Balance Zweihandruten

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
fly fish one
...
Beiträge: 1283
Registriert: 14.06.2018, 09:41

Balance Zweihandruten

Beitrag von fly fish one »

Kann ich auch eröffnen. Der alte Faden rutschte irgend wie nicht nach vorne.
fly fish one: Reinkarnation der 20 Meter-Plus-Leinen, Lachsfischer der traditionellen Art, Rutendesigner mit Geschmack, FF Purist, wirft beidhändig EH und ZH und Bon Scott sang: It's a long way to the top if you wanna Rock 'n' Roll!
fly fish one
...
Beiträge: 1283
Registriert: 14.06.2018, 09:41

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von fly fish one »

Das Thema interessiert mich auch. Meine beiden grossen Rollen für die 15 und 14 Fuß Sage sind eine Danielsson 11 Control und eine Abel Super 11/12, wiegen voll aufgerödelt mit Leinen 480 Gramm (300 Meter Running für die Danielsson - nicht das ich ernsthaft dran glaube, aber wegen der Optik) und 412 Gramm. Damit liegen die beiden Sage schön in der Hand, wenn ich sie am ganz vorderen Ende des Handteiles halte.

Aber ganz ehrlich: Das ist mir wumpe! Mein Fokus liegt im Wurf und da bin ich froh um jedes Gewicht, was ich theoretisch nicht mitbeschleunigen muss. Ich ignoriere das nur völlig wegen der Optik, weil ich grosse Rollen auf den 2H liebe. Von der Physik des Wurfes der 2H würde ich theoretisch die Rolle sogar abbauen, weil die Kopflastigkeit der Beschleunigung im Wurf extrem hilft. Und bin ich als zugereister Bayer, gebürtiger Niedersachse und mit Ende 50 nicht in der Lage Schmerzen zu ignorieren, aber dafür vollendet zu werfen (Klaus aka Simple Shrimp: Biste still!! )???

Ich für meinen Teil kann alle Spinnrutenfuzzis verstehen, die Endgwichte verproben, aber als FF ist das sowohl auf der Einhand und erst recht auf der 2H für mich ein NOGO. Man kann sich aber sehr schön aus der Affäre ziehen, indem man Ruten selber baut!! Griffe nach oben leicht verlängert und schon kommt man mit sehr vielen Rollen in die Balance. Meine beiden selbstgebauten Ruten haben etwas längere Griffe! Aber natürlich läuft das wieder den Biegekurven und Kräften zuwider, dass muss man beachten. Für mich steht immer die Wurfperformance im Vordergrund, ob ich jetzt ein wenig leide, oder nicht! Aber, lieber Willi Bartel, ich weiß nicht wie alt Du bist! Also theoretisch denke ich mit 70 Jahren anders darüber und bin froh überhaupt noch an die Lachsflüsse zu kommen - obwohl, ich kenne da jemanden, der hat noch einmal 10 Jahre mehr auf dem Buckel und wird sicher um's Verrecken keine Gewichte montieren! Außer an seinen Rollator!

Vielleicht noch ein Wort zu den Bruce&Walker. Die sind sicher deutlich schwerer als andere Ruten selber Länge. Ich würde nicht versuchen mit Gewichten auszugleichen, sondern wenn überhaupt, mit der vorderen Grifflänge etwas spielen. Man kann ja bei den 2H von vorne gesehen den Griff ohne Probleme verlängern, da dort keine Ringe sitzen wie bei den EH.

Frank
fly fish one: Reinkarnation der 20 Meter-Plus-Leinen, Lachsfischer der traditionellen Art, Rutendesigner mit Geschmack, FF Purist, wirft beidhändig EH und ZH und Bon Scott sang: It's a long way to the top if you wanna Rock 'n' Roll!
Benutzeravatar
Willi Barthel
...
Beiträge: 40
Registriert: 10.02.2019, 21:01
Wohnort: im Odenwald

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von Willi Barthel »

Guude,
ist der hessische Gruß, wenn er auf Freunde trifft :wink:

Vielen Dank an Frank dass er die Sache wieder rausgekramt hat.

