Bau einer Rute-Teil 1-Griffherstellung

Viele der edlen Wekzeuge und Hilfmittel, mit denen wir bei unserem Hobby hantieren, müssen nicht unbedingt von der Stange aus dem Ladenregal sein.
Watstock, Schnurkorb, Kescher und Co. können auch aus eigener Produktion sein, die gemeinsam mit Freunden oder allein eisige Winterabende füllen kann.
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Sebi
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Bau einer Rute-Teil 1-Griffherstellung

Beitrag von Sebi »

Erstmal Moinsen. :grin:

Ich finde, wir haben im Forum bereits viel über den Rutenbau geschrieben, es wurden schon sehr viele Infos ausgetauscht und es gibt mehrere "Live-Berichte".
Dennoch finde ich, dass eine "Anleitung zum Rutenbau" nicht schaden könnte.

Ich werde diese kleine Anleitung in mehere Teile gliedern, damit eine bessere Übersicht entsteht, sonst hat man ein Thema 10 Seiten und wirkt unübersichtlich.

Die einzelnen Teile werden sein:

1) Griffherstellung
2) Vorbereitungen (Springerpunkt, Ringe anschleifen, etc.)
3) Griffmontage
4) Wickeln eines Ringes
5) Lackieren von Wicklungen

Dann wollen wir mal...

Bau einer Rute---Teil 1---Griffherstellung

Rutenbauer, die wirklich Ihr Einzelstück haben wollen, stellen den Griff selbst her. Es ist zwar ein bisschen Arbeit, aber wenn man alles richtig macht, erzielt man für sich ein perfektes Ergebnis.
Ganz allein auf den Rutenbauer abgestimmte Formen des Griffes sind das Ziel.

Um dieses Ziel zu erreichen brauchen wir natürlich Materialen und Hilfsmittel;

-Korkscheiben(+ggf Rubberized Cork oder ähnliches)
-Holzleim (Wasserfest!, z.B. Ponal Super 3 wasserfest)
-Zweikomponenten Kleber(UHU Endfest, EpoxyBond, etc.)
-Gewindestange(M6(leichte Fliegenruten), M8(Fliegenruten im "Mefobereich"), M10(hohe Fliegenrutenklassen+Spinnruten))
-Muttern und Unterlegscheiben, abgestimmt auf den Durchmesser der Gewindestange
-Schraubenschlüßel
-Metallsäge
-Akkubohrschrauber(aufgelade Akkus :lol: ) oder Bohrmaschiene
-Drehbank oder provisorische Variante
-Raspel und verschiedene Schleifpapiere(Korngröße von 40- 600)
-kleine Rundfeile

Nun können wir auch schon loslegen:

Wir zeichnen ersteinmal auf jede Korkscheibe einen Kreis. Dieses dient später dazu, dass man beim Bohren der Löcher einen zentralen Ansatzpunkt hat.
Am besten zeichnet man die Kreise mittels Unterlegscheiben auf, welche den Innendurchmesser der Gewindestange haben.

Bild

Nun können wir die Korkscheiben bohren. Dieses tun wir mit einem Bohrer, der einen Millimeter kleiner ist, als der Durchmesser der Gewindestange.

Bild

Danach schleifen wir mit einer kleinen Rundfeile das Loch der Korkscheibe bis zum Rand der Markierung auf. Man sollte darauf achten, dass die Korkscheiben sich nur mit einem etwas kräftigeren Druck aufschieben lassen,
wenn sie auf der Gewindestange lose sitzen, kann es Probleme beim Schleifen oder sogar schon beim Kleben geben.

