Ostsee-Meerforellenschein zur Bestandssicherung

Ständig befinden sich ehrenamtliche Helfer im Einsatz und wirken bei Aktionen und Projekten für die Erhaltung von Natur, Tier- und Umwelt mit. Über solche Aktionen & Projekte kann hier berichtet werden.
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Hanne
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Re: Ostsee-Meerforellenschein zur Bestandssicherung

Beitrag von Hanne »

Helfen geht wohl eher nicht. Da werden Aufträge vergeben.
Wenn Gelder fließen, müssen Vorschriften eingehalten werden.

Sollte aber ein Verein Eigenmaßnahmen durchführen, dann ...
Tight Lines
Hanne
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Jari_St.Pauli
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Re: Ostsee-Meerforellenschein zur Bestandssicherung

Beitrag von Jari_St.Pauli »

Hanne hat geschrieben:Helfen geht wohl eher nicht. Da werden Aufträge vergeben.
Wenn Gelder fließen, müssen Vorschriften eingehalten werden.

Sollte aber ein Verein Eigenmaßnahmen durchführen, dann ...
Alles klar, ich mach mich in meiner Umgebung mal schlau. TL, Jan
Tight Lines, :)

Bild Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelheinzchen stieß.
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Arnd
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Re: Ostsee-Meerforellenschein zur Bestandssicherung

Beitrag von Arnd »

Jan,

Dein Engagement in allen Ehren aber - ganz im Ernst - was soll ein extra Meerforellenschein gegen Entgelt wirklich bringen? Ich spinne jetzt einfach mal ein wenig.

Szenario 1: Ich - als Ruhrie - will an der Ostsee angeln und kaufe mir einen obligatorischen Meerforellenschein. Wegen meiner online, damit die Bürokratiekosten im Rahmen bleiben. Wenn ich jetzt allerdings solch einen Schein habe, habe ich aber auch Erwartungen. Und zwar
1. solch ein Schein muss eine Art Daseinsberechtigung haben. Soll heissen, wenn ich einen Schein habe, dann will ich auch kontrolliert werden! Dazu habe ich schliesslich ein Recht, weil wenn nicht kontrolliert wird, kann ja jeder der keinen Schein besitzt von meinem Obolus partizipieren. Also. An der Küste wird der Schrei nach Kontrolle laut. Mehr Kontrolle heisst aber auch mehr Kontrolleure und all die Menschen, die das organisieren. Mehr Kontrolleure und Organisatoren heisst dann allerdings wieder, dass von den x-tausend Euro Meerforellenscheinerlösen - von denen ja eigentlich y-tausend Meerforellen aufgezogen werden sollten - z-% in irgendwelchen Institutionen mit vielen Organisatoren fliessen, die ihr (in wöchentlichen Meetings) gesammeltes Fachwissen dazu verwenden, dass mehr Kontrolleure (wahrscheinlich ehrenamtliche, damit es kostendeckend ist) effektiv die Nicht-Schein-Meerforellenangler bzw. "unbelehrbaren" Stellnetzfischer herauspickt und "kaltstellt" (wie auch immer die Strafen aussehen). TOLL. Der Effekt des Scheins tendiert also gegen Null; zumindest wenn ich mir heutzutage die Kontrollen an den Stränden anschaue (Anmerk. d. Red.: seit 38 Jahren nicht einmal an der Küste kontrolliert worden :+++: Nochmal TOLL!!). Hmh. Wenn ich mir das gerade so durchlese, erinnert mich das ganz stark an diverse Institutionen in Brüssel, seht ihr das auch so?

ICH WILL ALSO KONTROLLIERT WERDEN!!!

