dimona36 hat geschrieben:
Wie wäre es mit einem solchen Titelbild auf der ersten Seite einer großen Boulevardzeitung, nur das es halt kein Schaf, sondern ein dreijähriges Kind wäre? Stimmung immer noch so gut? Und dieses Kind passt durchaus in das Beutespektrum eines Wolfes oder Bären...
Aber bitte, macht hoch die Tür, die Tor macht weit für alles, was da in unsere enge Kulturlandschaft passt....
Huuh, wer hat Angst vor'm bösen Wolf? Also sorry, ausgeschlossen ist das nicht, aber ziemlich unwahrscheinlich. Wie viele Kinder werden jährlich von Autos überfahren? Will deswegen jemand die Autos ausrotten?
Wir halten uns rein zu unserem Vergnügen hunderttausende Raubtiere (von denen auch ab und zu eines ein Kind tot beisst) und die fressen hunderttausende oder millionen Tonnen Fleisch das auch irgendwo herkommen muss. Leider gibt's für die Wölfe und Bären keine Tiere in Dosen, und so ein paar getötete Schafe sind dann brutal und grausam. Die Tiere in den Chappi-Dosen hatten alle ein tolles Leben und sind friedlich von uns gegangen... Das kommt mir vor wie die Leute die Fischstäbchen und Chappi im Supermarkt kaufen und Angler als Tierquäler beschimpfen. Alles was unserem Vergnügen und unserer Lebensqualität dient ist gut, und alles was unsere persönliche Freiheit da einschränkt ist böse. Und wir Angler sind da Wendehälse sondergleichen, naturnahe Gewässer ja aber bitte ohne fischfressende Prädatoren...
dimona36 hat geschrieben:Na, und die paar Kormorane, die eigentlich noch nie hier waren und gegen die unsere autochthonen Fischarten demzufolge keine Vermeidungsstrategie haben, die kriegen wir doch auch noch satt.
Also bitte, es ist schon lange nachgewiesen dass die Kormorane bei uns auch im Binnenland heimisch waren aber ausgerottet wurden, die Bezeichnung 'sinensis' verwirrend ist, die Art zwar auch in Ostasien vorkommt, aber über genetische Untersuchungen festgestellt wurde dass unsere Populationen nicht von dort in den letzten 2000 Jahren eingeführt sein können.
dimona36 hat geschrieben:Die Bejagung von Predatoren war schon immer Teil der menschlichen Jagdstrategie. Und das stellen wir jetzt noch zusätzlich auf den Kopf?
Na klar, das hat Tradition. Morden, Rauben, Brandschatzen und Vergewaltigen hat in Nord- und Mitteleuropa auch eine lange Tradition, Demokratie und Naturschutz nicht...
Aber zurück zu der Petition, die wird sowieso nichts bewirken. Ausser dass wir Hobbyfischer mal wieder als futterneidische dümmliche Stammtischbrüder da stehen, was für den Grossteil scheinbar auch zutrifft. Hat jemand seine Anglerbrille schon mal abgenommen und sich das durchgelesen? Scheinbar nicht, in allen möglichen Foren wird Applaus geklatscht und kaum kritische Worte...
Also ich finde diese Petition nur noch peinlich, dass sie von 'Fach'zeitschriften auch noch unterstützt wird ist entsetzlich und ich werde diese Zeitschriften daher wohl nicht mehr kaufen.
1. ... 'Die ökologischen Folgen sind dramatisch.'
Nachdem die angebliche Gefährdung bedrohter Fischarten in einem extra Punkt aufgeführt wird, muss es hier wohl um andere ökologische Folgen gehen. Um welche denn? Ein paar totgeschissene Bäume? Oder wird doch nur Punkt 4 ein bischen anders formuliert?
Eigentlich sagen alle 5 Punkte das gleiche, ‚Kormorane fressen Fische’...
2. 'Ein Kormoran frisst 500 Gramm Fisch am Tag.' ...’ Ein Kormoran entnimmt mehr Fisch als 20 durchschnittliche Angler!’
