Bambusexperimente

Viele der edlen Wekzeuge und Hilfmittel, mit denen wir bei unserem Hobby hantieren, müssen nicht unbedingt von der Stange aus dem Ladenregal sein.
Watstock, Schnurkorb, Kescher und Co. können auch aus eigener Produktion sein, die gemeinsam mit Freunden oder allein eisige Winterabende füllen kann.
Antworten
Benutzeravatar
Hardi
the shredder
...
Beiträge: 127
Registriert: 11.08.2010, 19:55
Wohnort: OD + SL

Beitrag von Hardi »

Moin Jürgen,
Dein neues Projekt ist Brandheiß. Ich bin mehr als äusserst gespannt auf den Bau der zweihändigen Grasrute.
Gruß Thomas

Bild
Benutzeravatar
Nordlichtforelle
...
Beiträge: 330
Registriert: 14.01.2008, 22:17
Wohnort: Deutschland

Beitrag von Nordlichtforelle »

Fliegenjeck hat geschrieben: natürlich muß ich dir glauben,da ich darin kein Erfahrung besitze,aber seit Urzeiten haben Menschen Bögen aus einheimischen Holzarten hergestellt und die waren ja auch recht flexibel,oder???Na ja leichter ist es wahrscheinlich schon.
MfG Nobby...
Natürlich geht das, aber es hat seine Grenzen!
Weiden, Haselnuss, da hab ich meine ersten Angelruten draus gebaut! Mit 5 und 6 angefangen und dann nie mehr aufgehört ... ist ja auch schon weit aus dem letzten Jahrtausend! :grin:
Ist auch nicht gebrochen und für die Gründlinge im Fluss (auf Sicht) geangelt, hat es gereicht. Was meinst Du, was ein richtiger Angelhaken gegenüber dem Selbstgemachten aus Draht oder Sicherheitsnadel ein Fortschritt war.
Und erst die erste klare "Sehne" (also heutzutage profan Monofil genannt) für ein Fortschritt war, und die Fische waren somit leichter zu fangen.
Und erst die Kunst der Sehne an einem Plättchenhaken - ein echtes Weltwunder!

Aber versuch mal was langes daraus zu machen, also jenseits 1,50-2m. Da merkt man schon einen Quantensprung-Riesenunterschied wenn man die erste Bambusrute in die Hand bekommt. Und damit die ersten 15 und 20cm Rotaugen in der Strömung fangen konnte.
Unser elastisches Holz hat kein gutes E-Modul, entwickelt keine rechte Kraft bei Biegung.
Das Holz mit hohem E-Modul wie Esche oder Tanne ist gut für einen Bogen, bricht aber leider schon sehr früh bei einiger Biegung.
Selbst die naturalen Bambusstücke haben da auch noch deutlich weniger Spielraum als eben die mehrfedrige gesplisste.

Ich habe so mit 13 mal in einem Graben am Wasser von einem Schwarzangler eine Gesplisste mit einer durchgeangelten Stationärrolle gefunden, war so 2m lang und daran ein wendbares Griffstück für Spin&Fly, noch alte verchromte Messingringe drauf und damals schon sichtbar alt. Wußte nicht, was das für ein Schätzchen heute wäre, irgend ein Volltrampel ist da beim nächtlichen Aalangeln auf die Spitze getreten, und dann war das nix rechtes mehr mit der Flickreparatur. Heute könnte ich :cry: aber so ist das eben.

Finde die Versuche mit dem Old-School Material von piscator voll klasse! :+++: :+++:
Also postet mit Liebe! :l:
Benutzeravatar
Mattes36
...
Beiträge: 2091
Registriert: 20.04.2006, 20:21
Wohnort: Berlin

Re: Neue Experimente??????

