Ruten- und Fliegenschnurklassen

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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SIMPLE SHRIMP
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Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

Moin,

an anderer Stelle habe ich gerade dieses Statement eines erfahrenen Fliegenfischers gelesen:
Ich fische fast nur in Dänemark und dort gibt es inzwischen viele Leute, die mit einer 3er oder 4er auf Meerforelle gehen. Und das sind keine Anfänger oder Spinner, sondern (Wurf-) Genießer, mit vielen Forellen auf dem Buckel, die wissen, was sie tun. Ich hab selbst z.B. in Lappland mit einer 1er Orvis unzählige Äschen und Forellen von 45-50cm gefangen, wunderbare Erlebnisse.
Ich habe dann mal nachgesehen von welchen Wurfgewichten dabei die Rede ist:
AFFTA - Klassen.jpg
AFFTA - Klassen.jpg (91.15 KiB) 7366 mal betrachtet
Und nun meine Frage an euch Experten, wie geht das und wo kriegt man eine Schnur, die 4 Gramm wiegt? Die Runninglines an meinen WF-Leinen wiegen ja schon cirka 1 Gramm pro Meter! Und Leute, die schon mal mit einer verkehrt herum aufgespulten Schnur Wurfversuche gemacht haben, erinnern sich vielleicht wie weit man damit kommt - und da hat man schon ein paar Gramm mehr als Wurfgewicht. Diese "Fäden" müssen ja schon "angespitzten" Runninglines gleichen - oder aber, im Hormonzeitalter ist alles etwas aufgepoppt: :q:
Vielleicht noch ein Hinweis: ich hab viele sehr erfahrene Meerforellenangler als Freunde, die fast alle in den letzten Jahren auf eine 5er Rute runter gegangen sind. Nicht ohne Grund, weil die Ruten einfach schneller und stärker (vom Drill- und Wurfvermögen) geworden sind.
Schönen "Weltmeister"Sonntag noch.

:wink: Klaus
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Hawk
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von Hawk »

Moin Klaus,
an Schnüren gibts z.B. die Sage Quite Taper (bis #000) oder die Rio Trout LT: Gibts ebenfalls bis #000 wobei die dann 40 grain wiegt.
Liegt wahrscheinlich daran das diese niedrigen Schnurklassen eher für feine Präsentation im Nahbereich gedacht sind und daher etwas schwerer als nach Aftma gefischt werden um die Rute besser zu laden. Diese Schnüre sind ne Ecke dünner als typische Runninglines, liegt u.a. daran das der Kern dünner ist, die Schnüre also auch eine niedrigere Tragkraft haben ,die Trout LT in den niedrigen klassen z.B. ca. 10lbs (Was man hier sonst so an Fliegenschnüren/Runninglines fischt hat ja afaik meistens 20lbs oder teilweise sogar 30lbs).
#1 Schnüre gibts von fast jedem Hersteller.

Wenn feines Trockenfliegenfischen am Bach angesagt ist greife ich gerne mal zu meiner #000 Sage TXL, macht jede Menge Spaß damit zu fischen, erlaubt super feine Präsentation der Fliege und wird trotzdem selbst mit ü40er Forellen und Äschen noch gut fertig.
Ist natürlich eher was für ruhige Gewäösser und nicht für Strömende Bergbäche...

http://www.rioproducts.com/fly-lines/fr ... out-lt-dt/
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Sundvogel
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von Sundvogel »

Ich kann zwar nicht deine Frage beantworten, aber ich finde die beiden Postings des Kameraden schon sehr provokativ. Ich fische häufig in den angesprochenen Gebieten und kann nicht erkennen, dass dort plötzlich unglaublich viele Leute mit 3-4er Ruten fischen. Dazu kommt ein anderer Aspekt: ein Hamburger Gerätehändler erzählte mir vor längerer Zeit, das es einerseits tatsächlich einen Trend zu leichteren Schnurklassen gibt. Anderseits stiege die Anzahl der Rutenbrüche, weil die leichten Ruten eben gern mit relativ schweren Schnüren gefischt werden. Spätestens wenn ich unter anderem auch deutlich beschwerte Fliegen werfen möchte, komme ich mit etwas mehr Schmurgewicht deutlich besser klar.

