wird es extrem, vermutlich wirst du kentern.
Also verstaute ich die losen Sachen so gut es ging und bereitete mich gedanklich auf das Kentern vor.
Wenige Meter vor dem Strand erfasste mich eine starke Welle schräg von hinten und schon war ich im Wasser.
Das es so kommen würde sah ein Kollege am Strand, der mir sofort half aus dem Wasser zu kommen und das Boot festhielt.
Wassertiefe: ca. 1,0 m
Und ja, die Rettunsgsweste tat das was sie soll: Sie funktionierte.

Mit weiteren Anglern trugen wir das SOT auf das Ufer.
Verletzt war ich nicht, gut, das Käppie war weg und etwas Werkzeug.
Naja.

Dort erfuhr ich von dem Erstretter, dass noch ein kleines Schlauchboot mit 2 Mann draußen sein soll, irgendwo an der Seebrücke.
Also ca. 1,5 km entfernt. Bei dem Wetter mit einem winzigen Schlauchboot heil ans Ufer zu kommen war ausgeschlossen.

Da auch mein Kollege gekentert war, griff ich zum Telefon und rief den Notruf an, "schilderte die Lage" und
dann machte wir uns sofort auf den Weg zu meinem Kollegen, mit den Wellen zum Ufer kam.
Allerdings waren es keine 50-100 m vom Ufer, sondern ca. 30 m, wo er ins Wasser musste.

Auch ihm gelang es, ohne Verletzungen an Land zu kommen.
Nachdem auch sein Boot soweit gesichert war, kamen die ersten Rettungskräfte vor Ort an.

Dem Sani sagte ich, dass es uns gut geht, wir aber nicht wissen was mit dem kleinen Schlauchboot ist und sie besser den Strand absuchen sollten.
Das gleiche erzählte ich auch einem Polizisten.

Ständig wurde ich von "Leitstellen" auf meinem Handy angerufen und man fragte mich nach dem Stand der Dinge. (??)
Ja, ich hatte zwar alles in Bewegung gesetzt, aber warum sprechen die nicht mit den Einsatzkräften vor Ort?
Ich war da keine Hilfe.

Einige Zeit später kamen weitere Feuerwehrfarhrzeuge mit einem Schlauchboot, also die Wasserrettung. Ein Feuerwehrmann fragte mich,
wo die denn das Schlauchboot zu Wasser lassen können.
Wie bitte?
1. Ich bin nicht von hier (kann er nicht wissen)
2. Habt ihr keine Karten mit möglichen Einsetzstellen an Bord?


Während mein Kolleg und ich unsere Boote verluden und alles im Auto verstauten, rückten weitere Truppen aus Eutin an.
Die DLRG. Es kam so langsam eine gewisse Unruhe bei den Helfern auf, da es dunkel wurde, und die genau Lage nicht klar war.
Sind noch welche draußen, wenn ja: Wo und wieviele.

Vermutlich kam auch mit der DLRG der Reporter der Zeitung. Zumindest ging dort jemand mit einer Kamera zum Strand.

Festhalten kann ich folgendes:

Herzlichen Dank an diejenigen, die uns geholfen haben!

Ohne Trockenanzug wäre es dramatischer geworden!
Ich blieb komplett trocken, ne, nasse Haare hatte ich bekommen :zwink:

Der Satz in der Zeitung: "Wenn wir den Wetterbericht gelesen hätten, hätten wir sehen können was auf uns zukommt"
ärgert mich Maßlos. Denn er ist (belegbar) falsch!
Keine Vorhersage, die ich kenne, kündigte diesen Umschwung gegen 14:00 Uhr an.

Es wird wieder so getan, als wären wir Kajakfahrer lebensmüde, fischgeile Angler, die zu blöde sind Warnungen zu lesen und ernst zu nehmen.
Dagegen verwahre ich mich!

Mich hatte eine Welle von hinten umgeworfen. Ob die wirklich schräg kam, weiß ich nicht mehr genau.
Wir hatten ca. 1,3 m hohe "Brecher" am Strand.
Das ist einfach zu viel für so ein SOT.
...
Ich sehe es so:
Wir beide wussten ,dass wir kentern werden, dann stellt man sich darauf ein und versucht das Beste zu machen.
Anders wäre es, wenn man ohne Vorwarnung erwischt wird.
...
Viele Grüße

Ulf
Und hier der zweite :
Moin moin.

So, nun kann ich mich ja outen.
Wir mussten erst einmal die ganze Sachlage in Ruhe analysieren und Daten der uns zu Verfügung stehenden Wettervorhersagen sichern bevor ich hier schreiben wollte.

Wie alles anfing:
Der Tag begann recht entspannend.
Zuerst sind wir nach Pelzerhaken gefahren.
Dort war zwar die Welle sehr klein, aber der Wind war blöde und wir wollten entspannt angeln.
Quasi Brandungsangeln mit Rückenwind.
Wir entschlossen uns dann unter Berücksichtigung Windfinder sowie dem BSH nach Weißenhäuser Strand zu fahren.
Für die Fälle aller Fälle und wenn es überhaupt nicht geht, hatten wir unsere Neoprenhosen und Meerforellenpeitsche mit uns stellen uns mit der Spinne am Strand.

Nach einem Blick über den kleinen Deich sah es richtig super aus.
Wasser glatt und nur vorne eine Miniwelle. Halt wie immer.
Sogar die Sonne kam teilweise raus.

Wir haben dann noch einen Kaffee getrunken und mit einem Mefoangler geschnackt.
Wetter war natürlich auch ein Thema und wir freuten uns, dass der Wind sogar noch weiter runtergehen sollte.

Das Einsetzen war ein Kinderspiel und wir hielten uns relativ Strandnah bei 4-5 Meter auf da hier der Fisch stand. Warum weiter rausfahren.
Kurzfristig wurde es wettertechnisch wirklich entspannter.

