Schutzengel.......

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Vossi
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Schutzengel.......

Beitrag von Vossi »

nachdem ich die letzten beiden Tage ein wirklich informatives Seminar hatte, bot sich heute die Chance, zumindest für ein oder zwei Stunden ein bischen zu wedeln. Meine Frau und ich machten uns also gemütlich auf den Weg Richtung Küste. Wir fuhren mit etwa 120 km/h so vor uns hin, lauschten der gedämpften Musik und freuten uns über den leicht aufgelockerten Himmel.
Kurz hinter der A1 Abfahrt Pansdorf überholte uns ein etwas älteres Modell des Land Rovers. Anschliessend ging alles so unheimlich schnell, dass ich es immer noch nicht ganz begreifen kann. Ich habe dies bereits dreimal erzählt und mir kommt das Ganze immer noch vor, als wenn der Ablauf 10 Minuten oder länger war, dabei ging es nur um Sekundenbruchteile.
Der Wagen überholte uns also und zog gemächlich an uns vorbei. Etwa 80-100 Meter vor uns sollte dann ein Reisebus überholt werden. Als der Landrover etwa die Hälfte seiner Gesamtlänge am Heck des Reisebusses vorbeigeschoben hatte, scherte der Bus urplötzlich aus, um einen Wohnwagen zu überholen. Es kam, was kommen musste. Bremsen, nach links ausweichen, den Grünstreifen touchiert. Der Rover hob das linke Hinterrad, die Fahrerin verriss die Lenkung nach rechts. Das Gefährt schlingerte hin und her, bis es dann vollkommen ausser Kontrolle geriet. Unlenkbar, unkontrollierbar.......von links nach rechts und ab in die Botanik. Wir, nur noch etwa 50 Meter dahinter........
Meine Frau, die bemerkt hatte das dort Kinder im Wagen saßen, rief unaufhörlich : "schaizze, schaizze, die Kinder, schaizze, da sind Kinder drin, schaizze.......
Ich konzentrierte mich derweil darauf, nicht selber die Lenkung zu vereissen. Aufgrund der umher fliegenden Gegenstände - im linken Augenwinkel etwas gelbes, was wie irre über den Asphalt hüpfte rechts das Zusatzdach, welches gerade abgerissen war und vor mir eine Achse mit zwei riesigen grobstolligen Reifen, die eine Art Flummispringen veranstaltete - war das auch nicht gerade einfach.
Das gelbe Etwas verschwand aus meinem Augenwinkel, das Zusatzdach (Gepäckdach :q: ) blieb in der Böschung hängen und die Achse sprang etwa drei Meter vor mir auch mit einem leztzten Satz nach rechts. In der Zwischenzeit überschlug der Wagen sich dreimal.
Erstaunlich, was ein Mensch alles in Bruchteilen erfassen kann.
Anhalten, aussteigen und zum verunglückten Wagen rennen war dann das Nächste. Im Vorbeirollen hatte ich ein Paar Beine in weissen Strupfhosen gesehen, die durch die nicht mehr vorhandene Windschutzscheibe schauten...Auf das Schlimmste gefasst rannten wir auf den Wagen zu....ein Kleinkind schrie.......am Wagen angekommen war sofort zu erkennen, das alle am Leben waren. Dann folgte alles ganz mechanisch. Ansprechen, wie heisst Du , wie alt bist Du....belanglose Fragen.....alle wurden beantwortet......Inzwischen waren zwei weitere Autos angehalten. Wir holten die Kinder aus dem Wagen, nachdem diese eindeutig zu verstehen gegeben hatten, dass sie sich bewegen konnten. Die Mutter bat um Ihr Handy :!: Raus konnte sie erstmal nicht, weil es gar nicht ging.
Alle hatten leichte Blessuren - zumindest äusserlich - durch das gesplitterte Glas und die Mutter durch einen Schlag des Daches. Irgendwann kam dann der RTW an und die Sanis nahmen Ihre Arbeit auf. Die Polizei stellte die obligatorischen Fragen und alles nahm seinen Lauf........Im Nachhinein betrachtet ärgere ich mich, dass ich nicht dem Bus hinterher bin nachdem meine Frau ausgestiegen war. Die Beamten meinten aber, dass man nach unserer Beschreibung (Nummer merken war wirklich nicht) den Bus spätestens in Puttgarden anhalten würde.
Meine Frau und ich fuhren anschliessend ans Wasser. Fischen war allerdings nicht mehr, sondern wirklich nur am Wasser sitzen, die Natur wirken lassen und über das Leben reden. Das Ganze hätte auch viel, viel schlimmer enden können und die Schutzengel haben Akkord gearbeitet. Allerdings hinterlässt eine solches Erlebnis bleibende Eindrücke und vor allem die Gewissheit, wie schnell alles vorbei sein kann.