Mit Erwerb des Scheins habe ich aber noch ganz andere Erwartungen und zwar diese

2. wenn ich in etwas investiere sollte sich es schon rechnen. Seien es Wetten auf den Bankrott von angeschlagenen europäischen Staaten (diese Typen werden dann neudeutsch Short-seller genannt), der Blumenstrauß für die Ehefrau (nur damit sie den letzten Zug durch die Gemeinde mit den besten Freunden schneller wieder vergisst) oder ein Meerforellenschein. Soll heissen...wenn ich schon 'n Fuffi ausgebe, dann will ich mindestens für 100 EURO Fisch haben. Mit anderen Worten, ich werfe meinen - mir selbst auferlegten - Ehrenkodex (maximal zwei Fische/Tag oder sonstwas) über Bord, lasse die Prediger in diversen MeFo-Foren erzählen und sehe zu, dass ich zumindest ohne Verlust aus der Sache komme. Also....Absteiger....mitnehmen. Laichkleid....nöööö, liegt an der Pol-Brille....abschlagen. Grönländer, die mit viel Phantasie gerade mal massig sind....Größe ist relativ....lecker Filet.
D.h. Investment = Erwartung = Gewinn. Ganz einfach. Es soll mir jetzt nur niemand erzählen, dass diese These falsch ist. Ein Besuch an einem Forellenp*ff belegt das Tag für Tag.

Mit anderen Worten....es ist zumindest nicht auszuschliessen, dass gerade ein Extra-Schein genau das Gegenteil bewirken kann.

Szenario 2: Alle bezahlen brav die Gebühr für den MeFo-Schein, alle halten sich an Verbote/Auflagen (dadurch weniger Kontrollen notwendig) mit anderen Worten....am Strand begegnet man nur noch Papst-Klonen, die Welt ist schön (und dann wahrscheinlich auch eine Scheibe).

Mit den Erlösen werden dann also jährlich Millionen und Aber-Millionen kleiner Smolts herangezüchtet, ausgesetzt und dem geneigten Angler quasi auf dem Tablett serviert. Und dann??? :o Dann geht der Hype um die Meerforellen erst recht los. Die Medien überschlagen sich mit Berichten über Rekordfänge. Jeder der halbwegs geradeaus werfen kann will nur noch eines...Meerforellen. Stellnetzfischer legen ihr Netz nicht mehr nur 20 Meter vom Ufer, nein, es werden gleich mehrere Netze bis in die Dünen verankert. Der Goldrausch vom Yukon ist Geschichte, es lebe der Silberrausch von Eckernförde ... oder so. Mit anderen Worten....ein herrlicher, schwer zu fangender Fisch wird auf den Level einer Plötze heruntersubventioniert (soll keine Abwertung ggü. den Friedfischanglern sein). Willkommen im grössten Forellenp*ff der Welt. Viele Angler und Fischer bedeuten allerdings auch große Mengen an gefangenem Fisch, so dass der MeFo-Schein ein unbedingtes Muss wird, um überhaupt den Bestand an Meerforellen noch sichern zu können. Aiiih! Mein persönliches Horrorszenario.

Jan, Du wirst selbst erkannt haben, dass ich hier (bewusst) überzeichne (wobei, wenn ich mir die Realität anschaue, bin ich mir selbst nicht mehr so sicher). Ich finde Dein Engagement absolut in Ordnung...allein ein MeFo/Hecht/Saibling-Schein wird nie die Lösung zur Bestandssicherung einer Fischart sein. Ich denke, der Hebel muss woanders angesetzt werden. Das beginnt in den Vereinen mit einer guten Jugendarbeit (wo das Bewusstsein für die Kreatur geweckt wird), geht weiter mit der konsequenten eindeutigen Gesetzeslage (mal ehrlich...der Passus "zwischen dem dd.mm.yyyy und dd.mm.yyyy müssen gefärbte Fische zurückgesetzt werden..." ist doch Wischi-Waschi; dann doch lieber ein absolutes Fangverbot inkl. Entnahmebeschränkung und ggf. höherem Mindestmaß in der Saison), geht weiter mit einer empfindlichen Strafe bei Nichtbeachtung (egal ob Angler oder Nebenerwerbsfischer oder grosser Fischtrawler). Und wenn dann noch engagierte Freiwillige unterstützende Maßnahmen durchführen oder subventionieren bräuchten wir nicht diese Diskussion führen.

Manchmal denke ich, das Beste für die Meerforelle wäre ein seeeehr geringer Bestand. Ein Fisch, der als unfangbar gilt, eine Sagengestalt der Altvorderen wird nun einmal nicht gezielt gejagt. Hmh. Revolutionärer Gedanke, huh?

