Was mache ich falsch?

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Naturmensch
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Was mache ich falsch?

Beitrag von Naturmensch »

Der Name des Threats ist Programm – Was mache ich falsch?

Nach einer langen Phase, „depressiver“ und aggressiver Schübe bei jedem Blick in die Au, der Frage, ob ich überhaupt noch „Bock“ habe weiter zu machen, gefolgt von einer Trotzphase („ich bilde mir die Beeinträchtigungen ja nur ein“ Aussage LKN), fiel bei mir die Entscheidung zu Gunsten der Au doch noch weiter zu machen (irgendwie kann ich nicht einfach so zuschauen).
Trotz der vernichteten Arbeit von hunderten, wenn nicht tausenden Stunden (es gab Jahre, da hab ich mehr im Fluss „gewühlt“ als geangelt!), scheint es mir jetzt jedoch noch dringender als zu irgend einem anderen Zeitpunkt ein Gegengewicht zu der immer weitergehenden Zerstörung zu setzen.

Aber wo und wie?

Vom Vorsteher des WBV werde ich regelmäßig abgewürgt, bzw. ist trotz mehrfacher Telefonate keine Änderung des Handelns, geschweige denn mal ein persönlicher Gesprächstermin zustande gekommen. Wenn es um ein persönliches Gespräch geht, werde ich von Ihm grundsätzlich vertröstet – „Melden Sie sich in vier Wochen noch mal, habe gerade so viel zu tun.“. Beim nächsten Telefonat kann ich mir das Gleiche anhören, im darauf Folgenden wieder, und wieder, und wieder, usw..
Mit der Aktion, die sich aus dem Thema „10km Gewässer zerstört…“ ergeben hat, bin ich auf seiner Beliebtheitsskala sicher auch nicht unbedingt gestiegen – ich wollte Ihm persönlich ja aber nichts Böses, sondern dieses Vorgehen musste erst einmal irgendwie gestoppt werden!

Beim LKN, welche die übergeordnete Stelle für die Umsetzung der WRRL in unserem Bearbeitungsgebiet ist, wurde mir wie im anderen Thread schon erwähnt versucht weiß zu machen:
1. dass ich mir die flächendeckende Zerstörung nur einbilde, und
2. dass es unmöglich sei, dass durch den Unterhalt Sedimente mobilisiert werden.

An wen könnte ich mich denn noch wenden?

Ich habe zwischenzeitlich schon ernsthaft überlegt mal einen Brief an Hr. Habeck zu schreiben - vermutlich wird’s da aber ähnlich laufen wie an anderer übergeordneter Stelle.

Von einem Vorstandsmitglied unseres AV wurde mir erst kürzlich unterstellt, dass ich mir ja nur ein Denkmal schaffen wollen würde! Da ich schon länger den Eindruck habe, dass gezielt von einzelnen Personen Meinung gegen mich gemacht wird (und ich meine damit nicht den Vorstand unseres AV!)

NUN NOCHEINMAL FÜR ALLE ZUM MITSCHREIBEN:

MEIN ANTRIEB WAR, UND IST EINZIG UND ALLEIN EINE GESUNDE AU bzw. GESUNDE GEWÄSSER IM ALLGEMEINEN!!!

Wer das nicht kapieren kann oder will, dann sorry, aber LMAA!
(Ich hoffe die Abkürzung ist konform mit den Forenregeln, ansonsten bitte löschen, und durch etwas Konformes mit gleichem Sinn ersetzen! :grin: )

Und mal ganz ehrlich - es macht streckenweise echt keinen Spaß sich immer wieder einen auf die Nase abzuholen und sich dann trotzdem wieder zu motivieren weiter zu machen.

Bitte entschuldigt den scharfen Ton, aber ich bekomme nach wie vor echt einen zu viel, wenn ich nur an das Thema denke, Der Blick in die, selbst bei niedrigstem Wasser, Massen an Sand in der fließenden Welle transportierenden Au tut sein Übriges!

So, endlich mal Dampf abgelassen, aber ich sollte jetzt erstmal wieder etwas runter kommen. :oops

Nun aber zum eigentlichen Thema.

Beim letzten Telefonat mit dem Vorsteher des WBV, konnte ich zumindest in Erfahrung bringen, dass ich für strukturschaffende Maßnahmen einen förmlichen Antrag stellen muss – wie Dieser auszusehen hat konnte mir der gute Mann leider auch nicht sagen.

Deshalb jetzt meine Frage: wie sieht so etwas bei euch aus?
Ich hab hier mal einen Teil eines Antrags?Vorschlags? aus 2015 mit eingestellt, und bitte euch um Kommentare – positiv wie negativ. So, oder so ähnlich sah es auch aus, als der alte Vorsteher noch aktiv war, und da ging es ja / war anscheinend ausreichend.
Zu viel geschrieben? Zu wenig geschrieben? Was sollte auf jeden Fall noch mit dazu (ggf. Berechnungen, oder Quellenangaben)? Habe ich irgendetwas übersehen?

