Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Natürlich interessieren wir uns nicht nur für die erfolgreiche Fischwaid, sondern auch für jegliche Hintergrundinformationen über unsere silbernen Kameraden. Nur wer sein Gegenüber genau kennt, der kann sich auf ihn einstellen.
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knoesel
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Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von knoesel »

Mit dieser Frage haben sich schon viele Experten und Nicht-Experten auseinandergesetzt.

Ein Beispiel: "Wenn Sie sich ansehen, wie chemosensorischer Input sowohl in unserem Gehirn als auch in dem eines Fisches vorkommt,
werden Sie sehen, dass der Geruchseingang für das Vorderhirn bestimmt ist, während der Geschmackseingang für das Hinterhirn,
den hochreflexiven Teil des Gehirns, gilt", sagte Caprio. "Die Botschaft, die man mit nach Hause nehmen kann, ist einfach:
Fische lernen und verbinden bestimmte Düfte als Nahrung, aber der Geschmack ist für sie ein echter Reflex.
Der Geschmack bestimmter natürlicher Chemikalien löst eine Ernährungsreaktion aus." Mit anderen Worten,
wenn ein Fisch bestimmten Geschmacksreizen ausgesetzt ist, kann er seinen Beißdrang nicht kontrollieren".
Mehr dazu unter: https://phys.org/news/2010-01-lsu-profe ... g.html#jCp

Meine ersten Überlegungen dazu stammen aus dem Jahre 2008 und wurden im Laufe der Jahre immer mal wieder korrigiert und ergänzt.
Über diese Gedanken und Ideen hatte ich hier schon mal berichtet, stelle sie im Anhang nochmals zur Diskussion
- quasi als "Winterfaden" und auch deshalb, um vom "Wurf-thread" etwas abzulenken ;)
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

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Moin Klaus,

"Warum beißt ein Fisch auf unsere Köder ?"

Ob Deine Frage einige Resonanz findet, ich glaube es nicht - meine Antwort, wie ich versuche, Fische zu überlisten, will ich mal auf Meerforellen an der Küste und auf Fliegenmuster beschränken:

Mit Geschmack und Geruch haben andere und ich schon experimentiert, es gab aber zu wenig Probanden (Meerforellen) für einen sicheren Erkenntnisgewinn. Probiert wurde Folgendes: Speziell gebundene Fliegen, die ein mit Watte ausgestopftes dünnes Röhrchen trugen, wurden mit Duftstoffen (Nährlösungen, Fettsäuren, Duftölen, usw.) geimpft. (Anmerkung: Funktionierte beim Lachsfischen auch nicht!) Scheinbare Fangerfolgsverbesserungen gab es beim Angeln auf Hornhechte, Fliegenmuster, in die Muschel- oder Schneckeninhalt eingerieben wurde, wurden teilweise tiefer genommen oder geschluckt.

Weil die meisten der angeführten Puzzleteile, wie Angelort und -zeit, Wasserstand und -temperatur, Wetter (Windrichtung und -stärke), Mondphase und Nahrungsangebot schlecht oder nur bedingt beeinflussbar sind, ich kann nur (oder muss) Fischen, wenn ich an der Küste bin, und weil die Wassertiefe bei meinem Wurfvermögen keine entscheidende Rolle spielt, habe ich mich bei der Meerforellenjagd an den Küsten der Ostsee mehr oder weniger auf Machart und Aussehen der von mir verwendeten Fliegenmuster beschränkt.

Ich stehe auf impressionistisch diffus gebundene Fliegenmuster, die an das vorhandene Nahrungsspektrum angelehnt sind. Manchmal sind es Gruppenmuster wie die Freddy Fly (von B. Kuleisa in Rentnerfliege umbenannt), die sowohl für eine Garnele wie auch für ein Fischchen gehalten werden kann, oder wie manche Shrimps, die oft eher wie Squids aussehen als sie Garnelen ähnlich sind. Diffus aus beweglichem Material gemacht und mit Triggermerkmalen versehen, wie Silhouette, Fühler und Augen, welche Leben versprechen, sollen sie Objekte darstellen, die beim Fisch Beuteillusionen hervorrufen, sie sollen Vorstellung von Fressbarem erzeugen, damit der Raubfisch nah genug heranschwimmt, um sich davon zu überzeugen.