TL, Arnd

....nur meine Meinung....
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Jari_St.Pauli
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Re: Ostsee-Meerforellenschein zur Bestandssicherung

Beitrag von Jari_St.Pauli »

Arnd hat geschrieben:Jan,

Dein Engagement in allen Ehren aber - ganz im Ernst - was soll ein extra Meerforellenschein gegen Entgelt wirklich bringen? Ich spinne jetzt einfach mal ein wenig.

Szenario 1: Ich - als Ruhrie - will an der Ostsee angeln und kaufe mir einen obligatorischen Meerforellenschein. Wegen meiner online, damit die Bürokratiekosten im Rahmen bleiben. Wenn ich jetzt allerdings solch einen Schein habe, habe ich aber auch Erwartungen. Und zwar
1. solch ein Schein muss eine Art Daseinsberechtigung haben. Soll heissen, wenn ich einen Schein habe, dann will ich auch kontrolliert werden! Dazu habe ich schliesslich ein Recht, weil wenn nicht kontrolliert wird, kann ja jeder der keinen Schein besitzt von meinem Obolus partizipieren. Also. An der Küste wird der Schrei nach Kontrolle laut. Mehr Kontrolle heisst aber auch mehr Kontrolleure und all die Menschen, die das organisieren. Mehr Kontrolleure und Organisatoren heisst dann allerdings wieder, dass von den x-tausend Euro Meerforellenscheinerlösen - von denen ja eigentlich y-tausend Meerforellen aufgezogen werden sollten - z-% in irgendwelchen Institutionen mit vielen Organisatoren fliessen, die ihr (in wöchentlichen Meetings) gesammeltes Fachwissen dazu verwenden, dass mehr Kontrolleure (wahrscheinlich ehrenamtliche, damit es kostendeckend ist) effektiv die Nicht-Schein-Meerforellenangler bzw. "unbelehrbaren" Stellnetzfischer herauspickt und "kaltstellt" (wie auch immer die Strafen aussehen). TOLL. Der Effekt des Scheins tendiert also gegen Null; zumindest wenn ich mir heutzutage die Kontrollen an den Stränden anschaue (Anmerk. d. Red.: seit 38 Jahren nicht einmal an der Küste kontrolliert worden :+++: Nochmal TOLL!!). Hmh. Wenn ich mir das gerade so durchlese, erinnert mich das ganz stark an diverse Institutionen in Brüssel, seht ihr das auch so?

ICH WILL ALSO KONTROLLIERT WERDEN!!!

Mit Erwerb des Scheins habe ich aber noch ganz andere Erwartungen und zwar diese

2. wenn ich in etwas investiere sollte sich es schon rechnen. Seien es Wetten auf den Bankrott von angeschlagenen europäischen Staaten (diese Typen werden dann neudeutsch Short-seller genannt), der Blumenstrauß für die Ehefrau (nur damit sie den letzten Zug durch die Gemeinde mit den besten Freunden schneller wieder vergisst) oder ein Meerforellenschein. Soll heissen...wenn ich schon 'n Fuffi ausgebe, dann will ich mindestens für 100 EURO Fisch haben. Mit anderen Worten, ich werfe meinen - mir selbst auferlegten - Ehrenkodex (maximal zwei Fische/Tag oder sonstwas) über Bord, lasse die Prediger in diversen MeFo-Foren erzählen und sehe zu, dass ich zumindest ohne Verlust aus der Sache komme. Also....Absteiger....mitnehmen. Laichkleid....nöööö, liegt an der Pol-Brille....abschlagen. Grönländer, die mit viel Phantasie gerade mal massig sind....Größe ist relativ....lecker Filet.
D.h. Investment = Erwartung = Gewinn. Ganz einfach. Es soll mir jetzt nur niemand erzählen, dass diese These falsch ist. Ein Besuch an einem Forellenp*ff belegt das Tag für Tag.

Mit anderen Worten....es ist zumindest nicht auszuschliessen, dass gerade ein Extra-Schein genau das Gegenteil bewirken kann.

Szenario 2: Alle bezahlen brav die Gebühr für den MeFo-Schein, alle halten sich an Verbote/Auflagen (dadurch weniger Kontrollen notwendig) mit anderen Worten....am Strand begegnet man nur noch Papst-Klonen, die Welt ist schön (und dann wahrscheinlich auch eine Scheibe).