Nachdem ich den alten Faden gelesen hatte war ich der Auffassung, dass für die meisten von Euch das von mir angesprochene Thema längst erledigt ist und ich irgendwie hinterher hinke. Offensichtlich ist diese Fragestellung jedoch nicht für alle gänzlich geklärt.

@Klaus
Deine Annahme ist richtig, “Mein” Balancepunkt ist die obere Hand am Griff der Zweihandrute und ich mag es nicht, wenn ich nach dem Wurf, also während der Drift, umgreifen muss, weil die Rute zu kopflastig ist. Weil ich dann zum Wurf ebenfalls wieder neu greifen muss um in der für mich optimalen Griffhaltung werfen zu können. Abgesehen von der körperlichen Belastung empfinde ich das auch als störend, wenn man sehr sensitiv Fischen muss d.h. bei der Führung der Fliege und der Schnurkontrolle.
Natürlich ist für mich der Wurf kein nachrangiger Aspekt sondern In gleichem Maß beachtenswert. Allerdings hat mir das Gesamtgewicht des Tackles beim Wurf bisher keine entscheidenden Probleme bereitet.
Mein bisheriger, subjektiver Eindruck war, dass ich auch beim Werfen besser zurecht kam, wenn Gewicht von Rute und Rolle in der von mir angestrebten Weise abgestimmt waren.
Mein leider verstorbener DH-Wurflehrer Kenny MacDonald hatte mir die Idee, des in dieser Form ausbalancierten Tackles, eingepflanzt. Bei seinem Training wurde damit, in der “ richtigen” Position der Hände am Rutengriff, die 15 ft.Rute beim Wurf nur jeweils mit Daumen und den nächsten beiden Fingern geführt. Das Ziel war meine “Kraftwürfe” zu unterbinden und stattdessen die Technik zu entwickeln.

@Armin
Die von mir angesprochenen Danielson Controll und Infinity bringen mit Schnur Gewichte von ca. 520-540 gr. zusammen und das ist nach meinen Erfahrungen nicht außergewöhnlich. Aber auch für mich die obere Grenze. Grundsätzlich bin ich da bei dir, dass noch größere Rollen mit höherem Gewicht nicht die Lösung sind. Mit James Chalmers von Gealforce habe ich das Thema ebenfalls besprochen, weil ich mir über den Weg zu einer Lösung klar werden wollte, bevor ich in zwei neue Danielson Rollen investiere. Er empfahl eben diese Rollen und deren Gewichte sowie ggf. Kontergewichte im Knauf, wenn ich weiter in der Richtung gehe.
Wobei ich nochmal darauf hinweisen möchte, dass ich bisher nur bei den Ruten ab 14 Fuß das Problem sehe. Alle kürzeren Ruten lassen sich mit den am Markt zur Verfügung stehenden Rollen in der von mir angestrebten Weise ausbalancieren.

@Frank
Ein nach oben längerer Rutengriff und damit eine nach oben verschobene Position der oberen Hand ist für mich nicht die Lösung. Das konnte ich an den im Vergleich zu anderen Ruten langen Handgriffen der B&W gut ausprobieren. Denn dann verschieben sich die Winkel meiner Arme in einer Weise die mir keine vernünftigen Würfel mehr erlauben. Mit einer Körpergröße von 180 cm und der entsprechenden Armlänge ergibt sich eben für mich eine ideale Wurfhaltung für die Zweihandrute die ich, ob rechts oder links werfend, nicht verändern will bzw. kann.
Im übrigen ist es für mich keine Frage des Alters ob man sich bemüht störende Faktoren zu beseitigen und eine Sache weiter zu entwickeln. In fast 45 Jahren als aktiver Fliegenfischer habe ich eine Menge an sinnvollen und unsinnigen Entwicklungen miterleben dürfen. Spannend war immer dabei, das Essentielle herauszufinden, was Die eigene Weiterentwicklung und damit den Spaß am Fliegenfischen gefördert hat.