Ist der Fisch nah genug an der potenziellen Beute, wird diese durch die Einholtechnik ruckweise weggezogen. Dieser Vorgang entspricht der tausendfach geübten Erwartung, dass Beute flüchtet und löst den nicht zu unterdrückenden Schnappreflex aus, die Mefo muss zupacken, sonst ist die Beute weg.

Ich spreche hier von der Weise, wie ich Shrimpnachbildungen fische. Tangläufer (Asseln und Flohkrebse) lasse ich an gestreckter Leine nur driften, die werden nicht gejagt oder geschnappt, sondern von den Meerforellen nur eingesammelt. Diese kleinen Tierchen binde ich sehr naturealistisch. Fischchen (mit großen Augen) ziehe ich manchmal schnell und fluchtartig durch das Wasser, lasse sie aber oft auch langsam und orientierungslos schwimmen, damit sie krank und als sichere Beute erscheinen.

Beim Fischen streue ich Auswurfweite und -richtung, von oben einfallende Nahrung (Käfer und Großinsekten) ist den Fischen geläufig, häufig streiten sich Vögel auch um Beute und manche ‘zerdrückte‘ Garnele fällt wieder ins Wasser. Solche Muster kommen meiner Bindeweise entgegen und sind leichter nachzuahmen, sie werden von den Meerforellen gern und oft kurz nach dem Einfallen genommen.

Die Farbauswahl geht in Richtung natürliches Vorbild, krass aussehende Muster fische ich selten.

TL
Klaus

P.S.: Die Ausführungen ließen sich nicht wesentlich "kürzer" gestalten.
ArminK
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von ArminK »

Hallo Klaus und Klaus,

da möchte ich gleich eine Frage mit einschieben: Was verleitet eurer Erfahrung nach die Meerforelle eher zum Anbiss: Das Muster was ähnlich der Nahrung in Wasser ist oder das Ungewöhnliche was dann ein besonderes Interesse erweckt? Daran schließt sich auch die Frage an wie realistisch eine Fliege aussehen sollte oder auch nicht.

Viele Grüße
Armin
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knoesel
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von knoesel »

Moin Armin,
Ich drehe Deine Frage mal um: Warum wird die Fliege nicht „genommen“?

Weil diese zu groß, zu klein, zu dick etc. ist?
Die Antwort liegt nicht ausschließlich im Sehvermögen des Fisches, sondern im Wahrnehmungsvermögen bzw. in der Vorstellung von dem „Ding“, das er sieht.
Das Gehirn des Fisches registriert den erkannten Gegenstand und vergleicht ihn mit einem im Gehirn abgespeicherten Muster, das bereits einmal untersucht, probiert und gefressen wurde.
Oder das einen schlechten, gefährlichen Geschmack hatte oder, oder …, das also in etwa dem in den Erbanlagen der Salmoniden verankerten Nahrungsschema gleicht. Oder eben nicht!

Dieser Vorgang des Vergleichens spielt sich in Bruchteilen von Sekunden ab, wird sowohl von Lebewesen (als auch von z.B. Sortiermaschinen) genutzt und wird als „pattern matching“ bezeichnet.
Das Ergebnis kann bedeuten: Gefahr mit dem anschließenden Impuls zu fliehen oder zu kämpfen. Das Ergebnis kann aber auch Nahrung bedeuten mit dem instinktiven „Check“: JA – NEIN – VIELLEICHT.
VIELLEICHT bedeutet, der Angler hat den ersten Teil des „Spiels“ bereits gewonnen: der Fisch muss sein Maul gebrauchen, um das Objekt zu untersuchen.

„Pattern matching“ ist ein fortlaufender Prozess im Leben eines Räubers, aber auch des Anglers, denn Letzterer wird sich bei der Wahl der anzuknüpfenden Fliege bereits von der Erkenntnis leiten lassen, dass das braune Lieblingsmuster oder die zuletzt angeknüpfte Fliege besser „genommen“ werden als „die Neue“.

Gruß und >>>
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von orkdaling »

Interessant!
Jedenfalls fuer mich weil ich mir jedesmal darueber einen Kopf mache und das am Fjord, Skagerrak,Bornholm, Fluessen.

