Einfluss der Gezeiten?

[Strandlaeufer]

Nein, ich bin kein Anfänger mehr, habe aber trotzdem eine Anfängerfrage:
Ich habe beim Meerforellenfischen NOCH NIE auf die Gezeiten geachtet. Allerdings fische ich auch fast ausschließlich an "offenen" Meeresküsten auf Bornholm und Rügen.
Dass Gezeiten in fjordartigen Gewässern für erhebliche Strömungswechsel sorgen und somit Fressverhalten und Standort der Fische erheblich beeinflussen, ist mir schon klar.
Aber wie ist das an Ostsee-Küsten, an denen die Gezeiten lediglich 15 cm Tidenhub hervorrufen. Habt Ihr an diesen Küsten einen wiederkehrenden Effekt beobachten können?

[piscator]

Moin, in der Ostsee spielen Gezeiten keine große Rolle ausser in den Belten, wo es substantielle Gezeiten (Ströme) gibt. In der Ostsee dominieren 'Seiches', die sind Eigenschwingungen des Meeresbeckens. Und die hängen mit dem Windfeld zusammen. Die verschiedenen Perioden hängen mit den Beckendimensionen zusammen.
Da gibt es Längsschwingungen (27 ud 31 Stunden) und Querschwingungen von nur wenigen Stunden Periode. Diese können alle +- 1m Amplitude machen (siehe leergelaufene ECK-Bucht. Muss mal ein wenig stöbern in der Ozeanographie Spalte.

[Ostsee-Silber]

Hallo Strandläufer, nicht nur an Fjorden, die Gezeiten machen den Tag aus, auch wenn es nur wenige Zentimeter sind. Gaaanz wichtig!

Stell´ Dir vor, Du liegst im Bett und es wackelt plötzlich, das merkst Du. Dann wird es wieder ruhiger und Du schläfst wieder ein. So ganz einfach gesagt. :grin:

Am Deutlichsten ist das wohl in Frankreich oder auch an der englischen Küste, da merkst Du das sofort, denn da ist schlichtweg mal das Wasser über hunderte Meter weg.

Die Mondphase und die Gezeiten (Strömungswechsel...) sind das kleine Einmaleins für die Küste.

[Strandlaeufer]

Hallo Strandläufer, nicht nur an Fjorden, die Gezeiten machen den Tag aus, auch wenn es nur wenige Zentimeter sind. Gaaanz wichtig!
Stell´ Dir vor, Du liegst im Bett und es wackelt plötzlich, das merkst Du. Dann wird es wieder ruhiger und Du schläfst wieder ein. So ganz einfach gesagt. :grin:
Die Mondphase und die Gezeiten (Strömungswechsel...) sind das kleine Einmaleins für die Küste.

?
Wann wackelt es denn an meinem Meerforellen-Bettchen? Zur zeit der schnellsten Wasserstandsänderung, also exakt in der Mitte zwischen Hoch- und Niedrigwasser? Da müsste ja nach Deiner Theorie die "Aufwachquote" am höchsten sein? Mhhh.

[quallunaq]

@ Strandläufer: schau mal hier nach: http://www.bsh.de/aktdat/wvd/nm2.htm
Da steht wann in der Ostsee Wecker klingelt :grin:

Tight Lines Boris

[Ostsee-Silber]

Wann der Ostsee-Wecker exakt klingelt, weiß ich leider auch nicht.

Aber wie Jürgen schrieb, sobald es mal in der "Wanne schwingt", ist auch mit Aktivität zu rechnen.

Aber auch, wenn an einem dunklen Tag plötzlich mal die Sonne rauskommt, die Mittagszeit, eine leicht vom Wind gekräuselte Oberfläche, vom Wind eingespülte Trübung... da spielt wohl alles eine kleine Rolle und etwas Wasserhub ist nur ein Kriterium.

Theorie ist das nicht, der Vollmond bewegt das Wasser auch in der ruhigen Ostsee. Und nur zehn Zentimeter mehr können dafür sorgen, dass Meerforellen plötzlich auf Nahrungssuche gehen, wo sonst keine Flosse zu sehen ist. Tja, wenn man immer alles wüßte..

[piscator]

Ne, Mirko der Vollmond bewegt die Ostsee nicht, dazu ist die zu klein. Die Ostsee schwingt ein wenig mit den Gezeiten der Nordsee mit, aber eigene direkte Gezeiten hat die Ostsee nicht. Und die vorhergesagten Pegelstände auf der BSH Seite sind von einem operativen Ostseemodell, in dem Mitschwingungs-Gezeiten und Seiches vorhergesagt werden. Das funktioniert ziemlich gut auf Tagesbasis. Die kurzen, kleinskaligen Schwingungen gibts da aber eher nicht so gut vorhergesagt. Die können aber in der Kieler Bucht schonmal +- 40cm Hub ausmachen (mit ner Zeitskala von 1 - 2 Stunden) -- das zählt wenn du draussen auf der Sandbank fischst

[Ostsee-Silber]

Hallo Jürgen, wieder was gelernt.

Dann sag ich mal so, ich fische am Liebsten bei Vollmond, weil da die Nahrung aktiver ist. Oder die Augen der Garnelen besser reflektieren oder die Flanke eines Sandaals mehr schimmert...aber das hat dann mit den Gezeiten nichts zu tun.

Dieses Jahr muss ich unbedingt mal wieder zum Limfjord, da merkt man die Gezeiten. :l:

[Strandlaeufer]

... gut - aber selbst wenn ich nun weiß, wann und wie die "Wanne schwingt":
Wann ist denn Eurer Erfahrung nach die beste Zeit? Auflaufendes Wasser? Ablaufendes Wasser? Hochwasser oder Niedrigwasser?

[quallunaq]

... meiner Erfahrung nach in der Stunde (vielleicht 1 1/2) um die Wechsel von Hoch- zu Niedrigwasser und umgekehrt.


Grüße Boris

[SIMPLE SHRIMP]

.
Moin Jürgen,

danke für die Erklärungen, bestätigt und erweitert mein Halbwissen. Beim Wissen um die besten Beisszeiten tappe ich noch immer im Dunkeln, deshalb gehe ich fischen wenn es hell und angenehm ist und überlasse es den Fischen ob der Tag noch schöner wird.

TL
Klaus

[angellein]

auch ich denke das der tieddenhub der ostsee zu vernachläsigen ist.
größere einwirkungen auf den wasserstand nimmt der wind.
ob nun der wasserstand hoch ist oder niedrig ist wird von stran dzu strand auch unterschiedlich sein, jedoch denke ich das fließßendes wasser die chancen erhöht.

[piscator]

Bitte sehr gern geschehen - das mit den Unterschieden des Wasserstandes von Strand zu Strand ist natürlich nicht wahr -- da gibt es so Prinzipien wie kommunizierende Röhren -- Was unterschiedlich sein kann, sind die Strömungen, die hängen dann von der Beckengeometrie ab.

[Der Stefan]

@Jürgen , schön wenn Leute Ahnung haben und ihr Wissen so nett wie du weiter geben .

Gruß Stefan

[Sundvogel]

Jürgen, wie sieht denn der Gezeiteneinfluss weiter nördlich aus? Als ich in der Gegend um Grenå gefischt habe, war das meiner Ansicht nach ziemlich deutlich oder sind das auch nur Schwingungen. Einheimische haben mir geraten, die "Flut" zu berücksichtigen und die Angelzeiten daran zu orientieren. Ein täglicher Tidenwechsel war m.E. deutlich zu sehen oder erliege ich da einer Täuschung?

Gruß Uli