Mit den Erlösen werden dann also jährlich Millionen und Aber-Millionen kleiner Smolts herangezüchtet, ausgesetzt und dem geneigten Angler quasi auf dem Tablett serviert. Und dann??? :o Dann geht der Hype um die Meerforellen erst recht los. Die Medien überschlagen sich mit Berichten über Rekordfänge. Jeder der halbwegs geradeaus werfen kann will nur noch eines...Meerforellen. Stellnetzfischer legen ihr Netz nicht mehr nur 20 Meter vom Ufer, nein, es werden gleich mehrere Netze bis in die Dünen verankert. Der Goldrausch vom Yukon ist Geschichte, es lebe der Silberrausch von Eckernförde ... oder so. Mit anderen Worten....ein herrlicher, schwer zu fangender Fisch wird auf den Level einer Plötze heruntersubventioniert (soll keine Abwertung ggü. den Friedfischanglern sein). Willkommen im grössten Forellenp*ff der Welt. Viele Angler und Fischer bedeuten allerdings auch große Mengen an gefangenem Fisch, so dass der MeFo-Schein ein unbedingtes Muss wird, um überhaupt den Bestand an Meerforellen noch sichern zu können. Aiiih! Mein persönliches Horrorszenario.

Jan, Du wirst selbst erkannt haben, dass ich hier (bewusst) überzeichne (wobei, wenn ich mir die Realität anschaue, bin ich mir selbst nicht mehr so sicher). Ich finde Dein Engagement absolut in Ordnung...allein ein MeFo/Hecht/Saibling-Schein wird nie die Lösung zur Bestandssicherung einer Fischart sein. Ich denke, der Hebel muss woanders angesetzt werden. Das beginnt in den Vereinen mit einer guten Jugendarbeit (wo das Bewusstsein für die Kreatur geweckt wird), geht weiter mit der konsequenten eindeutigen Gesetzeslage (mal ehrlich...der Passus "zwischen dem dd.mm.yyyy und dd.mm.yyyy müssen gefärbte Fische zurückgesetzt werden..." ist doch Wischi-Waschi; dann doch lieber ein absolutes Fangverbot inkl. Entnahmebeschränkung und ggf. höherem Mindestmaß in der Saison), geht weiter mit einer empfindlichen Strafe bei Nichtbeachtung (egal ob Angler oder Nebenerwerbsfischer oder grosser Fischtrawler). Und wenn dann noch engagierte Freiwillige unterstützende Maßnahmen durchführen oder subventionieren bräuchten wir nicht diese Diskussion führen.

Manchmal denke ich, das Beste für die Meerforelle wäre ein seeeehr geringer Bestand. Ein Fisch, der als unfangbar gilt, eine Sagengestalt der Altvorderen wird nun einmal nicht gezielt gejagt. Hmh. Revolutionärer Gedanke, huh?

TL, Arnd

....nur meine Meinung....
Moin Arnd,

schön geschrieben. :grin:
Ich hab ja schon eingesehen, dass das so wahrscheinlich nicht sinnvoll ist.
Und doch schaue ich neidvoll nach Dänemark, die allerdings mit viel mehr
Küstenlinie und weniger Einwohnern ganz andere Voraussetzungen haben.
Ich bin auch noch nie kontrolliert worden.
Finde ich auch jetzt schon nicht so gut.

TL, Jan
Tight Lines, :)

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Reverend Mefo
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Re: Ostsee-Meerforellenschein zur Bestandssicherung

Beitrag von Reverend Mefo »

Hallo Arnd, was Du da schreibst, ist leidet gar nicht so sehr Horrorszenario, sondern in großen Teilen jetzt schon Realität. Einzig die rückläufigen Fangzahlen bringen ein wenig Ruhe in den Puff. Wo kein Absteiger gefangen wird, kann auch keiner abgeknüppelt werden. Nullnmern sind schlechte Zeichen für die Bestandszahlen, dämpfen aber langfristig den Silberrausch der letzten Jahre.
You,re going home,
You’re going home,
You‘re going,
England’s going home!
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