Bild

Nachdem wir das getan haben, ziehen wir die Korkscheiben mit beiden Seiten über Schleifpapier(Körnung ~100), damit sich die Oberfläche der Scheiben anraut und sich die Scheiben somit besser verbinden.
Womit wir beim nächsten Schritt wären. Nun verkleben wir die einzelnen Korkscheiben zu einem "Rohgriff" oder auch in "LMFisch" "Korkdöner".
Mit einer Metallsäge teilen wir die Gewindestange in zwei gleichgroße Teile. Das eine Teil dient zum Verkleben der Korkscheiben, das Zweite zum Schleifen des "Döners".
Zwei Muttern, zwei Unterlegscheiben und eine misslungene(zu großes Löch, zu viele Löcher, etc.) Korkscheibe kommen auf die Gewindestange. Danach kommt eine "richtige" Korkscheibe auf die Gewindestange.
Auf die Oberseite schmieren wir ein bisschen Holzleim. Alle weiteren Korkscheiben werden beidseitig mit der weißen Souce beschiert. Die letze Korkscheibe wird wieder nur einseitig einseitig bestrichen.
Auf die letze Korkscheibe kommt eine Misslungene, als Puffer, danach wieder zwei Unterlegscheiben und zwei Muttern. Den herrausgetretenen Leim mit einem Lappen abwischen.

Bild

Nach ~12 Stunden Trocknungszeit können wir den Döner von der Gewindestange hinunterschieben. Durch drehen der Muttern lässt sich der Rohgriff leicht von der Gewindestange runterschieben.
Das Gebilde lassen wir weitere 12 Stunden durchtrocknen, da der Leim an der Gewindestange noch nicht komplett durchgetrocknet ist.
Wenn die Aufnahme für den Rollenhalter aus Rubberized Cork bestehen soll, müssen wir diese Scheiben auf jeden Fall mit 2 Komponenten Kleber mit dem Döner verbinden.
Das gleiche Spiel wie vorher; zwei Muttern, zwei Unterlegscheiben, eine misslungene Korkscheibe, dann die nur auf einer Seite eingestrichene Rubberized Cork Scheibe, dann der Döner, wieder eine Rubberized Cork Scheibe, eine misslungene Korkscheibe, zwei Unterlegscheiben und zu guterletzt zwei Muttern.
Alternativ kann zum Rubberized Cork auch "normaler" Kork verwendet werden.
Wieder nach ~12 Stunden Trockungszeit können wir den Rohgriff mit den Rubberized Cork Scheiben von der Gewindestange abschieben.(wie oben beschrieben) Und wieder heißt es 12 Stunden trocknen lassen.

[imghttp://sebiwill.redio.de/rutenbau/griffherstellung/rubberized%20cork.jpg[/img]

Jetzt wird es interessant...der individuelle Teil beginnt.
Der "Noch-Rohgriff" wird auf eine Gewindestange geschoben, Unterlegscheiben und Muttern sind aus meiner Sicht nicht notwendig.(spätere Erkenntnis ;) ). Die Gewindestange wird in die Bohrmaschiene, oder wie in meinem Fall in den Akkubohrer eingespannt.
Nun wird die Bohrmaschiene oder der Akkubohrer in eine waagerechte Position gebracht. (endlich habe ich eine sinnvolle verwendung für Deutsch, Englisch und Philosophie)

Bild

Die improvisierte Drehbank ist die Auflage, auf der ich auch die (Ring-) Wicklungen mache.
Gewindestange fixieren und "Feuer frei". Mit einer Raspel werden Ecken und Kanten gebrochen. Danach sieht das Gebilde ziemlich, naja, misslungen aus.

Bild

Mit einer Feile und verschiedenen Schleifpapieren(Körnung 40-600) kann man jetzt seine individuelle Griffform kreieren. Einen äußerst passenden Satz dazu noch: "Was weg ist, ist weg", gilt anscheind nicht nur für Friseure.

Bild

Nachdem wir unser Werk vollendet haben schieben wir den Griff von der Gewindestange. Wenn wir einen Fliegenrutengriff bauen wollen, müssen wir in der Regel eine Aussparung für den Rollenhalter machen.
Um diese möglichst zentral hinzubekommen habe ich einen kleinen Trick angewendet; auf die Gewindestange Tape binden, als würde man den Rollenhalter unterfüttern, den Rollenhalter aufziehen, den Griff von oben gegen den Rollenhalter und nun können wir den Umriss des Rollenhalters auf den Kork zeichnen.

Bild

Bild

Nun müssen wir nur noch die Aussparung mit einer kleinen Rundfeile hineinfeilen, und wenn der Rollenhalter mit etwas Druck "hineinflutscht" haben wir es geschafft.

