Island 2008

Insbesondere die skandinavischen und einige der baltischen Staaten haben feine Reviere. Hier kann über Reviere und Unterkünfte gefachsimpelt werden.
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Hecht911H
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Island 2008

Beitrag von Hecht911H »

Hier mal der erste Teil eines Berichtes zu einer unvergessenen Islandtour im letzten Jahr. Einige werden ihn schon kennen ... einige Bilder und der zweite Teil folgen!



Das rhythmische Wogen der auflaufenden Flut an den hellen Sandstrand unterbricht die faszinierende Stille dieser Mittsommernacht. Unter das Brodeln der Gischt und das Möwengeschrei mischt sich zudem immer mal wieder das ächzende Geräusch der Bremse meiner kleinen 1000er Stradic.

Es ist der Morgen des 22. Juni 2008 um 01.30 Uhr und ich stehe hier an einem der einsamsten Plätze dieser Welt etwa 2.500 km von der Heimat entfernt und kann immer noch nicht fassen, was sich in den letzten 60 Minuten an diesem kleinen Strand der isländischen Westküste abgespielt hat.

Die Sonne taucht mit gleißendem Licht bereits wieder hinter den vergletscherten Gipfeln der erloschenen Vulkankette am Horizont auf und verleiht dem auflaufenden Wasser einen schweren bleifarbenen Glanz.

Was für eine Kulisse! Welch tolles Land, dessen Natur trotz der oberflächlich betrachteten Kargheit dem Auge des aufmerksamen Betrachters so viele Farben zu bieten hat. Ja und was für ein dieser Umgebung gerecht werdender Gegenspieler, der mit all seinen Möglichkeiten schon einige Minuten zu verhindern versucht, seinem Element entrissen zu werden!

Der Fisch zieht beharrlich weiter die 0,10 er Fireline von der Rolle und der Blank der viel zu leichten Spinnrute nickt bedrohlich bei jedem Kopf- und Schwanzschlag meines Gegenüber.

Ich weiß bereits, mit wem ich es am anderen Ende der Leine zu tun habe! Es ist ein etwa 7 Pfund schwerer blanker Silberbarren, der seit ca. 10 Minuten wütend und entschlossen versucht den Haken meines Kunstköders abzuschütteln.

Der schwarze Schatten war meinem silbernen Toby Blinker in pfeilartiger Geschwindigkeit aus tieferem Wasser bis 5 Meter vor die Strandlinie gefolgt und hatte dort ohne ein Anzeichen von Argwohn den Köder genau in dem Moment gepackt als ich ihn aus dem Wasser heben wollte. Der Fisch reagierte auf den unerwarteten Widerstand mit drei bis vier spontanen Salti und Schrauben und zog dann ohne jegliche Unterbrechung in einem Augenblick ca. 70 Meter Schnur von der Rolle.

Vollkommen deckungsgleich haben sich schon die fünf anderen Fische verhalten, die ich innerhalb nicht einmal einer Stunde an diesem Salmonidentraumstrand haken durfte.

Während der Fisch weiter um sein Leben kämpft, schweifen meine Gedanken weit zurück in die „gute alte Zeit“, als ich vor etwa 30 Jahren, ausgerüstet mit dem neuesten „RilehRex“ Modell, 0,30er „Leska“ Schnur und einem Germina Vollglasknüppel, viele Fische an den Außenküsten der Insel Rügen fing. Doch so sehr ich gedanklich in meinen Erinnerungen wühle, mir fällt beim besten Willen kein auch nur annähernd vergleichbares Angelabenteuer beim Küstenspinnfischen ein! Das hier und jetzt ist etwas ganz Besonderes in meinem Anglerleben!

Lautes Platschen ruft mich zurück in die Gegenwart. Der Fisch stemmt sich oberflächennah mit verzweifelten Schlägen seiner kräftigen Schwanzflosse unmittelbar vor meinen Füßen gegen sein Schicksal. Geduld und Erfahrung während des sanften Drills haben jedoch ihre Spuren hinterlassen und mit geschwundenen Kräften taumelt die Schönheit nun benommen in den Wogen der Brandung. Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages werden von der silbernen Flanke des Fisches stark reflektiert und spätestens in diesem Moment wird mir die Bedeutung der Bezeichnung „Silberbarren“ noch einmal bewusst.