Stellt sich mir doch die Frage warum ein Hai auf eine geschleppte schwarze Plastiktute beisset - in einem Forschungprogram mehrfach geschehen.
Warum auf Surfbretter … da riecht ja nun mal nichts nach seiner Laibspeise.
Oder warum schnappt ein Hecht auf eine Kartoffel bein einholen - war der blind oder war es Reflex?
Wenn Mefos teilweise ganzjahrig im Meer oder aber im Fluss sind dann muessen sie natuerlich fressen und haben einfach Hunger.
Das das nicht der Fall beim Lachs ist stimmt, der nimmt nach seiner Anpassung an das Suesswasser keine Nahrung auf.
Trotzdem wird er mit Blinker, Fliege und Wurm gefangen. Vielerorts ist es sogar verboten mit Shrimp im Fluss zu fischen.
Kann es sein das neben Fisch Shrimp zu seiner Laibspeise gehørt, er deshalb bestimmte Fressgebiete aufsucht?
Meine Erfahrungen dazu, im Unterlauf der Fluesse und das hab ich nun an 4 verschiedenen ueber Jahre testen kønnen, geht der Lachs gern auf Fliegen die ihn an Shrimp erinnern, dagegen weiter oben im Flusslauf sind es eher andere Muster.

Zur Mefo, warum sollte sich diese anders verhalten als ihre Geschwister im Fluss? Nur weil sie zeitweise im Salzwasser ist?
Was ist zeitweise? Hatte ich ja schon mal verlinkt - Forschingsprojekte Wanderwege der Mefos, wo man festgestellt hat das sich Fische von 3 bis 365Tagen im Meer befinden. Also kann es sich nicht um die Umstellung wie beim lachs handeln.
Das die sich um Geruch ihrer Beute kuemmern kann es ja beim fischen mit Nyphen, Trocken und Nassfliegen nicht sein.
Aber in vielen Buechern liest man was von selektiven Fressverhalten, da werden eben zeitweise Cammarus gesammelt, zeitweise sind sie ueberfressen von Watwuermern, dann haben die Junghering im Magensack und der letzte Schwanz guckt noch zum Maul raus.
Neben uns Fliegenheinis gibt es aber noch Leute die mit Fischfetzen und Wurm fischen und dabei hat sich nun hunderttausendfach gezeigt das ein Makrelenstreifen am besten fængt, gefolgt von Hering, wenig auf Seelachs oder Dorsch (Reihenfolge gilt auch bei den anderen Fischen im Meer)
Nun kommt aber einer daher und wirft einen halben Tobis dazwischen und fængt seine Mefos, warum das nun wieder?
Kann es sein das sich die Mefos zu dieser Zeit, an diesem Ort darauf eingestellt haben?

Wie natuergetreu muss eine Fliege sein?
Muss es ein Meisterwerk sein das man meistbietend verkaufen kann?
Meine Meinung dazu, die Fliege muss sowohl im Fluss wie auch im Meer in Form und Grøsse dem æhneln bzw vortæuschen was gerade auf der Speisekarte steht, das wære dann selektiv. Obwohl es auch Zeiten gibt vo die Fische einfach Hunger haben und auf alles beissen ,zB Absteiger oder wenn keine natuerliche Nahrung ausreichend vorhanden ist.
Wenn die Fliege einem Meisterwerk entsprechen muesste dann wuerde doch keine Mefo auf eine Tubenfliege gehen, schon gar nicht auf sowas wie einen Shadow (eigentlich nur ein Plastikrøhrchen mit etwas Haar dran). Sie wuerde wohl auch keine (Tuben) Cascade nehmen die man nur mit viel Erinnerungsvermøgen mit einem Shrimp vergleichen kann.
Warum beisst eine Bafo und Mefo, Meeræsche zeitweise auf Anflugnahrung wie die Waldameise und das mal auf schwarze Muster aber anderen Tag/Platz nur auf die mit rotem Kørperteil? Selektiv weil dieses Muster grade passt?
Warum gehen die Banditen mal auf Steinfliegen am 16ner Haken und andere Tage an gleiche Muster aber 2-3cm grosse Fliegen?

Ich stell mir deshalb lieber die Frage - warum beisst nichts auf meine Fliege, was hab ich nicht beachtet - und das jedesmal neu denn auch da gilt der alte Spruch von Ort,Zeit und Bedingungen.

