Wann kommen bei Fliegenfischen die Bisse?

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orkdaling
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Re: Wann kommen bei Fliegenfischen die Bisse?

Beitrag von orkdaling »

Da stellt sich mir die Frage was ziehende Mefo sind?
Sicher nicht die die bei Untersuchungen zu den Wanderwegen der Mefo zB Brislingsschwærmen folgen, somit sehr weite Strecken zurueck legen.
Oder sind ziehende Mefo die die tæglich ihre Futterplætze abklappern, wo man fast die Uhr nach stellen kann.
Dann wæren aber die die eine handvoll Gammarus im Bauch haben keine ziehenden Mefo, sondern einen ihnen bekannten Futterplatz abwaidende Mefos.
Und da wo Ebbe und Flut eine Rolle spielen bleibt ihnen nichts weiter uebrig als raus zu ziehen, um mit aufkommender Flut wieder an genau diesen Plætzen zu fressen. Das duerfte an den Strænden um Kiel eher weniger eine Rolle spielen, aber schon in den nørdlichsten Zipfeln Dænemarks, an der westschwedischen Kueste und natuerlich nørdlicher sollte man daran denken.
Irgendwo hab ich auch mal gelesen das sogar die einheimischen Skagerrak-Fischer nur bei auflandigen Wind und auflaufenden Wasser fischen gehen.
Und genau deshalb gehe ich bei Flut auf Felsvorspruenge weil sie da bei einsetzenden ablaufenden Wasser vorbei kommen, dann ist Ruhe.
Genau zur Ebbe gehe ich los und stehe auf Sandbænken weil dann das auflaufende Wasser auch Fischlein bringt, der Grund aufgewirbelt wird.
Das Wasser steigt ja nicht gleichmæssig sondern im Schueben mit unterschiedlich starker Strømung.
Somit weiss man sehr genau wo man in welcher Entfernung und in welcher Tiefe fischen muss. Jedenfalls solange bis man von der Flut zum verlassen seines Standplatzes gezwungen wird.
Wenn ich an die Buchten zwischen Trelleborg und Ystad denke, mancherorts ueber 100m breite Steinfelder wo die Findlinge raus ragen, dann hoffe ich auf leicht auflandigen Wind weil genau dazwischen ueber Muscheln und Tang die Mefo auf Jagd sind. Ausserhalb der Steinfelder ist meist gut wenn dort Junghering- oder Tobisschwærme sind. Da schlægt der Streamer ein, kein Platsch verscheucht die Mefos, die gehen sofort drauf.
Zwischen den Steinen dagegen muss man sich sehr ruhig bewegen, anwerfen, strippen.
So hab ich`s von den Schweden gelernt und es klappt dort.
Nun mag ich nicht ueber die eher gleichmæssigen Bedingungen zwischen Kiel und Warnemuende urteilen, ich muss auch keine Strecke machen um Fisch zu suchen, ich denke mal auch da kann man nicht pauschalisieren.
So hat halt jeder seine Erfahrungen mit (Jahres)Zeit , Ort und Bedingungen.
Gruss Hendrik
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Re: Wann kommen bei Fliegenfischen die Bisse?

Beitrag von Loop-Freak »

Moin.....
Hut ab..... :wink: was für tatkräfige Aussagen da kommen ,hätte auch einiges aber die von Hendrik und Klaus,Frank
sagen das meiste , also mehrmals lesen :+++:

Tolles Hobby haben wir :l:

Gruss Ralf Dk
Vi ses:)
sprottenfan
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Re: Wann kommen bei Fliegenfischen die Bisse?

Beitrag von sprottenfan »

Moin, aber wenn ich Klaus Andeutungen Glauben schenken darf, und dann irgendwann mal ein guter Werfer bin, bin ich ja stark im Vorteil, wenn ich nur ein oder zwei Leerschwünge brauch, um meine Fly ins Wasser zu katapultieren. Denn ich bin ja dann auch potentiell länger in der fischereilich interessanten Zone. Und das war früher beim Blinkern auch nicht anders. :wink: ;)

Was auch noch wichtig erscheint, ist der Rute - Schnürwinkel dabei, wenn er geradlinig ist, spüre ich mehr vom Fisch und kann auch den Anhieb bzw. den Schnellstripp besser oder zeitnaher setzen, je nach Geschmack halt und nach Häkenschärfe. ;)
Die Leber streikt, die Hose spannt,
heute geht es nicht an den Strand
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Colli_hb
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Re: Wann kommen bei Fliegenfischen die Bisse?

Beitrag von Colli_hb »

Das artet hier ja in wissenschaftlichen Studien aus :lol:
Nein ernsthaft, vielen Dank für Eure Anregungen und Tips :+++:

Ich werde beim meinem nächsten Trip mal ein wenig rumprobieren und
hier wieder berichten. Hoffentlich hält die kommende Kälteperiode nicht
so lange an ;)
Gruß und Petri,

Sascha
orkdaling
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Re: Wann kommen bei Fliegenfischen die Bisse?