An manchen Tagen reicht eine 5er bestimmt aus, aber die leichte Rute macht mich dann doch erheblich unflexibler, davon ausgehend, dass meine Schnur auch in etwas der Schnurklasse der Rute entspricht. Ich bin dann gezwungen, die Auswahl der Fliegen die ich gut fischen kann zu beschränken und erleide einen nicht unerheblichen Weitenverlust. Der Sportskamerad hat als Resident allerdings auch andere Vorraussetzungen als wir etwas weiter entfernter wohnenden. Mal eben abends eine Stunde an den schon 1000 mal befischten Platz ist einfach nicht drin. Meiner Ansicht nach trommelt der junge Mann doch recht heftig. 60-140 Fische im Jahr finde ich nicht so schlecht, andererseits auch nicht so beeindruckend.

Gruß,

Uli
The beach is a place where a man can feel
he's the only soul in the world that's real. (P.T.)
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Achim Stahl
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von Achim Stahl »

Moin,

ich weiß ja nicht so richtig, weshalb man hier ein Posting aus einem anderen Forum diskutiert und nicht dort, wo es gepostet wurde...

Aber wenn wir uns ganz unabhängig davon über Schnurklassen zum Meerforellenfischen an der Küste unterhalten, sollten wir ein paar Dinge nicht aus den Augen lassen:

Warum heutzutage Ruten angeblich öfter brechen als früher, kann (wenn es überhaupt so ist) verschiedene Ursachen haben. Eine Zeit lang haben sich die Rutenbauer überschlagen, ihre Blanks immer leichter und leichter zu machen. Ich kann mich noch an so einen "Nano-Titan" Hype erinnern - diese Stecken waren echt leicht und ultraschnell - und sind teilweise schon beim Probewerfen implodiert...

Dann haben sich auch die Fliegenmuster verändert. Extrem beschwerte Fliegen, Tungstenperlen und Epoxyköpfe sind inzwischen absolut üblich und killen so manchen Blank, wenn sie dagegen knallen.

Auf der anderen Seite gibt es eine Entwicklung bei den Ruten und Schnüren, die es uns erlaubt, auch mit einer leichten Schnurklasse leichte bis mittlere Streamer wirklich weit zu werfen, und das ohne große Anstrengung.

Als Händler beobacht ich zwei gegenläufige Trends: Zum einen dass viele Fliegenfischer tatsächlich leichter fischen, auch mit leichteren Fliegen und diese Leichtigkeit auch wirklich genießen. Zum anderen, dass sich viele selbst betrügen und zu Gerät greifen, auf dem niedrigere Schnurklassen stehen als früher, aber die Schnurgewichte werden immer höher. Das hat nichts mit Leichtigkeit zu tun, hilft aber große und extrem beschwerte Fliegen zu werfen, und man kann sich einreden, leichtes Gerät zu fischen...

Auch mit relativ leichtem Gerät kann man, wenn es optimal abgestimmt ist, gut gegen den Wind werfen. Das hat mehr mit einer engen Schlaufe als mit einer schweren Schnur zu tun. Aber alles hat natürlich Grenzen. Eine "echte" vierer Rute wäre mir auch zu leicht. Obwohl, ich habe kürzlich spaßeshalber mit einer vierer Seele Glasfiberrute an der Küste gefischt. Mit kleinen Tangläufern hat das richtig Spaß gemacht, ist aber in meinen Augen nichts für alle Tage.

Dazu kommt noch, dass die Wurfweite an der Küste nach wie vor gnadenlos überbewertet wird. Wer ganz entspannt mit einer sechser Rute 20 Meter weit wirft und sauber und unauffällig präsentiert, wird kaum weniger fangen als jemand, der einen 20-Gramm-Schußkopf mit aller Kraft so weit wie möglich pflastert.


Viele Grüße!