Klaus (Knoesel) kuerzer ging beim besten Willen nicht. Dann muesste ich verlinken. Zum Beispiel mit:
Fluefiske fra A - Z , Pål Krokvold, Teknikker-Strategi-Imitasjoner (ueber 300 Seiten)

Gruss Hendrik
Willst du morgen noch lokal handeln musst du heute daran denken !
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IdEfIx
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von IdEfIx »

Also ich finde den Artikel von Knoesel ganz interessant.
Besonders ausgeprägte Riechfähigkeiten besitzen die Fischarten, die während ihres Lebens weite Wanderungen zurücklegen müssen wie z.B. Aale und Lachse. Diese beiden Arten orientieren sich durch das Magnetfeld, aber davon einmal abgesehen, aber auch nach ihrem ausgezeichneten Geruchsvermögen. Ein Aal kann damit Duftstoffe wahrnehmen, die im Wasser in äußerst geringen Konzentrationen vorkommen. Zudem kann er stereoskopisch riechen. Seine Nasenöffnungen sind zwei kleine Röhrchen, mit denen der Aal die Richtung, aus der Geruch und Geschmack kommen, genau orten kann. Ähnlich wie beim Aal muss auch der Lachs weite Strecken im Laufe seines Lebens zurücklegen. Mit einem Unterschied: Er wird im Fluss geboren und wandert ins Meer. Schließlich sucht auch der Lachs seinen Fluss wieder auf, um dort zu laichen. Dabei orientiert er sich am Erdmagnetfeld und am Geruch. Nur dieser eine Fluss riecht für den Lachs wie sein Fluss.

Haie riechen Blut in einer Verdünnung von 1 zu 10 Milliarden. Diese enorme Fähigkeit sichert ihnen das Überleben. Sie sind darauf angewiesen, in der Weite des Ozeans Nahrung zu finden. Sie sind deshalb spezialisiert auf Geruchsstoffe, die ihnen Beute versprechen: Aminosäuren, also die Bausteine der Eiweiße. Sie sind in tierischen Zellen und im Blut reichlich vorhanden und werden schon in minimaler Konzentration wahrgenommen. Untersuchungen an Haien haben gezeigt, dass ihr Riechzentrum zwei Drittel ihrer Gehirnmasse ausmacht, somit hat der Geruchssinns für diese Tiere eine enorme Bedeutung. Chemorezeption bei Fischen: https://link.springer.com/chapter/10.10 ... -94837-4_6

Ob der Geruchssinn der Meerforelle genau so stark ausgeprägt ist, wie beim Lachs kann ich nicht sagen, ist aber vielleicht ähnlich. Früher habe ich hin und wieder auch mal mit Naturködern auf MeFos gefischt, gern mit Mottwürmern, was ich aber in den letzten Jahen nicht mehr mache. Mir fiel auf, das ich mit den selbstgegrabenen Würmern besser fing, als mit den gekauften bzw. gezüchteten Würmern. Die Konsistent im Wurm der gezüchteten Würmer sieht nicht nur anders aus, auch riechen sie anders. Zwecks einem Buttangeln hatte ich genügend Würmer ausgegraben, was übrigens auch sehr mühsam ist. Nach erfolgreichem Buttangeln blieben einige fette Exemplare übrig und verweilten im Kühlschrank. Ein Angelkollege rief an, ob wir bei dem schönen Wetter nicht ein bisschen Fischen sollten, was wir auch taten - hierzu kaufte er ein Paket gezüchtete, wogegen ich den Rest der selbstgegrabenen Würmer benutzte.

Die Wahl des Angelplatzes fiel auf eine Landzunge auf Alsen, jeder zwei Ruten, einer fischte rechts der andere links. Nach ca. 2~3 Stunden hatte ich drei maßige MeFos, mein Kollege nur eine Untermaßige, die gleich wieder schwimmen durfte. Da er der Meinung war, daß ich den besseren Platz hätte, wechselten wir. Bis zur Abendstunde hatte ich zwei weitere schöne Fische, mein Angelkollege nichts; bis heute weiß er nicht warum. Dieser Test war für mich der Beweiß, das sich die MeFos durchaus auf ihren Geruchssinn bei der Nahrungsaufnahme verlassen können; nachfolgende Testfischen haben dies auch noch bestätigt.