Tut mir leid, dass das jetzt doch etwas lang geraten ist. Aber das Thema beschäftigt mich ernsthaft und ich wollte Euren Fragestellungen gerecht werden.
Vorerst ist für mich der Einbau von Kontergewichten im Rutenknauf die erste Option. Es sei denn Ihr verhelft mir zu einer besseren Lösung bzw. anderen Einsicht. Vielen Dank an dieser Stelle für Euren Input.

Gruß Willi
" der Lebenserinnerungssammler"
ArminK
...
Beiträge: 525
Registriert: 07.01.2019, 20:42

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von ArminK »

Hallo in die Runde,

ich finde das Thema spannend, und bin auch immer auf der Suche nach Verbesserungen am Gerät.
@Willi
Die Lösung mit den Kontergewichten im Knauf sollten wir hier weiterentwickeln:
- bringen die Messingzylinder genug Gewicht oder sollte man auf ein Material mit höherer Dichte gehen z.B Blei
- wie flexibel muss die Sache sein
- kann man das sauber nachrüsten
Das sind so die ersten Gedanken, aber hier gibt es ja ein paar clevere Kollegen, die hier mitdenken.

Viel Grüße
Armin
orkdaling
...
Beiträge: 2826
Registriert: 22.11.2015, 12:32
Wohnort: Orkanger/Norge

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von orkdaling »

Moin,
finde ich auch interessant, wobei ich noch nie Probleme mit der Zusammenstellung hatte.
Meine Ruten sollen bei aussenliegenden Kopf auch waagerecht liegen wenn ich die Rute im vorderen Griffbereich fasse. So steht man ja am Wasser wenn man die Schnur fuehrt. Also einhændig, zweihændig ja nur beim Wurf.
Meine Rollen, musste eben mal schauen (zb Lamson unter 200g, Guideline bis 270), wiegen nicht so viel wie die erwæhnten. Auch die Ruten (13,9 LXi 278 und 16ft LPXe 298) sind keine Schwergewichte.
Egal ob ich an die 13,9 GL, 15,2 Scott oder 16,0 GL nun eine Rolle von 200g oder 270g hænge, die Ruten liegen in der Hand ohne kopflastig zu sein.
Die einzige die etwas kopflastig ist, das ist eine 14ft Daiwa, die muss ich genau am vorderen Ende des Griffs fassen.
Bei den Switch sind 8/9 Rollen dran und da liegen die Ruten auch in der waagerechten.
Das Problem stellt sich also bei den von mir bisher verwendeten Ruten/Rollen nicht.
Klar ist eine 16ft Rute ohne Rolle kopflastig, aber sobald eine Rolle dran ist hat sich das Problem erledigt.
Wenn ich bei den Rollengewichten 70g Unterschied habe (Schnur vernachlæssige ich mal denn alle haben 150m geflochtene und 50m Mono Running)
und es macht sich nichts bei der Balance bemerkbar, von wieviel Ausgleichgewicht redet ihr denn?
OK, am Beispiel Daiwa die ich ganz vorne am Griff anfasse, die LXi vielleicht 5cm weiter hinten, bemerkt man schon einen kleinen aber zu vernachlæssigenden Balanceunterschied. Dieser ist aber weder beim zweihændigem Wurf und auch nicht bei der einhændigen Fuehrung størend.
Vielleicht liegt das Problem ja gar nicht am Rollengewicht sondern am verbauten Blank oder eben der gekauften Rute/Marke?
Frank - was wiegt denn der Lachstøter und die Pamela und die jeweiligen Rollen dazu?
Gruss Hendrik
Willst du morgen noch lokal handeln musst du heute daran denken !
Benutzeravatar
knoesel
...
Beiträge: 4386
Registriert: 26.02.2006, 08:43
Wohnort: Eckernförde

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von knoesel »

Ich kenne die Lösung mit den Kontergewichten im Griff aus einer anderen Sportart, die ich betreibe.
Bei einigen Tischtennis-Schlägern ist ein (durch Schrauben bewegliches) Metallgewicht in das Griffstück eingebracht, um den Schwerpunkt zu verlagern.
Das macht(e) man meistens dann, wenn die Beläge gewechselt wurden.
Hat sich aber nicht durchgesetzt.