Es ist soweit, jetzt volle Konzentration, denn die zweite sehr kritische Phase neben dem unmittelbaren Moment nach dem Anbiss, bei dem sich 90 % der Fische aus dem Wasser schrauben, die Landung kann nun beginnen. Völlig spartanisch ausgerüstet, ohne Wathose, ohne Kescher und mit viel zu leichtem Gerät, welches wie zuvor beschrieben noch durch ein 1,5 Meter langes und 0,22 Millimeter starkes Fluorocarbonvorfach ergänzt wird, ist es ein vergleichsweise schwieriges Unterfangen den Fisch zu stranden. Zwei Fische gingen bei dieser heiklen Aktion bereits verloren.
Doch die Brandung, die zuvor noch das Angeln behinderte, weil ich mangels passenden Schuhwerks wegen jeder Welle weit auf den Strand zurückweichen musste, ist jetzt mein Verbündeter. Die nächste Woge rollt heran und deren Schwung ausnutzend ziehe ich mit konstant kräftigem Zug den Fisch hoch auf die Düne!

Das Wasser zieht sich brodelnd und schäumend zurück und gibt den Blick auf den prachtvollen Fisch frei. Angestrahlt von der schräg einfallenden Sonne liegt er ruhig da, der Silberbarren, ein wahrer Schatz für jeden Petrijünger! Einen kurzen Moment lang läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ein triumphales Gefühl ergreift Besitz von mir, nicht zu beschreiben für einen „gesunden“ Menschen, der nicht vom Virus befallen ist.

Doch der menschliche Urinstinkt des „Beutemachens“ weicht blitzschnell dem Verstand, denn es gibt keine Chance, dieses Tier einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Im Kühlschrank warten ja noch einige Verwandte – Bachforellen und Saiblinge, der Fang des Vortages in einem nahe gelegenen Binnensee, auf ihre Zubereitung. Ich befeuchte in der nächsten Welle meine Hände und befreie den Fisch von den zwei festsitzenden Flunken des Drillings. Ohne Rücksicht auf meine bis zu diesem Moment sorgsam vor dem Salzwasser geschonten Schuhe führe ich den Fisch zurück zur Strandlinie und entlasse ihn in sein vertrautes Element.
Jetzt ist es Zeit ins Bett zu gehen, um einerseits dieses Abenteuer zu verarbeiten und um andererseits den offenbar vorhandenen Fressrausch der Fische nicht schamlos und unverantwortlich auszunutzen!

Ob nun als „Dank“ dafür, dass ich diesen Törn auf seinem Höhepunkt abgebrochen habe, oder einfach nur, weil mir der Zufall einen ganz besonderen Fangplatz in die Hände spielte, durfte ich im Anschluss noch zwei weitere vergleichbare Nächte an dieser „Silberküste“ erleben, dann war es Zeit weiter zu ziehen um den Westteil des sagenhaften Island(es) besser kennen zu lernen.
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Frank Carstensen
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Beitrag von Frank Carstensen »

Super Bericht, danke. :+++:
Grüße // Frank
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Hecht911H
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Beitrag von Hecht911H »

Hier dann der zweite Teil ...


Die drohenden Laute der Seeschwalben, die eifersüchtig ihren Brutplatz gegen alles und jeden verteidigen, der sich ihnen nähert, zerschneiden die Luft. Unter das wütende Gezwitscher mischt sich zudem noch das grelle Geschrei eines aufgebrachten Austernfischers.

Ein vertrauter würziger Duft steigt mir in die Nase. Eine Mischung aus gestrandetem Seetang und allerlei mineralischer und maritimer Absonderlichkeiten schwängert die Luft.

Die Augen streifen über eine raue und karge Küste, aus deren schwarzen Felsen das Wasser seit tausenden von Jahren skurrile Formen geschliffen hat.

Durch meine Finger rinnt feiner rötlicher Sand und regt auf besondere Weise die Haut meiner Hände an.

Jede einzelne Komponente für sich - an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit - hätte wohl kaum diese Faszination in mir auslösen können!
Das Geschrei eines Austernfischers in der U-Bahn? Eine Qual für das Trommelfell! Verfaulender Seetang in meinem Büro? Eine Beleidigung für die Nase!
Das Gestein erstarrter Lava auf dem Alexanderplatz? Schwarze Schatten auf der Netzhaut der Augen!
Klebriger feinkörniger Sand auf dem Autositz? Scheuerstellen in jeder Hautfalte!

Doch hier, an diesem einsamen malerischen Ort auf einer Insel mitten im Nordmeer, ist alles anders! Die Komposition mit der die isländische Natur all meine Sinne anregt gibt mir ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit und des Glücks!