Heutzutage fische ich lieber mit Fliegen und wenn ich neue Modelle binde, dürfen die auch gern eine Woche auslüften, denn ich finde es schlecht, wenn man Fliegen fischt, die nach einem Chemiecocktail riechen. Hierzu erinnere ich an Nachläufer, die Jeder einmal hatte, vielleicht war die MeFo interessiert, aber evtl. hatte die Fliege den falschen Duft?

Gruss Rudi ;)
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Loop-Freak
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von Loop-Freak »

Hej ihr
Die antworten von Hendrik sind schon fast alles sagen ......
Sagen wir mal so ,wie oft “spottest” du die Fische (nicht immer- sondern erst mal”suchen”)
Wenn du sie gesehen oder Kontakt hattest und sie nicht verhaften kannst , was dann?!!!!
Fliegenwechsel z.b “Schwebefliege” , auch nicht :q:
Ja , sagen die meisten .....Platzwechsel !
Aber selektiv oder nicht, vieleicht sind Satt und das wahr es ;)
Ich glaube die sind fast wie wir und du ist ja nicht jeden Tag dag gleiche .....
Ich denke mal das weiss keiner —— daher neue Stelle neuer Versuch.

Gruss Ralf-Dk
Vi ses:)
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knoesel
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von knoesel »

Zu Farben und Köder im Wasser mal hier schauen .

Pattern Matching (Nahrungsmuster): Forellen besitzen ein sehr scharfes Sehvermögen. Wie kann es sein, dass ein große Forelle z.B. eine kleine "Red Quill" sieht und diese als Maifliege akzeptiert und "nimmt"?
Antwort: Es liegt nicht am Sehvermögen der Forellen, sondern an ihrer Wahrnehmung (= wie das Forellenhirn den sensorischen Input des Sehens erfasst und mit einem festgelegten Muster, das sie in frühester Jugend angelegt hat, abgleicht). Die Maifliege wird als Fressbares erkannt. Solches "Pattern Matching" machen wir Mensche ja auch täglich, stündlich ... ständig.
Ich bin davon überzeugt, dass eine für das menschliche Auge sehr hübsch anzuschauende und sehr sorgfältig gebundene Fliege von unseren Zielfischen nicht unbedingt als Leckerbissen „gewürdigt“ wird. Fische besitzen ein differenziertes Empfinden von der Schönheit unserer Fliegen. Sie denken wenig über modische Farbkompositionen nach, weniger über ein glänzendes und handwerklich sauberes „finish“ und schon gar nicht über hübsche Namen. Sie bevorzugen eher etwas „Borstiges“, gut Erkennbares, bereits einmal „Gekautes“, das in etwa dem in den Erbanlagen der Salmoniden verankerten Nahrungsschema gleicht.

Zum Geruchssinn: Die Fell- und Federmaterialien kommen hauptsächlich aus Indien, China und USA. Hat ein Händler oder Käufer jemals danach gefragt, welche Färbemittel verwendet werden? Oder mit welchen Insektiziden diese behandelt sind? Was wir selbst mit bloßem Auge feststellen können: Teile der Federn und Felle haben keine Farbe angenommen. Manchmal riechen sie "etwas streng" - das wird die MeFo sicherlich auch merken und abdrehen. Deshalb lüfte und wässere ich die frisch gebundenen zunächst beim Üben ;) .

Klaus
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

.
Moin,

Nachdenken über die Ausführungen von Klaus (Warum wird die Fliege nicht „genommen“?) ist angesagt.
Wikipedia hat geschrieben: Die Fähigkeit zu lernen ist für Mensch und Tier eine Grundvoraussetzung dafür, sich den Gegebenheiten des Lebens und der Umwelt anpassen zu können, darin sinnvoll zu agieren und sie gegebenenfalls im eigenen Interesse zu 'nutzen' (geändert!).
Die meisten Handlungen eines Individuums laufen reflexartig ab, augenblicklich und ohne vorheriges Nachdenken. Es sind Reaktionen in bestimmten Situationen oder auf bestimmte Eindrücke. Normalerweise hat eine Meerforelle 'Zeit', über Aussehen des angebotenen Musters und wenn sie auf der Duftspur ist, auch über den Geruch, nachzudenken und entscheidet intuitiv (aus dem Bauch heraus) ob sie zugreift, gespeicherte Erfahrungen spielen eine einflussreiche Rolle dabei. Man kann davon ausgehen, dass wenige der Küstenforellen Fliegenerfahrungen haben, es ist Misstrauen gegenüber Unbekanntem, deshalb ist für sie Vorsicht geboten.