Heute werden TT-Hölzer für die kompromisslosen Angreifer auf den Markt gebracht, die eine gewisse Kopflastigkeit mitbringen, weil es solche schnelle Spielweisen unterstützt.
Ein Allrounder wie ich ;) , spielt eher mit mittig ausbalanciertem Schläger.

Ableitungen fürs Fliegenfischen kann ich jedoch nicht davon ableiten - aber vielleicht unsere Spezialisten?

Klaus
ArminK
...
Beiträge: 525
Registriert: 07.01.2019, 20:42

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von ArminK »

Hallo,

welche Auswirkung die Gewichte beim Werfen haben werde ich mal testen. Erstmal ohne wie bisher, dann ausbalanciert und dann mit zuviel Gewicht, so dass die Sache grifflastig (oder schwanzlastig?) wird.

@Hendrik
orkdaling hat geschrieben:von wieviel Ausgleichgewicht redet ihr denn?
diese Frage beschäftigt mich auch.

@Klaus
noch eine kleine Anmerkung zum TT. Bei den Schlägergewichten wurde ja auch immer um zehntel Gramm diskutiert und nach dem Motto je leichter je besser, hab ich mir das leichteste Holz, was verfügbar war, besorgt. Das Ergebnis war frustrierend. Ich hatte weniger Kontrolle bei der Schlagausführung.
Etwas mehr Gewicht brachte da mehr Sicherheit.

Viele Grüße
Armin
fly fish one
...
Beiträge: 1283
Registriert: 14.06.2018, 09:41

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von fly fish one »

Lieber Willi,

einen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Jetzt verstehe ich wo Dein Streben hinführen soll. Das Stichwort ist "nicht umfassen", also die Hände nach dem Wurf in der Führung der Rute einhändig, die Position nicht zu verändern.

Es bedeutet für mich, dass Du eine geöffnete Position der Hände auf dem Griff im Wurf bevorzugst, also Deine obere Hand nicht direkt vor der Rolle liegt. Ich dagegen muss immer umfassen, weil meine obere Hand im Wurf stets direkt vor der Rolle liegt. Das wäre utopisch eine lange 2H Rute so auszubalancieren, dass sie direkt vor der Rolle gehalten im Gleichgewicht wäre.

Diese enge Handhaltung zur Führung der Rute im Wurf und wie weit ich sie theoretisch öffnen muss, hängt von den Drehmomenten ab, die der Werfer in der Lage ist überhaupt aufzubringen oder sich einfach wohl fühlt. Das wiederum steht in direktem Zusammenhang mit dem Gesamtgewicht des Systems (Rute/Schnur/Rolle) und besonders in der Länge der Rute.

Ich stehe noch ganz am Anfang einer hoffnungsfrohen Karriere als 2H-Fischer und bin direkt froh, dass ich umfassen "darf", weil mein Wurf eben nicht mit 3 Fingern möglich ist, sondern mit mehr Anstrengung. Hat mir alles auch schon mein Mentor Klaus aka Simple Shrimp vor Augen geführt. Trotzdem wird das Umfassen bleiben (selbst wenn ich entspannter werfe), weil die Rute mit meiner Handhaltung nicht sinnvoll auszubalancieren ist.

Du hast einen ganz anderen Stil für Dich entwickelt, so dass ich das jetzt besser verstehe, warum Du Kontergewichte benützen möchtest. Die machen so natürlich durchaus Sinn.

Dein Frank
fly fish one: Reinkarnation der 20 Meter-Plus-Leinen, Lachsfischer der traditionellen Art, Rutendesigner mit Geschmack, FF Purist, wirft beidhändig EH und ZH und Bon Scott sang: It's a long way to the top if you wanna Rock 'n' Roll!
Benutzeravatar
SIMPLE SHRIMP
...
Beiträge: 2591
Registriert: 01.05.2009, 21:53
Wohnort: Hamburg