:?: :?: :?: :?: :?: :?: :?:
Erosionshang

Hier ist in diesem Jahr eine Weide in den Fluss gestürzt. Es wäre sinnvoll diese Weide zumindest teilweise zu erhalten. Früher hatte dieser Abschnitt ein deutlich zu breites Profil, begründet in flächiger Erosion des sandigen Hanges.
Durch den vorgeschlagenen Rückschnitt (Umlenkwirkung im Mittel und Hochwasserprofil ist nicht mehr gegeben), in Kombination mit einer Sicherung des Böschungsfußes durch Totholz und Erlen, wird die z.Zt. herrschende Erosion unterbunden. Die Erlen sichern in ein paar Jahren diesen stark erosionsgefährdeten Bereich dauerhaft, und sorgen zusätzlich für bessere Lebensbedingungen im und am Fluss (Unterbinden von Sandeintrag, Schaffen von Lebensraum und Beschattung). Sollten genau in dem bepflanzten Bereich Unterhaltsmaßnahmen nötig werden, und es ist nicht möglich um die Pflanzung herum zu arbeiten, können die Erlen einfach stellenweise auf den Stock gesetzt werden, um eine Arbeitsschneise zu schaffen!

Die nachfolgend in Bildern dargestellten Arbeiten würde ich gerne übernehmen, so entstehen keine Kosten!
Sollten wider Erwarten Probleme mit dem nötigen Abfluss entstehen, könnte dann an dieser Stelle doch konventionell geräumt werden – wahrscheinlich können diese Kosten jedoch eingespart werden!



BILD


Hier möchte ich keine relativ „dichte“ Faschine einbauen, sondern reich verzweigte Äste aus dem Umfeld des Flusses am Böschungsfuß fixieren (Raubaum – Prinzip). Die etwas lockerere Struktur hat zur Folge, dass die Strömung kleinräumig verwirbelt und aufgebrochen wird. Dies wiederum hat eine Erhöhung des Rückhalts von mitgeführtem Sediment, innerhalb der Ufersicherung zur Folge. Dadurch wird der Böschungsfuß gestärkt und aufgebaut statt fortgespült. Die Hinterpflanzung mit Erlen, sowohl an der Mittelwasserlinie, als auch oben auf der Böschung übernimmt auf längerfristige Sicht die Sicherung dieses erosionsgefährdeten Bereichs.

BILD


Die zurückgehaltenen Sedimente um den Sturzbaum herum könnten auch mit einzelnen Erlen bepflanzt werden. Dadurch wird das Sediment festgesetzt, und es entsteht ein natürliches flaches Ufer mit einer Vielzahl an Lebensräumen (Amphibien, typische Uferstauden, Insekten, Jungfische usw.). Durch das, in diesem Bereich, deutlich überbreitete Profil und die flache Lage der Sedimente im Niedrigwasserprofil sind keine gravierenden Abflussprobleme zu befürchten. Bei dem Rückschnitt und der Bepflanzung würde ich mich an der Profilbreite des oberhalb liegenden Abschnitts orientieren, so dass, auch wenn die Erlen groß sind, keine Abflussprobleme entstehen.



BILD


Sämtliches Arbeitsmaterial, Holz und Erlen würde ich organisieren – ich bräuchte nur die Erlaubnis diese Arbeiten durchzuführen!

:?: :?: :?: :?: :?: :?: :?:
(Ich hätte das Ganze gerne als pdf eingefügt, wird aber zu groß - genauso wie die Fotos, ggf. hat da mal jemand einen Tip für mich?)

Leider habe ich trotz mehrfacher Nachfrage beim WBV kein o.k. bekommen selbst Hand anzulegen. Statt dessen ging ca. ein Jahr ins Land, der Bereich ist verhältnismäßig stark erodiert, und vor Kurzem wurde der Bach in dem Bereich ausgebaggert.
Abgesehen davon, dass dieser Bereich vermutlich
1. weiter erodieren wird
2.durch den von oberhalb antransportierten Sand bald wieder aussieht wie vor den Baggerarbeiten
frage ich mich ernsthaft wie dieses Handeln mit den Anforderungen nach WRRL vereinbar ist. Auch im neuen Maßnahmenplan für den zweiten Bewirtschaftungszeitraum in SH steht ganz klar die Forderung nach umsichtigem / schonendem Gewässerunterhalt - vom Verschlechterungsverbot bzw. Verbesserungsgebot mal ganz abgesehen!

Ich möchte euch bitten, wenn ich total auf dem Holzweg bin, mir auch das zu sagen / schreiben – die Situation jetzt geht mir echt an die Substanz – zuschauen zu müssen wie die Au immer weiter hingerichtet wird und nichts ausrichten zu können!

So das soll´s für heute erstmal gewesen sein - ich hoffe auf regen Austausch und den einen oder anderen Tip wie Ihr das an Euren Gewässern handhabt.