Bild

Wenn wir einen Fighting Butt haben wollen, verfahren wir analog zum "großen Griff". Einizig das Zusammendrücken vom Minidöner und der Rubberized Cork Scheibe gestaltet sich als etwas schwer.
Ich habe das "Problem" mit meiner Spannvorrichtung gelöst, die ich im dritten Teil vorstellen werde.

Bild

"Wir haben feritg"...den Griff...die nächsten Teile folgen in absehbarer Zeit (sofern Ihr euch dafür interessiert...)...

:-wink:
Zuletzt geändert von Sebi am 22.06.2008, 17:24, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Sebi
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Beitrag von Der-Lübecker »

Moin Sebi,

ich für meinen teil möcht noch mehr davon.
Ich habe meine Schulbücher aber anders genutzt. :grin:

Gruss Michael
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Der_Malte
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Re: Bau einer Rute-Teil 1-Griffherstellung

Beitrag von Der_Malte »

Sebi hat geschrieben:...die nächsten Teile folgen in absehbarer Zeit (sofern Ihr euch dafür interessiert...)...

:-wink:
Aber immer doch :+++:

Ich werde mir zwar keine Rute bauen, zumindest vorerst, aber als Handwerker interessiert mich das schon.
Gruß Malte

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Beitrag von HolgerLachmann »

Wirklich schöner Bericht!
Mach mal weiter so! :+++:
Gast

Beitrag von Gast »

Hi Sebi,

klasse Bericht !!!

Bin gespannt wie es weiter geht.

Gruß Stephan :wink: :wink:
Hardi

Beitrag von Hardi »

Moin Sebi,
schöner Kork !
Der Griff sieht Sahne aus.
Nun bin ich aber mal gespannt, wo Du den Griff nun raufflanscht. -;)

Gruß Thomas
Zuletzt geändert von Hardi am 21.06.2008, 09:10, insgesamt 2-mal geändert.
Kielerkrabbe

Beitrag von Kielerkrabbe »

Klasse Sebi :+++: nur weiter so...hab da noch einen Rohlink rumstehen :insider:
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Sebi
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Beitrag von Sebi »

Danke für die positiven Feedbacks. :grin:
Malte hat geschrieben:aber als Handwerker interessiert mich das schon.
Ich hoffe, es enttäuscht dich nicht zu sehr; der gröbste Teil ist vollbracht. :lol:


Ich möchte aber noch erwähnen, dass die meisten der Erkenntnisse nicht auf meinem Mist gewachsen sind. Viele Infos habe ich durch sts und vor allem Thomas bekommen.

Das Warten auf den Blank geht weiter.... :-f:
Gruß Sebi
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Der_Malte
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Beitrag von Der_Malte »

Sebi hat geschrieben:Danke für die positiven Feedbacks. :grin:
Malte hat geschrieben:aber als Handwerker interessiert mich das schon.
Ich hoffe, es enttäuscht dich nicht zu sehr; der gröbste Teil ist vollbracht. :lol:

Wie das war schon das gröbste!? ;)
Naja, mein Metier sind zwar Kettensäge, Kettenstemmer, 125 HKS, usw. aber mit den Sachen kann man auch fein und genau arbeiten.
Nur würde ich damit auch nicht grade nen Rutengriff bearbeiten.

:grin:
Würde mich echt freuen wenn du das weiter so ausführlich und mit schönen Bildern beschreibst.

Vllt. baue ich mir dann auch mal ne Rute. Mit Kettensägengriff, automatischer Line-Dressing Vorrichtung und Stacheldraht als Ringen.
Ja das wäre was...Bild
Jetzt aber genug OT :roll:

Weiter machen.
Gruß Malte

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Beitrag von gander »

@sebi:

vielen dank.

das ganze ist sowas von richtig getimed -siehe mein noob thread!

vielen dank & gruss,
marc
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Aukieker
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Beitrag von Aukieker »

Moin Sebi,

schon seeehhr geil, der Griff :!:

und deine Beschreibung mit den Bildern find ich einfach nur super :+++:

..vielleicht probier ich das nu' sogar mal selber aus.. :oops :wink:

Viele Grüße
wünscht
Rolf
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