Achim
Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Fischlein her.

www.serious-flyfishing.de
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

Hallo Achim,

Du schreibst (verkürzt):
.... ich weiß ja nicht so richtig, weshalb man hier ein Posting aus einem anderen Forum diskutiert und nicht dort, wo es gepostet wurde...

..... Aber wenn wir uns ganz unabhängig davon über Schnurklassen zum Meerforellenfischen an der Küste unterhalten, sollten wir ein paar Dinge nicht aus den Augen lassen:

..... Als Händler beobacht ich zwei gegenläufige Trends: Zum einen dass viele Fliegenfischer tatsächlich leichter fischen, auch mit leichteren Fliegen und diese Leichtigkeit auch wirklich genießen. Zum anderen, dass sich viele selbst betrügen und zu Gerät greifen, auf dem niedrigere Schnurklassen stehen als früher, aber die Schnurgewichte werden immer höher. Das hat nichts mit Leichtigkeit zu tun, hilft aber große und extrem beschwerte Fliegen zu werfen, und man kann sich einreden, leichtes Gerät zu fischen...

.... Aber alles hat natürlich Grenzen. Eine "echte" vierer Rute wäre mir auch zu leicht. Obwohl, ich habe kürzlich spaßeshalber mit einer vierer Seele Glasfiberrute an der Küste gefischt. Mit kleinen Tangläufern hat das richtig Spaß gemacht, ist aber in meinen Augen nichts für alle Tage.

.... Dazu kommt noch, dass die Wurfweite an der Küste nach wie vor gnadenlos überbewertet wird. Wer ganz entspannt mit einer sechser Rute 20 Meter weit wirft und sauber und unauffällig präsentiert, wird kaum weniger fangen als jemand, der einen 20-Gramm-Schußkopf mit aller Kraft so weit wie möglich pflastert.
In dem anderen Forum habe ich vor langer Zeit mal geschrieben, heute nicht mehr. Weil mich solche Feststellungen aber interessieren und Ralf (der Schreiber dieser Zitate) auch betont: "Mir ging es eher um Denkanstöße bei der Rutenwahl", habe ich dieses als Anregung genommen, dieses Thema hier anzusprechen, weil in diesem Forum auch viele Rat und Orientierung suchen, wenn es um das Fischen an der Küste und auf Meerforellen geht. Deinen Text akzeptiere ich, Du sprichst von einer 6er Rute für die Küste, entspannten 20 m Würfen und sauberer unauffälliger Präsentation - das würde ich für einen Anfänger auch empfehlen.

Es ging mir aber auch um das unglaubliche Fischen mit Fliegenruten auf denen #3, #2, #1, #0, #00 und #000 steht und die mit Schnüren gefischt werden, bei denen die ersten 9 Meter (30') grenzwertig nur noch 2,6 Gramm wiegen. Meine Skepsis rührt von einer jetzt schon Jahre zurück liegenden SAGE Rutenpräsentation her, auf der eine Rutenserie von Klasse #4 bis #0 vorgestellt wurde. Mein Wurfgefühl lag eher bei einer Einteilung #4 - #3,9 - #3,8 - #3,7 - #3,6. Größere Unterschiede konnte ich nicht erfühlen, andere dagegen waren verzückt und machten Bemerkungen wie, dass die 1er ja noch eine Spur zu hart war, nicht so feinfühlig präsentierte wie die 0er, usw.

Wie Sven schreibt und sein Linkverweis belegt ist das ja aber Realität. Klar ist mir trotzdem nicht, wie und unter welchen Konditionen man einen 40 Grain-Faden wirft und welches feinste Vorfach man daran noch befestigen muss, damit es nicht wie ein plumper Klumpen an der feinen Fliegenschnurspitze hängt.

:wink: Klaus

P.S. Jetzt geht' los!
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Hawk
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von Hawk »

Du liegst mit deiner Vermutung richtig das diese Sage Ruten #0 -#000 sich untereinander nur noch marginal unterscheiden, zu einer #3 ist da aber doch noch sehr ein deutlicher Unterschied zumindest was das Wurfverhalten betrifft. Vom Drillgefühl her sind sie allerdings recht dicht an einer #3.