Um Euch auch einen kleinen Eindruck zu vermitteln, habe ich mal die Bilder angehängt.

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Passt auf Euch auf.

ein nachdenklicher Vossi

P.S.: Das gelbe Etwas, welches ich im Augenwinkel bemerkt hatte, lag auf der Rückfahrt gut sichtbar neben der Leitplanke der Gegenfahrbahn. Ein Federbein. Jeder kann sich wohl ohne weiteres ausmalen, was passiert wäre, wenn das Teil auch nur zwei Meter weiter geflogen wäre .......
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Ammaluschi
1. Vogelfänger Altona
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Beitrag von Ammaluschi »

Mannomann :x :x

Hab ich das richtig gelesen, die hatten mindestens 120km/h :q: :q: :q:
Dann dürfte das ganze für alle Beteiligten wohl wie eine zweite Geburt sein.
Trotzdem erstaunlich, was sonn alter LR alles aushält.
Gruß Lutz :wink: :wink:

Der Frosch im Brunnen ahnt nichts von der Weite des Meeres.
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HO!GER
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Beitrag von HO!GER »

Mann-oh-mann :o !!!

Auf solch einen Sonntagsausflug hätten jeder gern verzichtet.
Daß aber alle wohl auf sind ist das Wichtigste.

Ausserdem hat die Familie viel Glück gehabt,in jeder Hinsicht.Nicht nur daß sie solche besonnenen Ersthelfer gehabt haben... ;)
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Gnilftz

Beitrag von Gnilftz »

:o :o :o
Wat fürn Alptraum!
Gottseidank, nur leicht Verletzte!
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Oje, sowas gönnt man Niemanden, weder es zu sehen geschweige denn im schleudernden Auto zu sitzen :c

Mal wieder ein Beispiel, wie schnell das gehen kann. Gefischt hätte ich auch erstmal nicht :roll:

Am gestrigen Abend auf der A 2, es schüttete aus Kübeln, fuhr ein Familienvater mit zwei Frauen und drei Kindern etwas sehr zügig, nach den ersten Erkenntnissen.

Der Wagen kam ins Schleudern und knallte von der Mittelplanke quer rüber zum Standstreifen. Das die Geschwindigkeit wohl deutlich zu hoch lag, wird der Mann nicht mehr vergessen: zwei der Kinder sind tot, das dritte schwebt noch in Lebensgefahr :o

Dies stammt nur aus dem Radio, so wie Vossi es live zu erleben, und dann noch so nah dran, das glaube ich muß erst mal weggesteckt werden.

Vossi, mach drei Kreuze und für jede Hilfestellung bekommst Du einen extra Schutzengel dazu, da bin ich sicher :wink:
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Der Volksmund sagt: "Du sollst nicht schneller fahren als dein Schutzengel fliegen kann".
Nach solch einem Erlebnis hätte ich mich erst einmal ins Gras gesetzt und eine Pfeife geraucht, um das Erlebte verarbeiten zu können.
Mann Vossi - Du hattest alle Schutzengel auf Deiner Seite - bis auf diejenigen, die die Familie beschützt haben.
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
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Mattes36
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Beitrag von Mattes36 »

Hallo Vossi,

ich kann gut nachvollziehen, wie es Dir und Deiner Frau nach diesem Erlebnis ging. Meine Frau und ich waren vor ein paar Jahren in einer ähnlichen Situation (Live-Beobachter und Ersthelfer bei einem schweren Unfall auf der Landstraße in DK). Das war irgendwie eine ganz komische Stimmung bei uns ... irgendwie fühlt man sich wie betäubt und andererseits läuft das Gesehene immer wieder super realistisch vor dem inneren Auge ab. Die wirkende Zerstörungskraft und die "Zerbrechlichkeit" von Autos bei hohen Geschwindigkeiten ist schon ziemlich erschreckend. Man fühlt sich immer so sicher und geborgen im Auto - was für ein Trugschluß!

Viele Grüße, Matthias

P.S.: Ich habe es damals in der Aufregung übrigens auch vergessen, erstmal die Unfallstelle zu sichern (Warndreieck) :+c
Karstein

Beitrag von Karstein »

Stelle mir nur vor, es wäre KEIN Landrover gewesen, sondern ein Kleinstwagen...