Ich bin dann Richtung dieser Seebrücke gefahren.
Erst da bemerkte ich, dass das Echolot von 4,50 Meter sprunghaft 6 Meter anzeigte und dann wieder 4,50 Meter…...
sch..., das ja Wellen! Und kein Wind?
Ich habe dann gleich abgedreht und wollte reinfahren.

Jetzt kommt das Ding, welches ich noch nie seit über 20 Jahren, sei es vom „richtigem Boot“, Brandung oder Spinnangeln so brutal in diesem Ausmaßen erlebt habe. Und ich glaube, da bin ich gedanklich mit Sicherheit nicht alleine.

Auf meinem Rückweg wurden die Wellen immer höher. Zum Glück noch langgezogen und der Wind nahm derbe und minütlich zu.
Da hörte ich auch zum ersten Mal die Brandung, wie das Wasser am Strand regelrecht knallte.

Ab da war mir glasklar, ich mache einen Abflug.
Die Frage war nur, wo und wann.
Das wo und wann wollte ich nach Möglichkeit selber bestimmen beziehungsweise ein bisschen Mitspracherecht haben. Wenn es geht, so dicht wie möglich am Ufer.

Ich hatte dann noch zwei Schlauchifahrer gesehen und denen Zeichen gegeben, dass sie runter von Wasser sollen. Die haben es aber nicht registriert.

Komischer Weise war ich komplett ruhig und verstaute nach meinen Möglichkeit die Angeln, Rücksack und anderes Zeug um den kommenden Verlust zu mindern.

Okay, ab zum Ufer.
Ich sprach mit mir selber und sagte noch: Wenn ich kippe, was zu 100% feststeht, dann steige ich kontrolliert aus und versuche nicht das SOT in der Kippbewegung aufzuhalten. Circa 30 Meter vom Ufer entfernt war es dann so weit.
Ich war überrascht, wie schnell das ging obwohl es mir wie Zeitlupe vorkam.
Sachte ins Wasser gleiten und auf das Boot robben.
Muss echt sagen, das ging richtig gut und die Schwimmhilfe behindert nicht.
Doof war, dass ich beim letzten Pinkeln den Pinkler wohl minimal offen gelassen habe.
War aber wenig eindringendes Wasser gewesen und das Wasser erwärmte sich recht schnell.

Es hört sich jetzt wirklich blöde an, aber ich war stinksauer, dass ich mein Boot nicht drehen konnte.
Gut, es hätte letztendlich eh nichts gebracht, aber ich wollte wissen, ob es geht.
Ging aber nicht.
Okay, dann wieder rauf auf’s Boot und ein wenig mitpaddeln.
Ja, es war wirklich doof von mir, in Strandnähe das Boot mitzuschleppen. Das sehe ich jetzt auch so.
Aber mein Rucksack mit dem Autoschlüssel….

Am Land erwarteten mich schon die ersten Helfer.
Erst einmal vielen vielen Dank für eure Hilfe. So war es um einiges leichter, das mit Wasser angefüllte SOT halbwegs am Land zu bekommen.
Noch mal herzlichen Dank!

Zum Schock….Nee, hatte ich wirklich nicht.
Ich bin so.
War nur angepisst, das mein erster Kohler weg war, die Mefo auch, naja, und noch die neue Baitcaster samt Rute und über den tollen Wetterdienst.
Da ist mir doch eine Zigarette vergönnt. :zwink:

Hatte aber echt Sorge um die Schlauchbootfahrer gehabt.
Ich hatte sie aus den Augen verloren.

Ach.
Irgendwie war es anfangs ein schöner Tag gewesen, der sich innerhalb 20 Minuten zu einem ausgewachsenen sch... Tag entwickelte.

Sowas habe ich beim Angeln noch nie erlebt.

Zum Abschluss noch, was mir nach dieser Erfahrung als wirklich sehr wichtig erscheint.
Trockenanzug auf einem SOT ist geil!!
Glaube, das brauche ich nicht näher erklären.
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von Harzer99 »

Gut dass keiner zu Schaden gekommen ist.
Nun aber mal eine wichtige Frage: Wer zahlt in solch gelagerten Fällen den Einsatz der Rettungskräfte?

Gruss Harzer :wink:
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MeFoCarsten
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von MeFoCarsten »

Ja, es war wirklich doof von mir, in Strandnähe das Boot mitzuschleppen.
Das war es sicher nicht. Richtig, richtig fiese Probleme entstehen oft, weil die gekenterten Personen
meinen, sie könnten das Ufer selber erreichen und sich vom Boot entfernen. Dann stellen man fest,
das es nicht nur Wellen gibt, sondern auch noch Strömung. Muss nicht sein, aber wenns dicke kommt:
beste Chancen zum Absaufen oder erfrieren.

Am Boot, Kajak, Surfbrett gibt es eine gute Chance, gefunden zu werden und man kann sich einfach
festhalten. Bei Seegang eine einzelne Person im Wasser auszumachen ist ungleich viel schwieriger, bei
Dunkelheit fast unmöglich.

Ich habe in Weissenhaus bei Wind & Welle mal lächerliche 15 Meter zurück waten müssen, weil ich das Wetter falsch
eingeschätzt habe. Kein Spaß.

TL & DS für nächste mal,
Carsten
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Re: Gefährliches Angeln am Weißenhäuser Strand

Beitrag von marioschreiber »

Harzer99 hat geschrieben:Gut dass keiner zu Schaden gekommen ist.
Nun aber mal eine wichtige Frage: Wer zahlt in solch gelagerten Fällen den Einsatz der Rettungskräfte?

Gruss Harzer :wink:
Keiner / wir alle !
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