Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Natürlich interessieren wir uns nicht nur für die erfolgreiche Fischwaid, sondern auch für jegliche Hintergrundinformationen über unsere silbernen Kameraden. Nur wer sein Gegenüber genau kennt, der kann sich auf ihn einstellen.
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

Gernot hat geschrieben:Hmm, ich bin mir nicht sicher ob man das „nur“ auf den Sauerstoffmangel zurückführen kann.
Ich denke schon, dass größere Wassermassenbewegungen dieses sichtbare Phänomen - an den Strand flüchtende Fische - auslösen. Bei Vergiftungen findet das Sterben meist ungeregelt statt, es gibt keine Flucht in eine Richtung. Die Sauerstoffsituation der Ostsee und die sogenannten sich ausbreitenden Todeszonen sind nichts Neues, ich hänge mal eine 10 Jahre alte Schülerarbeit an, die erklärt die Situation auf einfache Art ganz gut.

Bedenkt man die Auswirkungen (Todeszonen) der schon in die Ostsee eingebrachten Nährstoffe, die dort erhalten bleiben und immer mehr werden, die noch immer betriebene Gammelfischerei, die den Nachwuchs dezimiert, die Verwertungsquote der kommerziellen Fischerei, die z.T. unter 50% des Fanges liegt, das tägliche Fressen der Schaben, jeder Vogel schluckt pro Tag etwa ein Pfund Fisch, und relativiert das miteinander - dann muß man sich als Angler mit der Entnahme von Meerforellen schon sehr zurück halten, um noch irgendwas zu retten.

Fatalismus ist, wenn man trotzdem noch Fischen geht.

TL
Klaus
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Gewässeruntersuchung der westlichen Ostsee.pdf
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Todeszonen_ Die Verwüstung der Meere.pdf
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Fleeesch
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Re: Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Beitrag von Fleeesch »

Sehr traurige Sache! Tut schon weh, die Bilder der vielen toten Fische zu sehen. Ich denke auch, wir tragen viel zu viel Nährstoffe in die flache Ostsee mit ihrem geringen Wasseraustausch zum Ozean ein.

Habe in dem Zusammenhang letztes Semester an der Uni einen Vortrag über die Phosphor-Rückgewinnung aus Abwässern gehalten.

Hier kann man sich über die Eutrophierung der Ostsee mit Stickstoff und Phosphor mit etwas Fakten versorgen.
http://www.io-warnemuende.de/eutrophierung.html

Problem an der Rückgewinnung ist meiner Meinung: Viele forschen dran, z.B. Fraunhofer Institut Stuttgart (->offene Masterarbeitsthemen...) und es gibt einige vielversprechende Verfahrensansätze, aber die konventionelle Förderung ist nach den Rohstoffralleys Ende der 00er Jahre zwar deutlich teurer aber immer noch viel zu billig, als dass die Rückgewinnung wirtschaftlich machbar wäre. Wollte man das nur aufs Abwasser bezogen flächendeckend einführen, müsste das politisch gemacht werden und die Abwassergebühren sind ja ohnehin immer ein heißes Eisen.

"Leider" scheint die Erde noch über sehr große günstig abbaubare Phosphor-Reserven zu verfügen. "Leider" deshalb, denn ich kann jeden Tag problemlos satt werden. Nach Horrormeldungen vom baldigen Versiegen der P-Vorräte wurden diese nach Neubewertung durch US Geological Survey 2010 auf über 65Mrd Tonnen angehoben - statische Reichweite ~370 Jahre...

Schließe mich somit der Meinung an, wir müssen uns jeder persönlich im Konsum hinterfragen, um den persönlichen "Nährstoff-Fußabdruck" deutlich runter zu kriegen.
Oft vegetarisch essen und das Schnitzel trotz günstigem Fleisch wieder zum echten Luxus zu erheben ist dabei mein Weg.

Munter bleiben.
Micha
Gruß Micha
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Reverend Mefo
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Re: Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Beitrag von Reverend Mefo »

Es würde den Todeszonen schon deutlich helfen, wenn keine Gülle mehr auf gefrorene Äcker gekippt würde und die Fischer nicht so viel Beifang über Bord kippen würden / müssten, wie Klaus schon sagte. Aber das Thema hatten wir hier ja schon Tausend mal, und doch wiederholt sich das Sterben jedes Jahr wieder
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Gernot
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Re: Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Beitrag von Gernot »

Danke Klaus für den Beitrag 20.09.2012, 18:49.

Was mich nur verwundert ist, das auch Garnelen eingegangen sind.
Die Garnelen überleben bei mir in meinen Ostssee-Aquarium leicht mehrere Jahre.
Diese halten locker Wassertemperaturen von 28-bis 30° Grad aus.

Und ich setze nur eine Aquarium-Pumpe ein, die das Wasser umwälzt und keine Umgebungsluft über Sprudelsteine in das Wasser abgibt.

Es scheint aber nicht so schlimm gewesen sein…

Gibt es noch weitere Sichtungen von Fischsterben von Eckernförde bis Als, einschließlich Flensburger-Förde?

Gernot :wink:
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Martin 1960
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Re: Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Beitrag von Martin 1960 »

Hallo und guten Tag wünsche ich Euch

Diese Bilder machen wirklich betroffen.
Mit freundlichen Grüssen Martin.

"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
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piscator
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Re: Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Beitrag von piscator »

Moin, das ist leider in den flachen Buchten (E-Bucht) besonders schlimm. Da kann der Küstenauftrieb auch den frei Schwimmern wie MF und Dorsch den Weg in sauerstoffreiche offene Gefilde versperren. In den Fjorden (Kieler Förde) mit tiefem Wasser bis in die Hörn ist das nicht ganz so schlimm, da hauen die ab ins Freiwasser -- werden sozusagen durch das sauerstoffarme Wasser rausgedrückt.
So verkehrt sich das eigentlich richtige Wetter (Sturm und Sauerstoffeintrag) in eine Falle, der besonders die Bodenbewohner zum Opfer fallen.
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
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Schluchtenjodler
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Re: Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Beitrag von Schluchtenjodler »

2700.JPG
Wenns oben so aussieht, braucht sich doch keiner zu wundern wenns unten anfängt zu stinken :evil:
______________________
Angeln ist so herrlich! Man kann eine Angel ins Wasser werfen und wieder rausholen.
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Gernot
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Re: Fischsterben in der Eckernförder Bucht

Beitrag von Gernot »

piscator hat geschrieben:Moin, das ist leider in den flachen Buchten (E-Bucht) besonders schlimm. Da kann der Küstenauftrieb auch den frei Schwimmern wie MF und Dorsch den Weg in sauerstoffreiche offene Gefilde versperren. In den Fjorden (Kieler Förde) mit tiefem Wasser bis in die Hörn ist das nicht ganz so schlimm, da hauen die ab ins Freiwasser -- werden sozusagen durch das sauerstoffarme Wasser rausgedrückt.
So verkehrt sich das eigentlich richtige Wetter (Sturm und Sauerstoffeintrag) in eine Falle, der besonders die Bodenbewohner zum Opfer fallen.
Moin Jürgen, dann war das nicht halb so schlim wie es kommen könnte?
Hmm. da kan man sich was Denken.
Wie sieht es im Wissenschaftlichen Bereich mit Vorhersagen aus?
Immer noch 3 Tage im Bezug auf dass Wetter...?

Gernot :wink:
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