Glückwunsch zum zweiten Geburtstag, kann ich da nur wünschen! :+++:

@ Vossi: dat steckt innen Knochen, das glaube ich Dir unbesehen...
marc
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Beitrag von marc »

puh, heftige sache !!!

da war wohl nicht nur ein schutzengel am arbeiten...
hoffe das sie den bus auch tatsächlich gefunden haben und es vor allem allen leuten gut geht.

aber wird bestimtm schwer dem was nachzuweisen ;-(((
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Mandal
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Beitrag von Mandal »

beim Lesen bekam ich eine Gänsehaut..
da war wohl nicht nur ein Schutzengel vor Ort,sondern alle aus dem Kreis OH.
Das das mit dem Fischen nicht mehr ging, kann ich gut verstehen.

ingo
Keep your eye on your fly
Gast

Beitrag von Gast »

Hammer :o

Danach hätte ich auch nicht mehr ans Fischen gedacht. Gott sei Dank sind ja alle noch recht glimpflich davongekommen.
Mag gar nicht daran denken ....


Schade, dass es den schönen Defender so zerrrissen hat. Aber mit 'nem anderen Wagen hätte das sicher noch schlimmmer ausgesehen. Tja - ich weiss, warum ich meinen Landy so liebe :l:
Gast

Beitrag von Gast »

also wenn ich die bilder so sehe :o .


zum glück ist aber nichts schlimmeres passiert....


übrigens:


gut gehandelt vossi :+++:
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Kystefisker
Fish hard, Rest easy....
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Beitrag von Kystefisker »

....Mann wat'n Schaizendreck.... :o

Und dann keine Personen wirklich zu größeren Schäden gekommen, das ist das einzige was zählt und dann noch Ersthelfer dabei die sich auch kümmern, :+++: Vossi & Frau und die anderen..... :!:

Blechschäden sind egal denn das Material ist Ersetzbar, einzig Interessieren würde noch was nu aus'm dem Verusacher wird ( der Busfahrer ist doch hoffentlich geschnappt worden, oder...? ).

Übel wird's wenn man Tote aus solchen Blechhaufen holt und generell sollte man bei solchen Unfällen, auch als Ersthelfer, ruhig drüber Nachdenken seelischen Beistand in Anspruch zu nehmen..... :!:

Sowas brennt sich ins Gehirn, ich bin nach vielen Unfällen auch manchmal Nachts aufgewacht bei den wir Leute aus Fahrzeugen (oder drunter raus...) geholt haben. Sowas passiert wenn Leute nicht aufpassen, egal wo..... :!:

"kf"

....also immer mit der Dummheit anderer rechnen.... :!:
"Good fishing trip means also good time with your friends, people who have the same burning passion to fly fish, find the peace in it and respect mother nature."
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VolkerB
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Beitrag von VolkerB »

Das kam heute morgen auch auf RSH.
Da hieß es noch, der Bus ist noch flüchtig, obwohl anzunehmen sei,
dass der Fahrer den Unfall bemerkt hat.

Oh manno...

Ich hab mal erlebt, wie jemand mit Wohnwagenanhänger mit Gewalt an einem Kleinlaster vorbei wollte. Der Kleinlaster fuhr rechts die vorgeschriebenen 80 und der Anhängermensch wollte vielleicht mit etwas über 90 auf der mittleren Spur vorbei. Ich kam auf der Mitte an und sah schon beim rübergehen von dem Typen, dass die Karre wie irre anfing zu schaukeln. Ich habe dann reichlich Platz gelassen und Warnblinker angemacht, als der Anhänger bei dem sich völlig aufgeschaukelt hatte. Der Laster hatte das auch bemerkt und ist auf die Standspur ausgeschert.
Zum Glück hatte der Wohnwagenmensch auf einer dreispurigen Autobahn in der Mitte so jede Menge Platz. Der ist nur noch hin und her geschleudert worden von seinem Anhänger, hat die Karre aber tatsächlich nach 8 bis 10 heftigsten Schauklern wieder eingefangen.

200m weiter und Du bist direkt daneben wenn es passiert...

Manchmal braucht man auch Glück, und wie Micha schon sagte, Material kann man immer mit Geld bezahlen, aber die Hauptsache ist, man bleibt heil.

Nachdenkliche Grüße
volker
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nordfan
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Beitrag von nordfan »

Man gut es wurde niemand ernsthaft verletzt.

Ich glaube, dass das Maß an Glück auf Erden bereits in dein Päckchen bei der Geburt geschnürt wurde.
Deine Schutzengel passen dann auf, dass alles seine Ordnung hat.
Klingt sehr philosophisch. Ich bin dennoch Realist.
Fast jeder hat solche, ähnliche oder gar schlimmere Erlebnisse verarbeiten müssen.
Und, verdammt noch einmal Glück gehabt.

In diesem Zusammenhang:
„Jeder Tag, an dem du angeln gehst, wird auf deine Lebenszeit hinzuaddiert".

Gruß
Nordfan :wink:
(diesmal nachdenklich aber nicht besorgt)
Ich sitze meinen Stein gern platt!
Er duldet mich.
Nicht immer sitzt ein netter Arsch auf mir, sagt mein Stein!
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