Es sind eben nicht nur die herausragenden Fänge stattlicher Meerforellen und Lachse der letzten Nacht, die mir diesen ganz besonderen Glanz in die Augen zaubern. Es ist vielmehr auch die Erkenntnis, in dieser von Hektik und Alltagsstress geprägten Zeit, das Privileg genießen zu können, all den Zwängen und dem Ungemach der Zivilisation mit ihrem zähen Einheitsbrei für eine begrenzte Zeit in die Paradiese unserer Welt zu entfliehen.

Unweigerlich schweifen meine Gedanken in dieser urtümlichen Umgebung in eine philosophische Richtung. Woher kommst du? Was ist dir wichtig? Wohin wirst du gehen?
Die ewig aktuelle Frage nach dem Sinn des Lebens ... ist der Weg das Ziel?

Auch heute werde ich diese Frage für mich nicht abschließend beantworten können!

Allerdings kenne ich meinen Weg an diesem Abend! Ich hatte ihn in der letzten Nacht schon einmal zurückgelegt. Er führt entlang der Küstenlinie eines westisländischen Fjordes und wird für das Auge am Ende von einem steil aufragenden Felsen begrenzt von dessen Klippen sich Papageientaucher waghalsig in die Fluten stürzen. Mit ihren überproportional großen Schnäbeln und ihren Stummelflügeln wirken sie auf mich wie ein überladenes Wasserflugzeug, welches es trotz größter Anstrengungen der Motoren nicht schafft abzuheben und plump in jede zweite Welle eintaucht. Was für lustige Gesellen – kaum vorzustellen, dass sie unter Wasser eine große Eleganz ausstrahlen und sehr geschickte Fischer sind!

Mein Blick schweift weiter über die endlos wirkende Wasserfläche und bleibt abrupt an einem kreisenden Schwarm Seeschwalben hängen. Im Gegensatz zu den Papageientauchern sind hier elegante Flieger am Werk. Sie kreisen über wenigen Quadratmetern Wasserfläche und visieren einen speziellen Punkt kurz unter der Oberfläche an. Dann stürzen sie mit der Präzision eines lasergesteuerten Kampfjets hinunter um einen Augenblick später mit ihrer kleinen silbernen Beute im Schnabel kaum 30 Meter von mir entfernt wieder aufzutauchen.

Diese heringsartigen Kleinfische hat gestern auch eine der gelandeten Meerforellen ausgewürgt, bevor ich sie vom Haken befreite und in ihr Element entließ. Wenn die Beute nun wieder vor Ort ist, dann werden wohl auch die Räuber nicht weit sein!

Natürlich „rein vorsorglich“ hatte ich auch zu diesem Strandspaziergang meine leichte Spinnrute mitgenommen! Na und wenn man sie schon dabei hat, kann man ja auch mal einen Wurf riskieren, muss ja nicht wieder ‘ne Stunde daraus werden! Mein flehender Blick trifft einmal mehr auf Verständnis!

Das leichte Geschirr – eine Daiwa Shogun, eine Shimano Stradic mit 0,10er Fireline bespult, das Fluorocarbonvorfach und der Toby – Blinker waren „zufällig“ schon fertig montiert So musste ich nur den Drilling aus der Öse lösen, den Schnurfangbügel zurückschlagen und den silbernen Kunstköder mit einem lockeren Schwung an den Rand der von den Seeschwalben umkreisten Stelle ins Wasser katapultieren.

Bereits mit dem Aufschlagen des Köders auf die Wasseroberfläche hatte ich den Rollenbügel geschlossen und die Schnur gestrafft. Mit einem leichten Zug aus dem Handgelenk bringe ich den Blinker zum Taumeln und lasse mit langsamen Drehungen den Spulenkopf der hoch übersetzten Stationärrolle rotieren. Erste Umdrehung, zweite Umdrehung, dri... Rums! Der kräftige Ausschlag der Rutenspitze signalisiert mir, dass bereits nach wenigen Augenblicken mein Köder auf das große Interesse eines Räubers gestoßen war.
Nach vielen Jahren der Spinnangelei erfolgt der angemessene Anschlag als Reaktion auf den Biss ganz automatisch. Der sitzt erst einmal.

