Totaler Noob, Rutenbauprojekt

Viele der edlen Wekzeuge und Hilfmittel, mit denen wir bei unserem Hobby hantieren, müssen nicht unbedingt von der Stange aus dem Ladenregal sein.
Watstock, Schnurkorb, Kescher und Co. können auch aus eigener Produktion sein, die gemeinsam mit Freunden oder allein eisige Winterabende füllen kann.
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gander
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Totaler Noob, Rutenbauprojekt

Beitrag von gander »

Tag zusammen,

ich habe hier einige der Rutenbaufäden quergelesen und die Idee, auch eine Rute zu bauen.

Anforderungsprofil:
9" lange, zweiteilige Rute, an der ich Trockenfliegen (Hakengroessen 12-20) und (Goldkopf-)Nympfen mit 3-4mm starken Perlen an 0.12`er bis 0.20`er Vorfächern fischen kann.
Das läuft wohl auf eine Klasse 5, ggfs Klasse 4 hinaus.

Specs:
Der Aufbau soll hochwertig & funktionell ohne Schnick-Schnack sein.
- einfarbige Bindungen ohne Zierwicklungen & Farbfixativ
- keine Beschriftung auf dem Blank
- keine Fliegeneinhängeöse
- Korkgriff: Zigarre oder reverse half wells
- guter Rollenhalter mit Alu- oder Carbonspacer
- höchstwertige Einsteg-Ringe

Da ich bisher nicht alle hier / im WWW vorhandenen Infos gründlich studieren konnte, verbleiben aktuell ein paar Fragen:

-> taugen die "Pacific Bay Rainforest II" Blanks (zB tackle24.de) für meinen Einsatzzweck, oder kann jemand Alternativen aufzeigen?
Mittelschnelle Aktion erwünscht.

-> Ringe:
Ich hätte gerne möglichst hochwertige Einstegringe, wie etwa
"REC Recoil", "Forecast XTCSFGP (Titanbeschichtung)",
"Pacific Bay TiCH (Titanbeschichtung)" oder "Hopkins & Holloway".
Wo beziehe ich diese Ringe, welches Modell bevorzugt Ihr (warum?).
Welche Startringe nehme ich? FUJI SIC?

-> Ringgrössen:
Die Ringe verschiedener Hersteller fallen wohl deutlich unterschiedlich aus (bzw sind anders geschaped).
Wie lauten Eure Empfehlungen angesichts der benötigten Schnurklasse?
Die Ringe sollten tendenziell lieber etwas zu gross, als zu klein sein, damit das ungehinderte Schiessenlassen der Schnur gewährleistet ist.

-> Beringungsschema:
Woher bekomme ich infos über passende Beringungsschemata?
Blankhersteller bzw -lieferant?
Kann ich mich grob an die Vorschläge von Sage (zB) halten und die Ringe solange verschieben, bis die Biegung des Blanks harmonisch ist?

-> Montage der Ringe:
Auf dem Overlap, oder gegenüber?
Wie ermittle ich ganz genau den Springpunkt?
Ein rutenbauerfahrener Bekannter meinte, Blanks seien oft nicht gerade, daher würde es oft reichen, die Ringe entgegengesetzt der Biegung anzubringen?!

Falls jemand Tip(p)s für gute Shops mit guter Beratung, vernünftigen Preisen und einer guten Produktpalette hat (zur Not auch im Ausland),
immer her damit.

Bin für jedwede Hilfe dankbar!

Merci & Grüsse,
Marc
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin,

Viele Fragen die ich nicht alle beantworten kann (keine Ahnung davon etc....)
Aber vielleicht von Anfang an:

Ich finde 9' #4 eigentlich zu lang und nicht so gut geeignet für schwere Nympfen. Würde daher eher zu ner 5er tendieren -- geht zum Trockenfischen auch noch ganz gut.

Bei mir wären normale (in guter Qualität) Schlangenringe auf der Rute; in Standard durchmessern und Drahtstärke.