Ich fische in den letzten Jahren gern 'Gummibeinmuster', > 'Lebendiges' um Misstrauen zu überwinden und vermeide glitzernde, halbsichtige Vorfachspitzen um 'Schreckfluchten' nicht zu provozieren.

> 'Matching the Hatch' ist eine alte Fliegenfischerweisheit und hat auch bei der Küstenfischerei Bedeutung.

TL
Klaus
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LenSch
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von LenSch »

SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:.


... um Misstrauen zu überwinden und vermeide glitzernde, halbsichtige Vorfachspitzen um 'Schreckfluchten' nicht zu provozieren.

TL
Klaus
Darf man fragen welches Material du da genau benutzt, Klaus?

Ich kenne es von einem Stillwasser See, wo die Forellen extrem scheu sind, das dort die ersten 1-2 Meter vom Vorfach mit einem Edding schwarz eingefärbt werden. Hat das evtl. jemand schon mal versucht?
ArminK
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von ArminK »

Hallo,

eigentlich ist es ja gut, dass wir nicht genau wissen, warum die Fliege genommen wird oder nicht, sonst wäre es ja irgendwann langweilig oder es gibt keine Mefos mehr, weil alle gefangen wurden. :grin:
Der Einfluss vom Geruch der Fliege auf den Fangerfolg, spielt bei einem Sichträuber wie der Meerforelle doch kaum eine Rolle. Wonach riechen denn die ganzen Blechköder?
Zu den ganzen tollen Fliegenmustern noch folgendes: Ich habe in Dänemark vor einigen Jahren ohne jeden Fischkontakt drei Stunden meine tollen Fliegenmuster gebadet. Dann kam ein Däne vorbei und hat innerhalb einer halben Stunde 3 tolle Fische gefangen. Etwas frustriet bat ich ihn, mir sein Erfolgsmuster zu zeigen: verrosteter Haken mit einem roten Faden- fertig!
Eine andere Sache habe ich auf einer Messe erlebt. Ein Binder mit tollen superrealistischen Fliegen hat einem Besucher 5 seiner Muster verkauft. Auf die anschließende Frage wie die Muster denn so seien, kam die überraschende Antwort: "Ich habe damit noch nie was gefangen" :p

Viele Grüße
Armin
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

LenSch hat geschrieben: Darf man fragen welches Material du da genau benutzt, Klaus?

Ich kenne es von einem Stillwasser See, wo die Forellen extrem scheu sind, das dort die ersten 1-2 Meter vom Vorfach mit einem Edding schwarz eingefärbt werden. Hat das evtl. jemand schon mal versucht?
Solche Versuche habe ich anfangs mal intensiv einen Sommer lang beim Karpfen Beangeln gemacht. Die scheuten schon einen halben Meter vor dünnem Vorfachmaterial (0,10 mm), dunkle Garnfäden, abgetrennt von einer Karpfenschnur, auf die sie zuschwammen, erschreckten sie dagegen nicht.

Lege etwas von Deinem Tippetmaterial in eine Schale und gieße stark gekochten Kaffee oder Tee drauf und lass das einige Zeit stehen (Polyamidschnur nimmt Wasser auf). Mach zum Vergleich und zur Abschätzung eines möglichen Tragfähigkeitsverlustes dann ein paar Reißversuche.
ArminK hat geschrieben: ... Der Einfluss vom Geruch der Fliege auf den Fangerfolg, spielt bei einem Sichträuber wie der Meerforelle doch kaum eine Rolle. Wonach riechen denn die ganzen Blechköder?

... sein Erfolgsmuster ... : verrosteter Haken mit einem roten Faden- fertig!
Rudi und Klaus haben von Nachläufern gesprochen, die abdrehen, wenn es ihnen unangenehm in die Nase sticht, die meisten dieser 'Naserümpfer' bemerkt man aber nicht. Vielleicht war dies das Geheimnis des 'Rosthakens' mit dem Benzel daran.