Ich fische meine #000 zur Zeit am liebsten mit einer Barrio #1 Smallstream, damit lässt sich auch bei etwas Wind noch sehr gut Werfen, ist halt eher was für die Fischerei im Nahbereich so auf maximal 15m eher deutlich weniger. Als Vorfach verwende ich idr. ganz normale gezogene 0,16er oder 0,14er Vorfächer.

Ne #000 Schnur habe ich auch, damit kann man die Trockenfliegen am dünnen Vorfach wirklich Seidenweich ablegen, allerdings, wenn n bisschen Wind aufkommt oder man mal was anderes als 14er Trockenfliegen werfen möchte dann macht das ganze keinen Spaß mehr.

Ich fische damit hauptsächich an Gewässern wie z.B. der Kyll wo Trockenfliege bzw. unbeschwerte Nassfliegen und Nymphen eigentlich immer klappen und wo die Fische durch den
recht hoher Angeldruck der dort herrscht gerne mal etwas vorsichtiger sind. Da machts dann meiner Erfahrung nach schon nen Unterschied ob da die Standard #5 Fliegenschnur im Wasser landet oder die nichtmal halb so schwere #1.
Für die Sommerfischerei auf Rotfedern, Rotaugen und Aland nehme ich die Rute auch gerne, wobei das sicherlich mit der #3 genausogut geht...
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Bernd Ziesche
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Klaus :wink:
Die Abhängigkeit zwischen dem Widerstand, welchen die jeweilige Fliege bei der Beschleunigung dieser mit sich bringt, und dem dazu (gut) passenden Schnurgewicht bleibt statisch und verändert sich nicht von einem Jahr auf das andere Jahr.
Ebenso verändern sich die typischen Windbedingungen entlang unserer Küste nicht.
Wenn ich mir die heute typischen Küstenfliegen ansehe, eine normale Windstärke von 3-5 Bft. zu Grunde lege, so passt die Schnurklasse 7-8 am besten.
Bereits Fliegen mit einem Gewicht von 0,5 bis 1,0 Gramm lassen sich bei Winden >3 Bft. sehr bescheiden werfen, sofern man eine Schnurklasse 6 oder weniger verwendet.
Beim Meeräschenfischen merke ich schnell, dass ich mit Schnurklasse 5 an die (werferischen) Grenzen komme, sobald ich WS 3 habe. Und hier verwende ich sehr kleine und leichte Fliegen!
Schnurklasse 6 wäre ganz und gar nicht das, was ich einem Einsteiger zum Mefofischen an unserer Küste empfehlen würde.
Schnurklassen von unter 5 halte ich auf Mefo an der Küste für schlicht Fehl am Platz.

Wenn denn auf der Schnurpackung eine 6 aufgedruckt ist, aber eine 7 drin ist, so bedeutet dies keinen Trend zu leichteren Schnüren! Es bedeutet nur, dass immer noch mit dem zur typischen mittleren Küstenfliege passenden Schnurgewcht gefischt wird, so wie schon vor 20 Jahren getan wurde.

Grundsätzlich sei angemerkt, dass Schnurklasse 7-8 (hier) für mich Keulen-/Kopfgewichte von 16-21 Gramm bedeuten. Typischerweise (für die Küste) auf 9,5-11m Länge verteilt.
Lieben Gruß
Bernd
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Cowie
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von Cowie »

Sorry Bernd,

aber jetzt ist die Verwirrung für mich komplett :q: :no:

Nach der Tabelle auf deiner Homepage liegen die Keulengewichte bei 7er bis 8er Schnüren laut AFFTA
# 7
11,50g
12,00g
12,50g
# 8
13,10g
13,60g
14,10g
also zwischen mindestens 11,5 und maximal 14,10 Gramm.

Wat stimmt denn nu???? :oops
Selbst wenn ich die Schnur 1 Klasse höher wähle, liege ich bei 16,2 g,
bei 2 Klassen höher noch bei 18,8 g !!!!