Jürgen
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
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tangathotty
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Beitrag von tangathotty »

hy Marc,

um deine letzte frage zuerst zu beantworten:

CMW Weckesser
in Würzburg

immer feste druff

ist DER shop zum thema rutenbau.
übrigens europas größter Händler :!: in diesem bereich und wirklich ein ganz netter mensch.

und bei den 10.000 verschiedenen blanks, die er im laden liegen hat, ist sicher was für dich dabei.

ansonsten finde ich deine idee gut mit pacbay einen blank zu nehmen, der gut&günstig ist.
man tut sich in der regel mit seinem ersten aufbau keinen gefallen, wenn man einen 300euro blank verpfuscht...

zu deinen detailfragen:

hochwertig und kein schnickschnack ist eine ausgesprochen lobenswerte idee...

nymphenfischen: mein favorit ist klasse 5 in 9,6 ft, weil man die drift durch die extralänge besser nutzen und manipulieren kann.

beringung: zweistegringe sind hübscher, einstegringe find ich persönlich aber pfiffiger. außerdem machen sie nur halb so viel arbeit
größe und schema: das internet oder Weckesser gibt hierzu bestens auskunft.

overlap ermittelt man halt ganz normal...

frohes schaffen
Thorsten
-- dry or die --
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sts
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Beitrag von sts »

Hallo Marc,

zu Deinen Fragen …

PacBay Rainforest II: Die Blanks sind sicher o.k.. Allerdings gibt es in jeder Serie eines jeden Herstellers "bessere" oder "weniger gute" oder vielleicht besser für Dich und Deine Belange geeignet oder nicht so geeignete Modelle. Gut wäre somit, wenn Dir jemand etwas zu dem von Dir favorisierten Modell sagen kann oder Du eine darauf aufgebaute Rute sogar mal werfen kannst.

Ringe: Ich bin kein Freund der RECOILs. Die Einstegringe neigen zum "singen" und sie sind definitiv weniger haltbar als Chromringe. Das dürfte sich aber bei einer 5er Rute wahrscheinlich bestenfalls beim Spitzenring bemerkbar machen. Den würde ich auf jeden Fall als Chromring nehmen. Die RECOILs sind zwar leichter als Chromringe, aber der Gewichtsvorteil von Einsteg- zu Schlangenring ist weitaus größer, da sich eine Wicklung je Ring weniger viel stärker auswirkt als das leichtere Ringmaterial.
Die XTCSFGP-Ringe sind nur titanbeschichtet und die Beschichtung hält leider nicht. Ich bin nach einigen Umwegen wieder bei einfachen Chromringen gelandet. Mir gefallen die Einstegringe von PacBay (oder evtl. auch Forecast) am besten.
Zu Chromringen passen die Leitringe FUJI CLNSG optisch sehr gut … sehr schöne filigrane Leitringe. Geringfügig weniger hübsch, aber qualitativ gleichwertig und nur halb so teuer sind die Forecast XUDZG Leitringe.

Ringgrößen: Die Ringgrößen verschiedener Hersteller sind nicht zwangsläufig gleich. In der Regel passen aber 1er Einstegdrahtringe gut zu kleinen Spitzenringen. Den Leitring würde ich für eine 5er Rute in Größe 12 nehmen. Da die Einstegringe oft etwas klein ausfallen, musst Du diese für einen sauberen Übergang zum Leitring wahrscheinlich von Größe 1 bis 5 oder gar 6 in Richtung Leitring abstufen.

Beringungsschemata: Bekommst Du häufig vom Hersteller oder auch Lieferanten. Ansonsten kann man das aus selber herausfinden, aber das ist eine längere Geschichte.

Overlap: … den würde ich mal nicht zu ernst nehmen. Ich mache die Ringe immer auf die weiche Seite. Viele namhafte Hersteller (Sage, Winston, …) bekennen sich offen dazu, dass die Ringe sozusagen auf die Außenkurve der Blankbiegung setzen, die nicht zwangsläufig mit dem Overlap übereinstimmen muss. Dadurch sieht die Rute dann später aber viel gerader aus, da die Ringe den Blank "optisch" gerade ziehen.