Beitrag von Mattes36 »

Hi Jürgen,
piscator hat geschrieben:1) hat das hier jemand interessiert (zwischendurch hatte ich da so meine Zweifel --- genau wie Mattes mit seinen Baitcaster Ruten) und glaube inzwischen, dass die Anzahl von Aufrufen da doch eine klare Antwort gibt.
es ist klar, daß wir mit diesen speziellen Themen nicht die breite Masse vom Hocker reißen, aber wenn es zumindest 'ne Handvoll Interessierte gibt, die auch mal nachfragen und ein bißchen Leben in den Thread bringen, ist das schon OK ;)

Ich finde die Gespließtenbauerei überaus spannend, weil sehr anspruchsvoll und die Verwendung von Naturmaterial hat schon einen eigenen großen Reiz. Aber - und da geht es mir ähnlich wie Dir bez. der Baitcaster - ich kann zu diesem Thema nicht wirklich etwas beitragen und deshalb werde ich weiter fasziniert mitlesen und ab und zu mal einen Kommentar einstreuen :wink:

Viel Erfolg, Matthias
Raubfisch-Dezernat Berlin/Brandenburg
Benutzeravatar
piscator
Grasfuchtler
...
Beiträge: 5094
Registriert: 19.04.2005, 08:02
Wohnort: Kiel
Kontaktdaten:

Beispiel-Taper

Beitrag von piscator »

Habe mal ein bisschen im I-Net gegraben und folgende Rutendimensionen gefunden. Beides sind 12ft Ruten, die etwa 400 grain werfen sollten (#6/7) wobei die rote (Ron Grantham) etwas spritziger für Skand. Wurfstil sein soll.

Mindestens die etwas dickere Rute sollte teilweise ausgehöhlt sein.

Eine interessante Frage ist, wie lang müssen die Einzelteile sein, wenn die Spliced - Verbindung eine Schräge von 1:20 hat und die Rute dreiteilig werden soll (alle Teile gleich lang!). An den Schnittstellen sind die Teile 6mm, bzw 10mm dick; d.h. wir haben 12cm und 20cm lange Überlappung.

Damit wird die Summe aller drei Segmente 360cm + 12cm +20 cm lang -- gleich verteilt auf alle Segmente muss dann jedes Teil 392/3 cm lang sein --
also etwa 131cm. Noch eine interessante Zahl: meine früheren Berechnungen ergaben ein Blankgewicht von 270g (massiv), und die fertige Rute (hier die rote) wiegt 12.5 oz = 355g. Keine Ahnung wie schwer eine vergleichbare Plasikstange ist.

TL, Jürgen

PS: Welche Blankfarbe? blond oder braun? da brauch ich euren Input

Pps: meine Winston MX II in 12'3'' wiegt knapp 200g; ist also doch etwas leichter
Dateianhänge
Rutendimensionen für 12ft DH Rute
Rutendimensionen für 12ft DH Rute
rods.jpg (43.81 KiB) 6624 mal betrachtet
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
Benutzeravatar
piscator
Grasfuchtler
...
Beiträge: 5094
Registriert: 19.04.2005, 08:02
Wohnort: Kiel
Kontaktdaten:

rohbambus

Beitrag von piscator »

Moin,
hab schon mal ein bisschen Bambus vom Boden geholt. Dieser war ursrünglich 12ft lang und ich hatte den schon vor der Einlagerung in zwei Teile gesägt: Die untere Hälfte des Bambus mit mehr Wandstärke für Hand und Mittelteil und die obere Hälfte mit dem größten Knotenabstand für 2 Spitzen (vielleicht mit 2 gleichen Spitzen oder 2 leicht verschiedenen Spitzen, da dies ja auch ein wenig experimentellen Charakter hat).