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

.
Moin Willi,

Du schreibst:
"Mein bisheriger, subjektiver Eindruck war, dass ich auch beim Werfen besser zurecht kam, wenn Gewicht von Rute und Rolle in der von mir angestrebten Weise abgestimmt waren. Mein leider verstorbener DH-Wurflehrer Kenny MacDonald hatte mir die Idee, des in dieser Form ausbalancierten Tackles, eingepflanzt. Bei seinem Training wurde damit, in der “richtigen” Position der Hände am Rutengriff, die 15 ft.Rute beim Wurf nur jeweils mit Daumen und den nächsten beiden Fingern geführt. Das Ziel war meine “Kraftwürfe” zu unterbinden und stattdessen die Technik zu entwickeln."
Beim Fliegenwurf geht es darum, die Fliegenrute ('das Werkzeug') optimal zu nutzen. Alle Bemühungen, die Funktion einer Fliegenrute unter Verwendung teuersten Materials zu verbessern, sind umsonst, wenn das in sie 'eingebaute' Potenzial nicht genutzt wird, d.h. wenn die Rute nicht optimal gebogen wird. Bei der Benutzung einer Zweihandrute und beim Weitwerfen mit der Einhandrute ist das essenziell, aber auch beim Werfen mit kurzen Schnurlängen und weniger Wurfgewicht ist es für einen guten Wurf und enge Schlaufenbildung wesentlich, dass die Rute gebogen wird. Ich versuche immer, 'die Rutenspitze krumm zu machen' (!), um bei jedem Wurf die Rutenbiegung an die Wurfmasse anzupassen.

Zu der 'richtigen' Position der oberen Hand habe ich die Einstellung, jeder muss seine richtige Position finden! Die meinige 'richtige' Position ist: Flexibler Griffbereich, je nach Rute und Anforderungen.

Wie ich im alten Faden schon zitiert habe, hat Vincent C. Marinaro in seinem Buch 'In the Ring of the Rise' schon 1976 geschrieben:
"Wenn Sie die Bücher und Kataloge jener frühen Tage untersuchen, werden Sie entdecken, dass Hersteller und Angelschriftsteller sehr gelehrt und umfassend solche Dinge wie "Drehpunkt", "Gegengewicht", "das Ausbalancieren der Fliegenrute" und "lass die Rute die Arbeit tun" diskutierten. Nichts von dem brachte irgendeinen Verdienst oder hatte überhaupt einen Einfluss. Nicht solange bis sich erst sehr kürzlich das Bewusstsein dieses gültigen Grundsatzes breit machte. Es zeigt sich durch die Verfügbarkeit von zahlreichen feinen, sehr leichten Rollen auf dem Markt von heute. Nicht im Hinblick auf diese Tendenz will ich dieses Thema besprechen, sondern deshalb, weil ich oft von durch Autoren gemachte Anmerkungen und den Empfehlungen von Lieferanten oder Herstellern überrascht bin, die eine spezifische Größe und ein Gewicht der Rolle empfehlen, um eine bestimmte Rute auszubalancieren. Es kann keine solche Sache wie das Gleichgewicht einer Fliegenrute geben.

Einen festen "Drehpunkt" kann es nie geben. Jeder Zoll, um den der Wurf verlängert oder kürzer wird, ändert das angebliche Gleichgewicht, und jede unnötige Unze in einer unnötigerweise schweren Rolle dämpft und verschlechtert den Wurf. Wenn Sie das ein wenig weiter erforschen möchten, können Sie ein Experiment versuchen, wie ich es vor einigen Jahren getan habe. Wenn Sie genug Rollen haben oder sich leihen können, von der leichtesten mit zwei Unzen bis zur schwersten mit acht oder neun Unzen in Abstufungen von etwa zwei Unzen, sind Sie gerüstet, um das Experiment zu machen.

Verwenden Sie dasselbe Gewicht der Leine auf derselben Rute für alle Versuche. Mit der leichtesten Rolle werden die Würfe scharf und sauber ausgeführt, mit genug Geschwindigkeit um das Vorfach glatt abzulegen. Sie bekommen auch einen engeren Schnurbogen hin, wenn Sie das wollen. Wenn die Rollen schwerer werden, gibt es eine erkennbare Vergrößerung der Frontschlaufe, bis schließlich mit der schwersten Rolle sichtbar wird, dass die Frontschlaufe immer mehr zusammenfällt und ein sauberes Abrollen des Vorfachs nicht mehr stattfindet. Diese Auswirkung ist bei langen Würfen am deutlichsten ausgeprägt. Und jetzt überlegen Sie, um wie viel es sich mit jenen Rollen verschlechtern könnte, die mit einem hohlen Kern gefertigt wurden, in die der Käufer Bleikugeln einbringen soll, um das Gleichgewicht seiner Fliegenrute zu korrigieren!