Gruß

Stefan
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Hanni
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Beitrag von Hanni »

Die Gegenfrage lautet, was der Blank denn kosten darf?
PB Blanks würde ich zuletzt wählen.
Bei Ringen wäre meine Empfehlung nicht rum zu experimentieren und Chromringe in guter Markenqualität zu nehmen.
gander
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Beitrag von gander »

...gute frage 100 bis max 150 könnte ich aufbringen... je weniger, desto besser, da ich befürchte, etwas zu verfuschen.

was ist von den rst blanks zu halten, die derzeit bei ibäh angeboten werden?

der importeur hat wohl auch ältere loomis blanks für ~ den preisrahmen in stock.

eine frage habe ich noch vergessen:
wieviel zug miuss beim anwinden der ringe auf den faden?

merci,
marc
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Hanni
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Beitrag von Hanni »

Das ist ja schon mal eine Angabe.
Als Allroundblank (trocken + nass + alle Würfe) würde ich den Sig5 von Five Rivers (FR) empfehlen, einen der Klasse 5 und diese Klasse allgemein, wenn du die schweren Blinkerimitate werfen willst.
Zum schönen Trockenfischen würde ich bei kleinen bis mittleren Gewässern eher zu Klasse 4 tendieren, bei großen Flüssen Klasse 5.
Mit der Klasse 4 lassen sich aber diese Goldkopfteile nicht gut schleudern.
Als reinen Trockenblank würde ich den FTL von FR empfehlen.
Die Aktion ist aber nicht langsam, eher schön geschmeidig.

Wenn es etwas günstiger sein soll, würde ich einen Rainshadow RX7 von Batson nehmen. Der ist mittelschnell.

Zu irgendwelchen Billig-RST-Blanks kann ich nichts sagen. Der M3 Blank ist aber ein sehr schöner Allroudblank. Von Loomis kann ich wegen des extrem schlechten Service nur abraten. Es ist einfach unglaublich wie man da für dumm verkauft wurde. Wie es bei dem neuen Importeur (Inhaber) aussieht kann ich nicht sagen. Schlechter geht es nicht. Trotzdem aber: Nie wieder Loomis.

Gut, dass du wegen der Fadenspannung fragst.
Im Bastelbereich des AB gibt es doch tatsächlich Leute, die sich einen sehr hochwertigen Batson-Blank kaufen und die Ringe dann ohne jeden Anschliff (Spinnrute) einfach drauf knallen und festkleben.
Sie informieren sich also nicht 5 min. um nur die grundlegenden Dinge zu erfahren.
Später wundern sie sich.

Ich würde die Ringe immer nur so fest anwickeln, dass man diese nach erfolgter Wicklung mit wenig Kraft noch ausrichten (bewegen) kann.
Wickelst du zu fest, kann der Ringfuß den Blank beschädigen.
gander
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Beitrag von gander »

nur mal so: ich bin echt von dem mass an unterstützung begeistert,
weiter so ;-)

werde mir - was den blank angeht - noch etwas zeit lassen (obwohl ich an sich mit jeder bisher geworfenen rute einigermassen klarkam).

habe jetzt auch eine ahnung, wie man die ringe vorbereitet & was die fadenspannung angeht, prima.

wenn ich einigermassen günstige blanks bekomme, reicht es ggfs sogar für eine vierer und eine fünfer, der gedanke hat was.

zu den ringabständen & -grössen:
ich habe vorhin mal meine 9" klasse 6 guideline LPXe rausgekramt.
wenn ich mich - was die ringabstände & grössen angeht - grob an diesem
schema orientiere und dann sehe, wie die rute sich verhält, ist es zumindest nicht grundsätzlich verkehrt, oder?
fein-tunen kann man immer noch, wenn sich der so beringte blank irgendwie unharmonisch verhält...

heelemals bedankt,
marc
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