Beitrag von orkdaling »

haha, nix Wissenschaft nur viele Tage am Wasser verbracht.
Wann, bessser vielleicht, wo kommen die Bisse? Mit "wo" meine ich dabei nicht die Entfernung, also auf Distance oder vor der Rutenspitze.
Hier mal was von den dænischen Freunden, ein Platz auf Bornholm
Bild

und das Luftbild dazu wo man vor dem Riff unterhalb und oberhalb Sandflæchen sehen kann.
http://www.bornholmsfiskeri.dk/sorthat
Das ist so ein typisches Beispiel wo ich mit Bleioliven werfen møchte.
Oft schon kam ich dort an und sah das einige Sportfreunde unverzueglich das Riff entlang wateten um auf die æusserste Position zu kommen um dann Richtung DK zu werfen.
Alle Fische die entlang der Riffkante wandern sind damit verscheucht.
In der Regel (westl.Winde) drueckt das Wasser an der Kante entlang um dann oberhalb zu verwirbeln - da sind weite Wuerfe erforderlich.
Der Kessel dort wird fæcherartig abgesucht.
An der Riffkante dagegen erfolgen die Bisse da wo die Kreuze zu sehen sind. Man startet von Land aus, arbeitet sich vorsichtig die Kante entlang.
Da sind keine weiten Wuerfe nøtig.
Was ich damit sagen will, sicher ist es gut wenn man weit werfen kann, wenn man "Flæche absucht".
Gleichmæssige Kuetenabschnitte oder weiter draussen stehende Futterfische sind ein typisches Beispiel dafuer.
Was ich aber sehe, schætze mal 2/3 der FF ueberlatschen Rinnen, kleinere oft nur ein paar m2 grosse Riffs oder nur ein Findling unter Wasser.
Auch wenn es in der suedlichen oder østlichen Ostsee keine Ausswirkungen durch die Gezeiten gibt (jedenfalls so gering das wir das mal vernachlæssigen) so bilden sich dennoch Strømungen und hinter so einem Findling ist vielleicht eine ausgespuelte Senke oder er bietet Tang halt.
Und genau das ist der Unterschied zur Eintønigkeit, dort verweilen oder finden die Fische Futter.
Leider sehe ich oft Leute die erstmal 20 oder 50m raus waten um sich da rauf zu stellen. Das ist ja der perfekte Wurfplatz gegen den Horizont, haha.
Zurueck zum Sorthat Riff. Im unterem Bereich sind Wuerfe von 15m nøtig, wirft man die Kante entlang kommen Bisse auch vor der Rutenspitze.
Im oberem Bereich wo man den Kessel abfischt sind weite Wuerfe erforderlich, Bisse erfolgen kurz nach eintauchen aber auch beim strippen so zwischen 15 und 25m.
Unterhalb des Riffs, da wo man den gleichmæssigen Sandstreifen sieht, da wæren auch weite Wuerfe angebracht um die Flæche ab zu suchen. (da ist aber Schutzzone :grin: )
Also "weit" gewinnt nicht immer, das ist eine Variante um Fische zu suchen, Strecke zu machen.
"Anwerfen" bringt mir mehr Fisch, setzt aber voraus das man sich auskennt mit den ørtlichen Gegebenheiten, mit den Auswirkungen der Gezeiten, der Windrichtung , Wasserstand...
Ein anderes Thema wære noch die Tiefe, auch nicht so dramatisch beim Watfischen ueber gleichmæssigem Grund.
Da wo es aber auf Wurfweite schon 10m tief ist (und tiefer in der Fjordregion), da ist das entschiedent ueber den Fangerfolg.
Aktuell (bezieht sich auf meine Gegend) stehen die Mefo noch weit draussen bei 2-4m Tiefe, da hat es 4-6 Grad Wassertemperatur.
Die Dorsche (Unterschied zwischen Freiwasser - und Kuestendorsch) stehen viel tiefer, kommen aber nun langsam an die ablallenden Kanten um Krabben zu fressen.
Ich muss also eine Schnur haben die ich auf diese Tiefe bringen kann und das ist bei mir eine 4cast F/S1/S3. Mit dieser Sinkrate steht ich auf Vorspruengen, Bisse erfolgen auch in der Sinkphase.
Mit einer GL Coastal interm. wuerde ich jetzt nur Fliegen baden, bis sich die Brackwassergebiete mit den Sandbænken und Schæren auch auf 6 oder 8 Grad erwærmt haben.
Und im Sommer wenn der Fjord in den inneren Bereichen die normale Temperatur (4-14grad) uebersteigt, es auch 18 oder 20grad warm wird,
dann sieht alles wieder ganz anders aus. Tagsueber kaum Fisch in der Uferregion, abends wenn es kuehler wird und auch Futterfisch in der Bucht ist, da ist die Coastal angebracht. Flæche machen mit Streamer.
Aber halt, das stimmt ja auch nicht, da gibt es ja noch Bacheinlæufe mit arschkaltem Wasser aus den Bergen, da wo es nicht warm wird und man den ganzen Tag fischen kann.
Aber das ist ja das was so interessant ist, jeden Tag muss man sich erneut die Frage stellen - "Wann - Wo - Womit"?
Gruss Hendrik
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chrmuck
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Re: Wann kommen bei Fliegenfischen die Bisse?