Sie können es halten, wie Sie wollen, für mich gibt es nur eine Aussage und die ist: Verwenden Sie die leichtest mögliche Rolle in guter Qualität und ausreichender Kapazität, egal wie lang oder schwer die Rute sein mag.
"
Dieser Ansicht kann ich mich gut anschließen, entsprechende Erfahrungen habe ich immer wieder gemacht und ich habe mich auch nie darüber gewundert, dass Fliegenrollen immer löchriger und leichter gebaut wurden. Wie Manni schon schrieb: "je leichter, je besser", am liebsten sogar rollenlos. ;) "

Gruß
Klaus
Benutzeravatar
Willi Barthel
...
Beiträge: 40
Registriert: 10.02.2019, 21:01
Wohnort: im Odenwald

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von Willi Barthel »

Guude Armin,
Hier meine Rückmeldung zu deiner Antwort von von gestern Abend 23:00 Uhr

jep...das gefällt mir.Ich freue mich über Deine klare, zielgerichtete Fragestellung. Das ist, nach meiner Auffassung der geeignete Weg um solche Themen anzugehen. Mutmaßungen und emotional geprägte Annahmen lenken da nur unnötig ab. Besser sind belegbare Daten und Fakten sowie als Anhaltspunkte die praktischen Erfahrungen ausgewiesener Profis der Hersteller (Chalmers, MacKenzie, Brian Potter etc). Letztendlich muss dann jeder für sich entscheiden ob die möglichen Lösungen für ihn taugen und ob es ihn weiterbringt.

Zu deinen Fragen, (musste erst meine Testergebnisse suchen):
- wenn ich den exakten Balancepunkt an dem für mich optimalen Angriffspunkt meiner oberen Hand (ca. 17-19 cm oberhalb der Rolle) haben will, brauche ich ( ausgehend von einem Rollengewicht incl. Schnur und Backing von 520-540 gr.) an beiden B&W Ruten (15ft.#10/11 und 15ft. 9/10) ein Kontergewicht von ca. 80-90 gr. am Rutenknauf
Hinweis: dieses Kontergewicht ist erforderlich um den jetzigen Balancepunkt um ca. 10-12 cm hin zu meinem optimalen Punkt vom oberen Rand des Handteiles in Richtung Rolle zu verschieben
- Die 10/11 hat einen Diameter von 14 mm über dem 68 cm langen Griffteil und die 9/10 einen Dia. von 12,5 mm. Man kann davon ausgehen. dass daraus folgend am Knauf der Dia. nicht über 20 mm liegt.
Daher gehe ich davon aus , dass das erf. Gewicht der Einbauteile mit Messing und Stahl nur schwer erreicht werden kann. Beispielhaft habe ich mir entspr. dimensionierte Stahlteile auf die Briefwaage gelegt und kam mit Ach und Krach auf 30-40 gr.
- zur angesprochene Flexibilität:
wenn das optimiert installiert ist kann das für mich so unveränderlich bleiben, da ich die Rollen mit der entpr. Größe ( Gewicht) meinen Ruten fest zuordne, was die Sache möglicherweise vereinfacht.
Es bliebe zu überlegen, welche Gründe für eine flexible Gestaltung sprechen und einen möglichen Mehraufwand rechtfertigen.
Mein Plan war vor dem Umbau der Ruten noch mit Bruce and Walker zu sprechen. Um herauszufinden was die vom Einbau der Kontergewichte halten oder ggf. abraten und auch wie man den Knauf an der Double-Spey öffnet ohne etwas kaputt zu machen. Oder weiß hier jemand wie man das angeht ?
Mein Ziel ist es die jetzige originale Ausführung nach dem geplanten Einbau der Kontergewichte wiederherzustellen..
Weiters kann ich evtl. so Daten bekommen zum inneren und äußeren Diameter des Rutenblanks am Knauf, was zur Planung sicher hilft.