Doch dieser Fisch verhält sich anders als erwartet, er strebt nicht in Richtung Oberfläche um diese zu durchbrechen und sich wild kopfschüttelnd mit einem Salto des lästigen Hakens zu entledigen. Dieser Fisch drängt mit leichten Kopfschlägen in die andere Richtung und nimmt mir auch nicht mehr als 5 Meter Schnur von der Rolle. Der Drill dauert keine 3 Minuten, dann liegt ein um die 40 cm langer Seelachs am Strand. Hm dich hab ich nicht gewollt und der Fisch selbst hätte sicher auch gern auf diese Erfahrung verzichtet. Behandelt wird er dennoch mit größtmöglichem „Respekt“ und nachdem er den Schock des Drills verdaut hat, wird er sich auch künftig wieder an der Kleinfischjagd beteiligen können.

Nächster Wurf, wieder einSeelachs. Auch der dritte und vierte Wurf brachten mir nichts als halbwüchsigeKöhler. Schade, na dann Rute runter, Haken festgezurrt und leicht schmollend weiter der Strandlinie gefolgt.

Bekanntlich schläft der Fuchs ja nicht – er ruht nur! Deshalb entgeht ihm auch der kleine Schwall in einer Kette von Ringen auf der leicht gekräuselten Wasseroberfläche nicht! Nach nur 50 Metern des „gelassenen“ Schlenderns am Strand folge ich jetzt hellwach nur aus den Augenwinkeln dem magischen Treiben auf dem Wasser. Die Kreise ziehen sich fortlaufend leicht nach vorn versetzt in einer fast geraden Linie parallel zum Strand in nicht mehr als 20 Metern Entfernung. Wie von selbst gleitet meine linke Hand an die Rute und findet zielsicher das Ende des Köders. In einer fließenden Bewegung klappt der Rollenbügel zurück, der rechte Zeigefinger sichert die Schnur und die Rute hebt sich senkrecht über meinen Kopf. Keine Sekunde später taucht der Blinker nach einem instinktiven Vorhaltemaß genau dort in das Wasser ein, wo der Fisch vermutlich drei Schwanzschläge später auftauchen wird.

Ich komme soeben noch dazu den Rollenbügel zu schließen, da geht der Tanz schon los. Biss, Anschlag und Sprung des Fisches vereinen sich in fast einer Bewegung.

Ja das ist wieder eine! Auf sie habe ich es auch an diesem Abend abgesehen! Eine richtig stramme Meerforelle, geballte Kraft am superleichten Spinngerät.

Ein weiterer akrobatischer Sprung folgt, doch der Haken sitzt fest und so wechselt der Fisch die Taktik und versucht zunächst eine größere Distanz zu dem unbekannten Wesen zurückzulegen, dass da am Strand steht und ihr offenbar nach dem Leben trachtet!

Heute möchte ich tatsächlich einen dieser prächtigen Fische entnehmen, um ihn nach dem Rezept unserer Gastfrau in einem Gemenge aus Kräutern, Salz, Zucker, Senf usw. zu beizen.

Die Forelle hat daran verständlicher Weise nun gar kein Interesse und macht mir das mit einer Flucht von etwa 50 Metern ganz klar deutlich. Ich lasse die parabolische Aktion des Rutenblanks und die ruckfrei funktionierende Bremse der Rolle für mich arbeiten und kann den Fisch letztendlich nach diesem ersten rasanten Run stoppen.
Puh das wäre erst einmal geschafft, die Anspannung weicht ein wenig aus meinen Muskeln und mit ihr meine Konzentration! Der Blick wird abgelenkt von einem großen rundlichen schwarzen Schatten knapp links von der Stelle an der sich der Fisch im Wasser wälzt.
Der Schatten verschwindet so plötzlich wie er auftauchte doch meine Unkonzentriertheit bleibt. Ein schwerer Fehler!

Völlig unerwartet schießt der Fisch plötzlich etwa 20 Meter auf das Ufer zu und einen kurzen Augenblick lang geht die direkte Verbindung zu ihm verloren, die Schnur erschlafft! Im Eiltempo lasse ich die kleine Stradic rotieren und es gelingt mir tatsächlich, den Kontakt zum Fisch kurzzeitig noch einmal herzustellen, dann gibt es einen kurzen Ruck und der Blinker schießt ca. 2 Meter an meinem linken Ohr vorbei und gräbt sich einige Zentimeter in den Sand der Düne hinter mir!

Meine Augen sind weit aufgerissen, der Unterkiefer ist herunter geklappt, enttäuscht wird mir bewusst, den Fight hast Du verloren! Dieser erfahrene Gegenspieler von geschätzten 10 Pfund hat Dir mal schnell gezeigt wo es lang geht – schade, wäre wohl meine bisher größte Mefo geworden!