Schönen Abend noch

edit: etwas entschärft, Erläuterungen eingefügt, um nicht den falschen Leuten "vors Bein zu treten"
Zuletzt geändert von Naturmensch am 19.05.2016, 19:12, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
Kai

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jens_hh
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von jens_hh »

Moin, ich habe leider von der ganzen Materie keine Ahnung, aber größte Hochachtung vor so viel Einsatzbereitschaft!!! Es gibt leider zuwenige von deinem Menschschlag. Ich hoffe dein Atem ist lang genug bis diese Büroklappstühle endlich verstehen was ihnen dort zum Nullkostenpreis angeboten wird.
Ich glaube das diese Leute nur deswegen keine Lust haben mit dir zu reden, weil sie selbst keine Ahnung davon haben.
Halt durch!!!
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jjörg
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von jjörg »

Hallo,
ich denke Du machst überhaupt nichts falsch.
Mann benötigt leider einen langen Atem wenn man bei Behörden etwas genehmigen will.
Wäre toll wenn Du dich nicht entmutigen lassen würdest und dein Projekt zukünftig Erfolg hat. :+++: :+++:

Ich wünsch Dir viel Erfolg beim Umsetzen Deiner Vorhaben und natürlich auch viele Fische :+++:


und weiter geht's
JJ
Wenn die Mefo ne Kuh wäre hätten wir mehr
Milch
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Fliegenjens
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Fliegenjens »

Also Kai,

auch ich ziehe meinen Hut vor Dir und hoffe das die Sturköpfe irgendwann aufwachen.
Ich denke das Du alles so richtig ge(be)schrieben hast, ich würde da nichts ändern. Es hört sich sachlich und fachlich richtig an und angegriffen kann sich eigentlich auch niemand fühlen.

Ich glaube das Problem ist das Du deine Arbeitskraft kostenlos anbietest, da können die nicht mit umgehen weil sie bestimmt denken "Entweder hat er keine Ahnung oder da kommen anschließend noch irgendwelche Forderungen nach" oder " Oh Scheixxe, da hat aber jemand eine menge Knowhow das er anbietet ohne irgendwelche großen Anträge und Planungsabläufe zu stellen. Das kann ich nicht genehmigen weil dann alle sehen das er meinen Job viel schneller erledigen kann ( möchte)" ...oder so in der Art.

Ich hoffe für Dich und ganz besonders für die Au das Du einen längeren Atem hast und sich da etwas positives raus entwickelt.

Halte durch! :+++: und Danke für Deine Wut, Deinen Mut und Dein Engagement! :l:
1150 Fliegengrüsse aus der Oberpfalz
Jens

Der Trick im Leben ist nicht der, zu bekommen was man will, sondern es noch zu wollen nachdem man es bekommen hat.
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Naturmensch
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Naturmensch »

Moin,

danke für den Zuspruch, es fällt aber trotzdem schwer sich immer wieder zu motivieren. Ich bleib aber dran - bei dem Vorgänger hat es ja ehrlich gesagt auch seine Zeit gebraucht, ihn zu überzeugen. Es ist halt einfach echt ärgerlich wieder, mehr oder weniger, von vorn anzufangen - sowohl was die Überzeugungsarbeit als auch die ökologischen Verhältnisse angeht.

Zum Thema Planfeststellungsverfahren - muss das zwangsweise sein? Geht da nicht Vieles als eine "normale" Unterhaltsmaßnahme durch (nach neuen Anforderungen/ WRRL- Verbesserungsgebot).

Mir ist schon klar, dass umfangreichere Maßnahmen (z.B. der Bau von Fischtreppen, Öffnen von Mäandern etc.) ein Planfeststellungsverfahren erfordern - meine Vorschläge zielen jedoch auf ein anderes (schonendes und strukturschaffendes) Herangehen beim Unterhalt ab. Für konventionelle UH Maßnahmen ist doch auch kein Planfeststellungsverfahren nötig, oder?

Auch hier nochmal die Frage: Laut WRRL sind bestehende Strukturen beim Unterhalt zu schonen, bzw. zu erhalten - ab wann ist eine Struktur denn eine bestehende Struktur??? Ist das nicht ab dem Zeitpunkt der Entstehung der Fall?

Unabhängig davon ist, meiner Meinung nach, eine flächendeckende Aufwertung bzw. ansatzweises Erreichen der Ziele nach WRRL NUR über ebenfalls flächendeckende Umstellung des Unterhalts erreichbar!
Gruß
Kai

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Fjorden
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Fjorden »

Hallo,
kenne mich mit den Verhältnissen in SH nicht aus. Würde über Untere und Obere Wasserbehörden gehen. Zumindest in NRW sitzen da vernünftige ökologisch bewußte Menschen. Renaturierung, zurück in den ursprünglichen Zustand, Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle müßten doch Themen sein auf die die anspringen.
Viel Erfolg und Gruß
Fjorden
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