Zu den weiteren Stellungnahmen:

Guude Hendrik, und Gruß an die Orkla
dass diese Sache für dich als Profi kein Problem ist, war mir klar…. nichts anderes hatte ich erwartet.
Seit mehr als 15 Jahren Fische ich mit der für mich störenden Balance ohne dass ich um gekommen bin und Fische habe ich auch gefangen. Aber ich hätte es nun mal gerne anders d.h.aus meiner Sicht besser und weil ich meine B&W weiterhin Fischen will und ich deren Wurf Eigenschaften sehr schätze. Auch wenn andere Ruten diesbezüglich vorteilhafter sind wie z.B meine 15ft. GL le Cie #10/11

@Frank
Natürlich fasse ich meine Ruten mit der vollen Hand an und die obere Hand liegt oberhalb der Rolle. Das von mir genannte Beispiel mit den Fingern war nur während des Trainings relevant um das Gefühl für die Wurftechnik zu entwickeln. Ich dachte das war allen klar und hatte das offensichtlich nicht ausreichend gut beschrieben, so dass du einen neuen Wurfstil da hinein interpretieren konntest, den es nicht gibt.

@Klaus
Deinen Ausführungen stimme ich in vollem Umfang zu.
Mit der “richtigen” Position der Hände am Rutengriff ist die für meine Statur optimale Position an den vorgen. Ruten angesprochen, die selbstverständlich an anderen Ruten anders bzw. angepasst ist.

Jetzt ist es doch wieder ellenlang geworden ... ich muss an mir arbeiten
Danke an alle für die Einlassungen und

Gruß Willi
" der Lebenserinnerungssammler"
orkdaling
...
Beiträge: 2826
Registriert: 22.11.2015, 12:32
Wohnort: Orkanger/Norge

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von orkdaling »

Moin Willi,
ich hatte ja geschrieben das ich keine Probleme mit der Balance habe, da sind aber alles Ruten von der Stange(hatte einige aufgezæhlt)
Wie sich das bei anderen Marken verhælt oder bei den Eigenbau (Lachstøter und Pamela) kann ich nicht einschætzen.
Auch nicht wie sich das an deiner Rute bemerkbar macht.
Ich habe festgestellt das ich Ruten mag die ich einhændig und natuerlich ausbalanciert fuehren kann, das ist bei meinen der Fall und es ist dabei egal ob ich die Lamson oder GL Rollen verwende, sie liegen waagerecht in der Hand.
Ich mag keine schweren Kombis, darum eben diese Ruten/Rollenwahl wo ich auf max 600g komme.
Andere Fischer størt mehr Gewicht oder fehlende Balance nicht, Ich stelle jedoch fest das dann nach einiger Zeit die Wuerfe schlechter werden. Vielleicht weil die Arme nicht mehr hoch genug kommen, das Handhelenk bei der Fuehrung schmerzt usw.
Nicht ausbalancierte kopflastige Ruten machen sich auch schlecht wenn man viel menden muss.
Genau deshalb lege ich Wert auf leichte und ausbalancierte Ausruestung und genau deshalb fragte ich um wieviel Ausgleichgewicht es sich handelt.
Gruss Hendrik
Willst du morgen noch lokal handeln musst du heute daran denken !
ArminK
...
Beiträge: 525
Registriert: 07.01.2019, 20:42

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von ArminK »

Moin,

was die Ausgleichsgewichte bringen wird sich zeigen und ob man das braucht ... natürlich... denn das Bessere ist der Feind des Guten (Zitat eines Forenmitglieds). :grin:
@Willi
wenn Du nur ein Ausgleichsgewicht für eine feste Kombi brauchst ist die Sache relativ einfach. Du kannst den Knauf anbohren (ich würde mit 10mm anfangen) , um sich dann an den Blankinnendurchmesser( wird 1-2mm größer sein wie über dem Griff) heranzutasten. Bei dem Gewicht würde ich auf Blei gehen, wegen der höheren Dichte. Noch besser wäre natürlich Gold :grin: oder Wolfram. Wolfram ist nur schwer zu bearbeiten, deshalb die Idee einen Bleizylinder mit eingelegten Wolfram- kugeln gießen. Dieses Gewicht kannst du dann mit Epoxykleber in den Blank einkleben. Das Loch im Knauf lässt sich, mit einem angepassten Zylinder aus Kork oder Rubberkork durch einkleben und verschleifen, unsichtbar verschließen.