Hab euch dann mal die Entscheidung abgenommen und die Teile mit einem Bunsenbrenner leicht geflämmt -- aber seht selbst:

Das wird dann später einen honigbraunen (Waldhonig) leicht geflämmten Blank ergeben.
TL, Jürgen
Dateianhänge
Den gesamten Bambus geflämmt, nur unter dem Griff ist's ja nicht nötig
Den gesamten Bambus geflämmt, nur unter dem Griff ist's ja nicht nötig
geflaemmt.jpg (54.11 KiB) 6595 mal betrachtet
Piscator beim Flämmen
Piscator beim Flämmen
flaemmen_1.jpg (67.6 KiB) 6595 mal betrachtet
Das ist das Rohmaterial
Das ist das Rohmaterial
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
Benutzeravatar
Svensk
...
Beiträge: 2067
Registriert: 22.07.2007, 14:00
Wohnort: Bovenau

Beitrag von Svensk »

Muß man Bambus eigentlich noch ablagern oder kauft man es fertig abgelagert ?
Tight Lines wünscht....... Anders

Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss schließlich auch mit jedem Ar*** klar kommen!
Benutzeravatar
piscator
Grasfuchtler
...
Beiträge: 5094
Registriert: 19.04.2005, 08:02
Wohnort: Kiel
Kontaktdaten:

Beitrag von piscator »

Moin Anders,
meist sind die schon etwas abgelagert. Die werden grün geschnitten, und dann in der Sonne getrocknet (bis die so strohgelb aussehen). Ich hab noch Bambus, den wir 1985 gekauft haben, der ist immer noch gut. Hier stellt sich ein Feuchtigkeitsgleichgewicht ein, das unserem Klima entspricht, und da ist es gleich, ob es 5 Jahre abgelagert ist, oder 20 Jahre.

Dieser Bambus hier ist besonders kräftig (dick).


Jürgen
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
Benutzeravatar
Svensk
...
Beiträge: 2067
Registriert: 22.07.2007, 14:00
Wohnort: Bovenau

Beitrag von Svensk »

Moin Jürgen :wink:

Kannst Du mir einen Tip geben wo man Bambus (es sollte wohl arundinaria amabilis sein ?) in abgelagertem Zustand erwerben kann ? Kann man es per Internnet bestellen oder gibt es im Radius von 100km einen Händler der es im Programm hat. Per Google habe ich nur die Möglichkeit gefunden Jungpflanzen zu ordern....das dauert mir aber etwas zu lange bis man daraus etwas bauen kann :lol:
Tight Lines wünscht....... Anders

Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss schließlich auch mit jedem Ar*** klar kommen!
Benutzeravatar
piscator
Grasfuchtler
...
Beiträge: 5094
Registriert: 19.04.2005, 08:02
Wohnort: Kiel
Kontaktdaten:

Beitrag von piscator »

Moin Anders,
in Deutschland werden einzelne Stäbe (meist halbiert wg. Transportlänge) von der Fa. Huelsenbeck verkauft (35€ pro Stange). In den letzten Jahren gabs die Möglichkeit an einer Sammelbestellung bei Andy Royer (USA) teilzuhaben -- das hab ich gemacht. Früher haben wir solchen Bambus von der Fa. Schachtrupp in HH besorgen lassen -- ob das noch geht?????

Typisch bekommt man 2 Einhandruten aus einem Stab. oder vielleicht 5 Bambuskescher..... 8), immer vorausgesetzt, das man das mit dem Spalten hinbekommt.

TL, Jürgen
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
Benutzeravatar
Kystefisker
Fish hard, Rest easy....
...
Beiträge: 11355
Registriert: 21.09.2004, 17:09
Wohnort: Holtenau

Beitrag von Kystefisker »

Früher haben wir solchen Bambus von der Fa. Schachtrupp in HH besorgen lassen -- ob das noch geht?????
.... frag doch einfach.... http://www.schachtrupp.de/hauptindex.htm

Wobei die Bündelung Spielraum für vieeel Verschnitt läßt, kannste dann zig Mojostick-Griffe draus Bauen.... ;)

Hauptsache du kommst auf's Treffen, das ist derzeit viel Wichtiger !