Beitrag von chrmuck »

... aus den vielen Stellungnahmen ist es ja ersichtlich: Es gibt sehr viele Einflussfaktoren!

Hallo Zusammen,

vielleicht bringt es nicht mehr viel, weil alles schon gesagt ist... Aber ich steuer noch meine eigene Statistik bei - gefühlt, also hochgradig subjektiv - nicht objektiv und anhand von exakten Erhebungen fixiert...

1. Beim Auftreffen des Köders auff´m Wasser, habe ich (beim Fliegenfischen, nicht bei dem schon seit längerem nicht mehr praktizierten Spinnfischen) selten Anbisse. Meine Erklärungen; ich werfe nicht weit genug, ich werfe nicht dortihin, wo gerade Fische sind und viel wichtiger - ich schaffe es viel zu selten, Schnur und Vorfach so gestreckt auszubringen und direkt Spannung aufzubauen, um einen unmittelbaren Biss zu bemerken!

2. Auf dem Weg vom Auftreffen der Fliege bis auf die letzten fünf Meter vor mir gibt es manchmal Bisse... ob zu schnell, zu langsam, ich weiss es nicht und kann - man möge mir verzeihen - keine Regelmässigkeit erkennen.
Die Garnele tüddelt gerade so vor sich hin, weil ich mal wieder einen Schnursalat sortieren muss und beim nächsten Zug merke ich, oh, ein Fisch! Oder ich strippe schnell ein, weil ich irgendwie den Wurf oder die vermeintliche Laufbahn der Fliege für ungeeignet halte - und diese blöde Meerforelle beisst! Also, auf dem Weg durch´s Wasser kein wirklicher Erkenntnisgewinn... bis auf...

3. Eine vielversprechende Stelle bewusst angeworfen, Steine oder eine Kante, einen Wasserschwall im ruhigen Drumherum, mitten rein, ein paar Züge und bamm! Es gibt aber auch noch häufiger die

4. ... Forelle, die knapp vor mir beisst, quasis schon auss´m Waaser - ich glaube, die hat Stress, ist der Fliege schon eine Zeitlang gefolgt und fühlt sich durch meine unbewusste Beschleunigung der Fliege so kurz vor´m Ende - quasi Ausgefischt - provoziert genug, um zuzuschnappen.

Für mich folgt daraus, dass ich meine Schnur zukünftig nur noch völlig gestreckt auswerfe, und zwar an möglichst viel versprechenden Stellen (ausschliesslich an diesen!), an denen ich dann unregelmässig einstrippe, aber am Ende immer nochmal bewusst die Fliege beschleunige - Mann, werde ich fangen!

Einen herzlichen, augenzwinkernden Gruß

Christian

PS: Hat noch jemand ´ne extra gute Idee für mich?
orkdaling
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Re: Wann kommen bei Fliegenfischen die Bisse?

Beitrag von orkdaling »

Moin moin,
Christian - hast du dir schon Gedanken gemacht warum ein einschlagender Blinker die Mefo nicht verscheucht aber eine grosse Fliege?

Ganz einfach- Ort ,Zeit und Bedingungen beachten!

Wenn angenommen die Mefos jagen und im Fressrausch sind, egal ob nun Jungfisch oder Wattwurm, da størt die auch ein Plums nicht. Im Gegenteil.
Wenn sie aber bei vielleicht ruhigen Wetter entlang einer Tangkante Gammarus sammeln und du haust einenSK mit dicker Fliege dazwischen - siehst du nur eine Welle.
Das sind also 2 Paar Schuhe! Und das ist nicht nur bei den Mefos so.
Anderes Beispiel. Aufsteigende Lachse sind nicht scheu, die springen dich regelrecht uebern Haufen wenn du gerade im Weg stehst.
Steht selbiger Lachs aber im Pool und nimmt seine Wanderpause ein størt schon eine ueberworfene Schnur.

Und zu deiner Frage (zum Schluss Fliege beschleunigen) Ja das kann sein. Auch Hechte, Barsche.... , selbst Haie hauen oft genau dann zu wenn sie die letzte Chance haben. Sicherlich haben die ihre Beute ueber eine lange Strecke verfolgt. Warum kein Biss erfolgte kan verschiedene Ursachen haben.Falsche Geschwindigkeit, Fliegenmuster ... oder einfach satt.
Versuch aber mal die Fliege kurz vor Schluss stehen zu lassen oder gar absacken.
Wenn es eine todsichere Antwort darauf geben wuerde (Wann...) dann gæb es schon keine Fische mehr.
Bleibt also nur eins - den abgeleierten Spruch (Ort, Zeit....) beachten oder einfach wie ein Fisch denken :lol:

Gruss Hendrik
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