Ungeduldiges Trampeln neben mir verhindert weitere laute Flüche aus meiner Kehle und ich werde sanft daran erinnert, he Du bist nicht zum Angeln hier!

Dennoch lässt mich dieser abendliche Drill auch nach dem ausgedehnten Strandspaziergang einfach nicht einschlafen! Ich wälze mich von der einen auf die andere Seite und finde keine Ruhe. Ist es doch genau jetzt der richtige Zeitpunkt für einen schönen Silberbarren! Wind und Wasser stehen optimal! Es ist 0.35 Uhr!

Weitere 5 Minuten später stehe ich in voller Montur mit einem breiten Grinsen im Gesicht an „meinem“ Strand, an der isländischen „Silberbarrenküste“. Zur Sicherheit habe ich wegen der zu erwartenden Größe der Fische schnell noch die etwas größere Stationärrolle – eine gute alte DAM Quick Royal MDS 3500 montiert.

Jetzt passt alles, jetzt hole ich mir meinen Fisch!

Etwa 20 Würfe später bin ich davon schon nicht mehr ganz so überzeugt! Nach ca. 50 Würfen schon der Verzweiflung nah!

Da plötzlich taucht er wieder vor mir auf, dieser große dunkle Schatten, der mich vorhin diesen Superfisch gekostet hat!
Die große Robbe steckt ihren Kopf weit aus dem Wasser und scheint mich voller Hohn anzulächeln ... ihr Blick sagt mir – Looser - das mit dem Fischen beherrsche ich besser als Du!

Nach einigen Fotos im Licht der Mitternachtssonne verlieren wir beide dann schnell das Interesse füreinander. Die Robbe verschwindet in die eine und ich in die andere Richtung zurück auf den Weg zum Ferienhaus.

Es ist jetzt etwa 2.00 Uhr Morgens und die Flut hat fast ihren Höchststand erreicht. Trotz der bisherigen Erfolglosigkeit habe ich nicht vor aufzugeben. Zielstrebig steuere ich auf einen Platz zu, an dem sich das Wasser schon etliche Meter vor der Strandlinie auffallend bricht. Hier liegen große Steine im Wasser und Meerforellen lieben das!

Schon der zweite Wurf bringt mir die Bestätigung! Ein fulminanter Biss, ein Salto und zwei Schrauben, die bekannt lange Flucht 10 Minuten Bangen und Hoffen, dann ist sie mein!

Ein schöner Fisch! Nicht annähernd so groß wie der 4 Stunden zuvor verloren gegangene, aber mehr als ein Trost für den Verlust!

Der Fisch wird noch am Ufer versorgt und da ich nach diesem neuen Abenteuer scharf auf ein Trophäenbild bin hab ich keine Skrupel meine persönliche Fotografin sanft aber bestimmt aus den Federn zu holen! Wider Erwarten ernte ich keinen Fluch sondern bekomme mit einem verständnisvollen Lächeln mein Foto! Der Virus hat jetzt also auch von ihr vollends Besitz ergriffen ... wen wundert es in diesem zauberhaften Land mit diesen tollen Fischen!
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tim
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Beitrag von tim »

Wirklich ein toll geschriebener Bericht! Ich konnte die Stimmung sehen und fühlen! :l:
Wenn der Rat gut ist, spielt es keine Rolle, wer ihn gegeben hat.
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Hecht911H
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Beitrag von Hecht911H »

Die Fakten zur Tour:

- abschließend geplant im September 2007; keine Angelreise!
- den Flug aus Deutschland gebucht bei Iceland Express, Direktflug Berlin Schönefeld – Keflavik und retour zum Preis von ca. 320,00 € p.P.; 20 kg Freigepäck p.P. + 10 kg Handgepäck, Rutenrohr mit einer Länge von 1,60 m ging ohne Probleme mit;
- die Desinfektion der einen mitgeführten Spinnrute war am Flughafen Keflavik innerhalb von 5 Minuten erledigt und kostete 3.500 isländische Kronen (ca. 30,00 €);
- erstaunlich und inkonsequent war für mich, dass nur die Rute desinfiziert wurde, die zwei kleinen mitgeführten Stationärrollen und die Köderbox waren für die Beamten vor Ort völlig uninteressant, auch auf explizite Nachfrage!;
- den Mietwagen aus Deutschland über „expedia“ bei „Hertz“ gebucht, uns hat für 2 Personen ein Toyota Yaris für 11 Tage zum Preis von ca. 700,00 € mit unbegrenzten Kilometern zzgl. 80,00 € Vollkasko (ohne Glasbruchschäden!!!) völlig ausgereicht, der hat auch auf den zahlreichen Schotterpisten über insgesamt ca. 1.800 km artig seinen Dienst verrichtet;
- die Treibstoffpreise sind mit denen in Deutschland vergleichbar,
- die Lebensmittel sind z.T. erheblich teurer, dennoch gibt es in den Supermärkten eine gute Auswahl auch an frischem Obst und Gemüse und was der Mensch sonst so in einem individuell geplanten Urlaub benötigt;
- aus Deutschland haben wir nur die erste Nacht in Reykjavik und die letzte in der Nähe der blauen Lagune fest und direkt übers www bei den Betreibern gebucht;
- den Rest der Zeit sind wir nur einer grob geplanten Route gefolgt und haben uns treiben lassen, unser nördlichster Punkt war Akureyri, wir haben einen Teil der Westfjorde und die Halbinsel Snaefellsnes gesehen;
- es war kein Problem, jeweils eine gute und saubere Unterkunft zu finden, wie das im Juli/August aussieht – keine Ahnung! Hilfreich bei der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten ist auf jeden Fall ein spezieller Übernachtungsführer, der in jedem Touristeninfobüro erhältlich ist;
- ebenfalls in diesen Büros oder an großen Tankstellen bekommt man die Berechtigungskarte für 32 Angel-Binnengewässer, die in Hand einer Genossenschaft über ganz Island verstreut sind, dazu gibt es eine Broschüre, in der die Gewässer jeweils ausführlich beschrieben sind; die Kosten für das ganze Jahr betragen 5.000 IKr (etwa 42,00 €)
- ich selbst habe in 5 dieser Gewässer gute Fische gefangen, allerdings erfordern die ganz heißen Plätze auch auf Island ein großes Maß an Eigeninitiative bei der Vorbereitung. Fast ausnahmslos alle erfolgreichen Binnengewässer sind in Privatbesitz, um dort zu angeln, muss man den Besitzer kontaktieren und Gebühren für die Angelberechtigung an ihn bezahlen. Darüber hinaus ist bei derartigen Vorhaben ein geländegängiges Allradfahrzeug erforderlich;
- die gesamte Tour über 11 Tage hat mit allem Drum und Dran etwa 2.000 € pro Nase gekostet, das geht sicher auch preiswerter, wenn man sich auf einen oder max. zwei Plätze und die Angelei beschränkt, allerdings hat es dieses Land, ebenso wie Norwegen, verdient, dass man sich dort nicht nur den Fischen widmet!
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Hecht911H
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Beitrag von Hecht911H »

Hier dann kreuz und quer noch einige Fotos zur Tour:
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Hecht911H
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Beitrag von Hecht911H »

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Hecht911H
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Beitrag von Hecht911H »

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Shorty
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Beitrag von Shorty »

Ich liebe dieses Land ebenfalls und erkenne einige Plätze auf deinen Fotos wieder. Da kommt Wehmut auf. Ganz toll geschrieben! Danke!
Gruß Shorty
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Dixi
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Beitrag von Dixi »

Toll geschrieben! :+++:

Du hattest scheinbar eine super Zeit und genau das ausgedrückt, was einen am Angeln fasziniert.
Gruß

Dixi
Gnilftz

Beitrag von Gnilftz »

Der Schreibstil gefällt mir! :l:
Gerne mehr davon! :+++:


Greetz
Heiko :wink:
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Der_Malte
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Beitrag von Der_Malte »

Mir gefällt der Bericht auch.

Klasse
Gruß Malte

"Leidenschaft Meerforelle" - Die Leidenschaft, die Leiden schafft
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Hecht911H
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Beitrag von Hecht911H »

Vielen Dank! Es könnte durchaus bald eine Fortsetzung geben, denn ich bin ab dem 28.05.09 wieder für knapp zwei Wochen im eisigen Land. :D
Oliver

Beitrag von Oliver »

Vielen Dank für den versüßten Start
in den neuen Tag :wink:
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gunnar
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Beitrag von gunnar »

Super Bericht und tolle Fotos. :+++: Dein Schreibstil gefällt mir auch. Man konnte deine Stimmung wirklich gut nachempfinden.

Gruß

Gunnar
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