Dieses System ist m. E. mehr als verwirrend :x :x , die Industrie hat da ganze oder halbe (kommt auf den Betrachter an) Arbeit geleistet und zeigt uns,
dass wir nur durch Ausprobieren, oder wenn das nicht möglich ist, leider auch häufig durch Fehlkäufe dem Optimum näher kommen.

PS: Ich wollte hier nicht die Frage diskutieren, ob für die Küste Kl. #5 oder Kl. #7-8 besser geeignet ist, sondern die Situation rund um die Ruten-u. Schnurklassen.
Was die Klasse für die Küste angeht, bin ich durchaus bei dir, Bernd : # 7-8 !!! :wink:
Liebe Grüße und T. L.


Wolfgang
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

.
Moin zusammen,

wenn häufig bei Fliegenruten und -leinen wenig konkret nur über Klassen und Nummern geredet wird statt konkrete Wurfgewichte, mit denen tatsächlich geworfen wird, zu benennen, redet man meist aneinander vorbei und die Verwirrung wird nicht weniger.

Ganz früher, als ich an der Küste noch mit Einhandruten warf, war eine 7er die kräftigste Rute, die ich in der Hand hatte. Die verwendeten Schussköpfe wogen meist 15-16 g, wir warfen mit 8 1/2 Ft Ruten auf denen meist eine #6 aufgeschrieben war. Da die Angaben auf Ruten und Schnüren oft reiner Fantasie entsprechen und die eigenen Vorstellungen dazu sehr subjektiv ausgerichtet sind, kann ich sowohl Achim wie auch Bernd zustimmen, es wird immer ein Kompromiß sein, den der Einzelne für sich entscheiden muss.

Ich habe mal zu den RIO Tabellen (Bildschirmausschnitte) die errechneten Leinendurchmesser hinzugefügt. Bei den sich ergebenden Durchmessern der niedrigen Klassen fragt man sich, wie sich die angegebene Verjüngung (Taperung) einer solchen Leine bemerkbar macht. Vielleicht kann Sven oder ein anderer, der im Besitz solcher Leinen ist, diese mal nachmessen und abwiegen.
Leichtleinen Betrachtung.jpg
:wink: Klaus
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Bernd Ziesche
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von Bernd Ziesche »

Cowie hat geschrieben:Sorry Bernd,

aber jetzt ist die Verwirrung für mich komplett :q: :no:

Nach der Tabelle auf deiner Homepage liegen die Keulengewichte bei 7er bis 8er Schnüren laut AFFTA
# 7
11,50g
12,00g
12,50g
# 8
13,10g
13,60g
14,10g
also zwischen mindestens 11,5 und maximal 14,10 Gramm.

Wat stimmt denn nu???? :oops
Selbst wenn ich die Schnur 1 Klasse höher wähle, liege ich bei 16,2 g,
bei 2 Klassen höher noch bei 18,8 g !!!!
Hallo Wolfgang :wink:
Das alte AFMTA Schnurklassifizierungssystem (heute AFFTA) bezieht sich auf das Gewicht der ersten 9,15m der Keule. Da dieser Standard zu einer Zeit festgelegt wurde, als es gerade die ersten WF Schnüre gab, also Schnüre mit Keulen um die 12m Länge, funktioniert es bei den vielen heutigen Kurzkeulen im oberen Schnurklassenbereich (ab Schnurklasse 7 aufwärts) zunehmend nicht mehr gut.
Wenn die 8er WF 13,6 Gramm auf 9,15m hat, so wiegt die gesamte 12m Keule ca. 20-22 Gramm. Wirft man also mit der ganzen WF Keule hat man ein Wurfgewicht von 20-22 Gramm außerhalb der Rute. Heute gibt es nun reichlich kürzere Keulen. Verteilt man die 20-22 Gramm auf nur 10m wirkt dies leicht stärker auf die Rutenbiegung. Ergo würde man etwas weniger Gewicht (1-3 Gramm) verwenden, um die gleiche Biegungsmenge im Resultat zu erzielen. Und dann bist Du hier:
http://www.first-cast.de/Textdateien/Ri ... skopf.html
Schußkopfempfehlung: Klasse 8 = 18-21 Gramm bei Längen um die 9-12m.