VG
Armin
ArminK
...
Beiträge: 525
Registriert: 07.01.2019, 20:42

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von ArminK »

Hallo,

noch als Ergänzung zu den Gewichten: bei Ausgleichsgewicht von 80g
Bleizylinder mit 10mm Durchmesser > Länge 8,98cm
Bleizylinder mit 12mm Durchmesser > Länge 6,24cm
Bleizylinder mit 14mm Durchmesser > Länge 4,58cm
Bei Wolfram verringern sich die Längen um das 1,7 fache.

VG
Armin
Benutzeravatar
Willi Barthel
...
Beiträge: 40
Registriert: 10.02.2019, 21:01
Wohnort: im Odenwald

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von Willi Barthel »

Guude an die Gemeinde,
und vielen Dank an Armin für die technische Unterstützung.
Der Sonntag morgen ist dahingegangen mit messen und wiegen…... um sicher zu stellen, dass ich keinen Blödsinn erzählt habe und weil meine Tests mit teils rudimentären Notizen mehr als 6 Monate zurück lagen, wurde alles nochmal überprüft.

Die zur Montage vorgesehenen Danielsonrollen (320 bis 340 gr.) bringen inkl. Schnur und Backing ein Gesamtgewicht von 520 bis 540 g zur Balance der Rute am Rutenhalter

Bei dieser Montage liegt der Balancepunkt im oberen Teil Handteiles noch ca. 10 cm oberhalb dem für mich idealen Angriffspunkt der oberen Hand. Um den Balancepunkt in die gewünschte Position zu verschieben wird die Erhöhung des Rollengewichtes um mehr als 120-140 gr. erforderlich oder ein zusätzliches Kontergewicht im Rutenknauf mit ca 80 bis 100 gr.

Eine Erhöhung des Rollengewichtes scheidet aus, weil am Markt nur bedingt verfügbar und diese Rollen möchte ich auch auf den Einhandruten im Salzwasser einsetzen können d.h. die obere Grenze ist mit den Danielson Rollen für mich erreicht.
Also bleibt bei diesem Lösungsweg das Kontergewicht im Rutenknauf, was auch dem Gesamtgewicht des Tackles vergleichsweise besser tut

Ausgehend von den für mich richtungsweisenden Einlassungen des, von Klaus zitierten, Vincent C. Mariano bleibt für mich noch die Frage:
Wirkt sich ein Kontergewicht im Rutenknauf auch dämpfend aus auf die Leistung des Rutenblanks ?
wirkt sich das Rollengewicht im Vergleich negativer aus, weil außerhalb der Achse und auf höherer Ebene in Richjtung Rutenspitze montiert ?

Ich bitte diesbezüglich noch mal um Denkhilfe von Euch.
Danke im Voraus.

Gruß aus dem Hessenland

Willi
" der Lebenserinnerungssammler"
Benutzeravatar
Angelmann
...
Beiträge: 2440
Registriert: 07.04.2005, 09:02
Kontaktdaten:

Re: Balance Zweihandruten

Beitrag von Angelmann »

Willi Barthel hat geschrieben:
Die zur Montage vorgesehenen Danielsonrollen (320 bis 340 gr.) bringen inkl. Schnur und Backing ein Gesamtgewicht von 520 bis 540 g zur Balance der Rute am Rutenhalter
... Du solltest alles an Schnur, das Du außerhalb der Rute bewegst, von der Rolle nehmen. Das sind ja schnell mal 50 Gramm..

Ich reduziere übrigens, da wo möglich, das Gesamtgewicht meiner Ruten. Lack ab, leichte Ringe, etc und fische nur noch recht leichte Waterworks Rollen.
___________________________________
TL......Frank.......Bild
Antworten