Jeder der sich nur ein bischen mit dem Thema auseinandersetzt weiss dass diese Zahl völlig falsch ist. Der Kormoran wäre in der Nahrungsverwertung völlig ineffektiv und dadurch gar nicht überlebensfähig. So etwas Ineffektives kann vielleicht die Automobilindustrie bauen, in der Natur funktioniert so etwas nicht (täglicher Nahrungsbedarf von 20-25% des Körpergewichts!).
Der Fehler tauchte mal in den 80er Jahren durch eine falsche Interpretation einer Speiballenanalyse auf und ist spätestens seit der Studie von Reichholf 1990 widerlegt und korrigiert (auf ca. 200-300gr).
Dass jemand der sich mit der Thematik auseinandersetzt und so eine Petition verfasst so etwas nicht weiss ist eigentlich nicht möglich und es liegt daher der Verdacht nahe dass hier bewusst mit falschen Zahlen hantiert wird.
Die Fangmengen der Kormorane (die 40-60% tiefer liegen dürften) mit denen der Angelfischer zu vergleichen tut überhaupt nichts zur Sache. Wenn dann müssten sie mit der Fangmenge Berufsfischer + Angelfischer verglichen werden oder dem Fischkonsum der menschlichen Bevölkerung Europas, und dann sähe das Verhältnis ganz anders aus. Dann würde aber deutlich dass die unter Punkt 3 angesprochene Überfischung nicht die Schuld des Kormorans ist...
Und wo sind überhaupt die Berufsfischer (und Fischzüchter)? Wenn sich jemand beschweren darf da er in seiner Existenz bedroht ist, dann sind das wohl Berufsfischer. Und diese Fälle gibt es z.B. an norddeutschen Flachseen ja wohl schon. Aber scheinbar will man die Berufsfischer hier nicht im Boot, oder hat sie nicht gewinnen können...
3. ...’Angler müssen sich an Schonzeiten und Mindestmaße halten, Kormorane nicht.’
Da wird es nun auch noch lächerlich, scheinbar geht es in der Petition vor allem darum Angler als gut und Kormorane als böse darzustellen, billigste Schwarzweiss-Malerei.
Genauso könnte man entgegnen ‚Kormorane brauchen ihren Fang zum Überleben, Angler nicht’...
Mit billigen Floskeln dürfte man nicht weit kommen und die anglerorientierte Einstellung dieser Petition kann eigentlich nur ein Eigentor werden...
4. 'Der Kormoran gefährdet bedrohte Fischarten'...
Da bedrohte Fischarten ohnehin gefährdet sind ändert der Kormoran ja nichts... (Achtung Ironie, zeigt aber die Aussagekraft der Formulierung).
Dass Fischarten durch den Kormoran ausgerottet werden halte ich für ausgeschlossen und für eine signifikante Erhöhung der Gefährdung fehlen mir entsprechende Studien / Beweise. Und es stellt sich natürlich die Frage warum die Fischarten überhaupt bedroht sind (denn da kann der Kormoran gar nichts dafür).
Auch die dramatischen Einbrüche bei den Äschen lassen sich nicht zweifelsfrei auf den Kormoran zurückführen (Gewässerverbauung, Schwall/Sunk, Klimaerwärmung, Hitzesommer 2003...).
Hier wird es versäumt sachlich und objektiv die Probleme darzustellen, Gewässer differenziert zu betrachten, Wiederansiedlungs- und Schutzprogramme für bedrohte Arten zu erwähnen etc.
Dann müsste man aber auch eingestehen dass der Kormoran nur ein Teil eines grossen menschgemachten Problems ist, und die Lösung des Problems neben einem gezielten und gewässerspezifischen Bestandmanagement des Kormorans noch viele andere Massnahmen braucht.
Aber die ganze Thematik scheint den Verfassern der Petition zu komplex zu sein, sie haben sich nicht wirklich mit der Thematik auseinander gesetzt, und es nie geschafft ihre Hobbyfischerbrille abzunehmen. Und offensichtlich hat nicht mal ein einziger Nicht-Angler den Text Korrektur gelesen...
Alles in allem halte ich diese Petition mal wieder für einen Bärendienst für die Angelfischerei und werde sie daher sicher nicht unterschreiben.