Streng nach AFFTA Klassifizierung ist ein typischer 9m Schußkopf passend für die typische für Schnurklasse 8 empfohlene Rute ein 10er Kopf (18 Gramm auf den ersten 9 Metern).

Da die meisten Anwender zumindest bei kurzen bis mittleren Keulenlängen vielfach mit der ganzen Keule werfen wollen, würde ich hier das Keulengewicht angeben. Als Rutenhersteller würde ich ein passendes Wurfgewicht angeben. Bleibt denn die Abhängigkeit der Keulenlänge.
Gruß
Bernd
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bäschwatz
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von bäschwatz »

Hallo
So wie alles sich mit der Zeit ändert ist es wohl auch mit dem Carbon das für den Rutenbau verwendet wird. Betrifft die Harze grad so.
Ich habe Ruten die aus den Anfängen der 80 ziger Jahre stammen, und welche die grad erst gefertigt wurden.
Was damals dem Glass haushoch überlegen war ist im Vergleich zu dem was heute auf dem Markt ist sowas wie Opa's Hosenträger.
Außerdem geb ich Achim Recht.
Gruß Thilo
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laverda
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Re: Ruten- und Fliegenschnurklassen

Beitrag von laverda »

Hi zusammen,
eigentlich ist die Situation ganz einfach: Man sollte die Klassenangaben in Bezug auf das tatsächliche Schussgewicht der Ruten vergessen. Diese Angabe kann nur als grober Hinweis verstanden werden, wie etwa die "Golfklasse" bei PKW.
Keinesfalls sollte man diese Angabe als ernstzunehmende Schnurklassenempfehlung werten.
Eine #7-Rute liegt je nach Hersteller und Rutenserie bei ~15-24gr Schussgewicht, üblicherweise um die 18/19gr.
Die einzige und wichtigste Refernzgröße, die man selbst auch als Anfänger sehr einfach überprüfen kann, ist das "Nominale Schussgewicht" der Rute:

Das ist die Masse für eine Winkel-Auslenkung der Rute von 3,75° oder sehr viel einfacher messbar:

Die Auslenkungsstrecke der belasteten Rutenspitze um ein Fünfzehntel der Länge zwischen Spitzenring und Griffanfang bei unbelastet horizontal ausgerichteter Rute.
Beispiel:
Rute #7, Rutenlänge 270cm: Rutenlänge-30cm Grifflänge => 240cm : 15 => 16cm => Gewichtsbelastung am Spitzenring, bis sich die Spitze um 16cm abgesenkt hat.
Wenn z.B. dazu 18gr notwendig sind, beträgt das Nominale Schussgewicht der Rute 18gr.

Diese Auslenkungsmasse von 18gr entspräche einem geeigneten Schusskopf-/Keulengewicht für diese Rute. In der Praxis weicht das Schusskopf-/Keulengewicht, das der Werfer individuell als "sein Optimum" empfindet, nur selten mehr als ~ 5% => max ~ 1gr bei dieser #7-Beispielrute von diesem nominalen Schussgewicht ab. Dies bezieht sich auf Einhand-Ruten, "normale" Keulenlängen von ~10-11m und Überkopf-Würfe für normale bis größere Distanzen, also die übliche "Mefo-Ostsee-Situation".

(Mehr dazu unter: http://www.solitip.de Powerfaktor Messung / www. FLYRAN.de bzw Dieses Forum durchstöbern, da gibt es sehr ausführliche Trööts zu)

Die Klassenangaben auf vielen Schnurpackungen kann man häufig ebenso vergessen, zum Glück gehen immer mehr Hersteller dazu über, auch Keulen-/Schusskopf-Profil, -Länge und -Gewicht anzugeben. Ansonsten hilft auch hier nur das Messen und Wiegen der Schussköpfe/Keulen.

Gruß vom platten Niederrhein
Fliegenruten werfen Masse...............nicht Klasse
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