Sieh zu.......... :wink: "kf"
"Good fishing trip means also good time with your friends, people who have the same burning passion to fly fish, find the peace in it and respect mother nature."
Benutzeravatar
piscator
Grasfuchtler
...
Beiträge: 5094
Registriert: 19.04.2005, 08:02
Wohnort: Kiel
Kontaktdaten:

Spleissen

Beitrag von piscator »

Moin, hab mal ein bisschen weitergemacht und den Bambus zerbibert, aber seht selbst:

Für diese dicke Rute dürfen die Spleisse natürlich nicht zu fein werden, ca 8-10mm fürs Handteil, 7-8mm für das mittlere Segment und 6-8mm für die Spitzen. Deshalb werden hier nur 16 Spleisse aus einem Stab gespleisst und nicht 22-24 wie für die feinen Trockenfliegenruten.

Wenn alle Spleisse fertig sind gehts ans Richten und dann ans Hobeln -- da ich ja keine Fräse für die ersten Arbeitsgänge habe.

TL, Jürgen

Ps. Noch weiß ich nicht ob die zum Verheitzen ist :c
Dateianhänge
Rohspleisse fürs Handteil
Rohspleisse fürs Handteil
Butt_spleisse.jpg (59.25 KiB) 6458 mal betrachtet
Ich nutze einen Stahlnagel zum Spalten
Ich nutze einen Stahlnagel zum Spalten
Spleissen_1.jpg (49.06 KiB) 6458 mal betrachtet
Hier wird aus dem Viertelstab ein Achtelstab
Hier wird aus dem Viertelstab ein Achtelstab
achteln.jpg (56.81 KiB) 6458 mal betrachtet
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
Benutzeravatar
Svensk
...
Beiträge: 2067
Registriert: 22.07.2007, 14:00
Wohnort: Bovenau

Beitrag von Svensk »

Mit einer Fräse kann man aber doch nur "vorfräsen" oder ? Die Endform muß man doch mit dem Hobel machen ?

PS: Selbst wenn die Rute nicht gelingen sollte(Was ich aber bezweifle) ist etwas so schönes nix zum Verheizen :l:
Tight Lines wünscht....... Anders

Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss schließlich auch mit jedem Ar*** klar kommen!
Benutzeravatar
piscator
Grasfuchtler
...
Beiträge: 5094
Registriert: 19.04.2005, 08:02
Wohnort: Kiel
Kontaktdaten:

Beitrag von piscator »

Ja,
so
Mit einer Fräse kann man aber doch nur "vorfräsen"
ist das, spart aber unheimlich viel Zeit und nervige Arbeit. Das Vorhobeln eines Spleisses dauert bei mir ca 15 Minuten und mit Schärfen des Hobels etwa 2 Stunden pro Rutenteil (oder etwa 8 Stunden wenn ich eine dreiteilige Rute mit 2 Spitzen mache). Fräsen ist in einer Stunde erledigt.

Hast Recht, Verbrennen ist sicher übertrieben -- kann man auch Priests mit Mojo draus machen :grin:
Jürgen
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
Benutzeravatar
Svensk
...
Beiträge: 2067
Registriert: 22.07.2007, 14:00
Wohnort: Bovenau

Beitrag von Svensk »

piscator hat geschrieben: Hast Recht, Verbrennen ist sicher übertrieben -- kann man auch Priests mit Mojo draus machen :grin:
OK, das wäre aber auch das Einzige was dieser Arbeit würdig wäre. Das sind wirklich Priests mit Stil :+++:
Tight Lines wünscht....... Anders

Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss schließlich auch mit jedem Ar*** klar kommen!
Benutzeravatar
Kystefisker
Fish hard, Rest easy....
...
Beiträge: 11355
Registriert: 21.09.2004, 17:09
Wohnort: Holtenau

Beitrag von Kystefisker »

... --kann man auch Priests mit Mojo draus machen :grin:

.... auf jeden Fall, Messingrohlinge liegen hier schon Parat :l:

Mußte nur sagen Jürgen, hab 2 Versionen vorgedreht ! Die "Lightweight" zum Struller kloppen und so'ne wie ich den hab, für Hecht & Co. !

Aber schön zu Sehen das es weiter geht..... "kf"
"Good fishing trip means also good time with your friends, people who have the same burning passion to fly fish, find the peace in it and respect mother nature."
Antworten