TL :wink:
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von knoesel »

Zu unseren Bindematerialien, die möglicherweise auch Einfluss auf das Beißverhalten haben:

In den von uns zum Binden benutzten Federn sind grundsätzlich Strukturfarben und Pigmentfarben und zu unterschieden.
Strukturfarben entstehen durch die Interaktion von Licht mit winzigen Strukturen aus denen die Fibern aufgebaut sind, wobei winzige geometrische Eigenschaften des Materials die Farbe erzeugen,
und nicht das Material selbst. Die prächtigen Spiegelfarben von Stock- und Krickente oder das Schimmern der Federstrahlen im „Pfauenauge“ sind Beispiele dafür.

Bei Pigmentfarben ist die Substanz homogen in der Federmasse verteilt. Die Vorstufen dieser Farbstoffe (Carotinoide) müssen mit der Nahrung aufgenommen werden (vergl. Flamingo).
Im UV-Spektrum gibt es nur sogenannte Strukturfarben. Ihr Widerschein beruht allein auf bestimmten Wuchsmerkmalen innerhalb der Federn.
Je nachdem, in welcher Weise die Keratin-Plättchen in den Federhärchen angeordnet sind, reflektieren sie mehr und weniger der UV-Strahlung. (Vögel, die vornehmlich nachts aktiv sind, zeigen in ihrem Federkleid keinerlei UV-Rückstrahlung)!
Der Vollständigkeit halber: Wieder eine andere Ursache haben sogenannte Haftfarben. Beim Einfetten aus der Bürzeldrüse von Wasservögeln
oder bei z.B. eisenoxidhaltigem Wasser werden die Federn oberflächlich gefärbt (z.B. der oft zu sehende rotbräunliche Hals beim Höckerschwan oder die staubgefärbten weißen Federn eines Straußes).

Gefärbte Federn und andere Bindematerialien sind chemisch behandelt und werden in vielen Farben angeboten, wie z.B. Gänseflügelfedern,
oder Marabu vom Truthahn oder in Wolle und Fäden.
Solche Materialien vermeide ich nach Möglichkeit: Ebenso diverse Lacke und Kleber (obwohl ich ein Fan von RENOVO „Treppen- und Parkettlack“ geworden bin,
da schnell trocknend, farblos und extrem belastbar). Ich denke halt, behandeltes Material stinkt der MeFo.

Aber ich muss auch nicht alles glauben, was ich denke :grin:

Klaus
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von Freund Hein »

LenSch hat geschrieben:
SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:.


... um Misstrauen zu überwinden und vermeide glitzernde, halbsichtige Vorfachspitzen um 'Schreckfluchten' nicht zu provozieren.

TL
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Darf man fragen welches Material du da genau benutzt, Klaus?

Ich kenne es von einem Stillwasser See, wo die Forellen extrem scheu sind, das dort die ersten 1-2 Meter vom Vorfach mit einem Edding schwarz eingefärbt werden. Hat das evtl. jemand schon mal versucht?
Ich habe das schon mehrfach praktiziert.
Allerdings "male" ich nicht das ganze Vorfach an, sondern nur immer kurze Abschnitte.... meine Theorie dazu:
Die Fische können so nicht ein durchgängigen "Faden" wahrnehmen und interpretieren das "Zebramuster" als völlig harmlos.
Genutzt wurde dafür ein Edding 3000 . Ich glaube auch daran, bin aber oft zu faul, oder vergesse es vor dem Angeln.
Zumindest hat es keinen negativen Einfluss.
VG
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Frank Carstensen
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Re: Warum beißt der Fisch auf unsere Köder?

Beitrag von Frank Carstensen »

Gutes Thema Klaus, :+++:
ich habe schon lange die Vermutung, dass der Geruchssinn ein viel zu unterschätzter Aspekt ist, wenn es darum geht, bei Nachläufern den Beißreflex auszulösen. Ich benutze daher nie Kleber oder Lack.

Aber in der Regel wird man immer belächelt, wenn man den Geruchssinn anspricht. Daher findet man darüber leider sehr wenig.
LG FC
Grüße // Frank
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