Biegung der Fliegenrute

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SIMPLE SHRIMP
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Biegung der Fliegenrute

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

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Hallo Fliegenwerfer,

seit ein paar Tagen hat Tobias Hinzmann eine Arbeit mit dem Titel Experimentelle Untersuchungen zur Biegung der Fliegenrute veröffentlicht.

Grob gesagt wurden eine flexible Normal-Fliegenrute mit einer theoretischen absolut steifen Fliegenrute verglichen, das Ergebnis wird manchen überraschen. T. Hinzmann kommt zu dem Ergebnis, dass eine gut auf das optimale Wurfgewicht abgestimmte handelsübliche Fliegenrute gegenüber ener "steifen" Fliegenrute deutlche Vorteile aufweist.
Experimentelle Untersuchung zur Biegung der Fliegenrute.jpg
Hat die Biegung einer Fliegenrute doch etwas mehr Einfluß auf den Fliegenwurf als bisher von manchem angenommen wurde?

TL
Klaus
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ernstheit
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von ernstheit »

Cool, werd mir das mal in ruhe durch lesen.
Aber im Grunde genommen geht ja keiner mit nem Gardena Besenstiel und ner Wäscheleine ans Wasser,....oder? :grin:

Mal gucken was morgn so anner Coast geht, Wetter stimmt mich positiv.
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Bernd Ziesche
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Klaus :wink:
Dass die flexible Fliegenrute in der Summe über die Anwendungen beim Fliegenfischen (Werfen natürlich inbegriffen) erhebliche Vorteile mit sich bringt, ist nichts neues und SEHR logisch (sonst würde sie nicht die Einzige sein, die wir kaufen können :grin: ).
Wenn man schreibt, dass die flexible Rute effizienter ist (als eine theoretisch angenommen 100% unbiegsame Rute), wäre es sehr hilfreich das zu adressieren! Worin ist sie denn effizienter?

Ich habe mit einer 100% unbiegsamen Rute geworfen, die ein Rutenhersteller uns zu Testzwecken gebaut hatte.
Das Resultat: Engere Schlaufen haben wir (da waren sich die 5 anwesenden Instruktoren einig) noch nicht gesehen. Dies lag daran, dass im Falle der flexiblen Rute das Überschwingen (beim Stoppen dieser) schneller passiert, als der Mensch seine Rutenhand in der Form ausgleichend bewegen könnte, dass die Rutensitze einen beinahe geradlinigen Weg nicht deutlich verlassen würde. Dadurch öffnet sich zwangsweise die Schlaufe zu einem nennenswerten Teil.
Hingegen, (wie Tobias schreibt) dass man die Rutenspitze einer unbiegsamen Rute nicht entlang einer geraden Linie beschleunigen kann, ist eine Fehleinschätzung, die ich gerne mit einem Video belegen kann. Alles was es bedarf ist einer entsprechenden Führung der unbiegsamen Rute über die Rutenhand während der Beschleunigung und schon profitiert man anschließend vom Nichtüberschwingen der Rute. Diese Führung wird denn ab einer gewissen Größe des Arbeitswinkels (Winkel zwischen den Stopps) recht tricky (muss man schlicht üben). Genau hier (beim großen Arbeitswinkel) erleichtert uns die flexible Rute die Sache: Wir brauchen keine besonderen Ausgleichsbewegungen per Rutenhand, um die Rutenspitze möglichst entlang der geraden Linie zu BESCHLEUNIGEN. Dies passiert - wie erwähnt - zu Lasten des möglichst geradlinigen Anhalteweges.

Möchte ich also SEHR enge Schlaufen auf einer Wurfdemo zeigen: Verwende ich eine sehr steife Rute, eine vergleichsweise leichte Schnur und einen sehr kleinen Arbeitswinkel. Im Resultat werden die Schlaufen sehr eng. Zusätzliche Rutenbiegung wäre schlicht kontraproduktiv.

Ebenfalls stimme ich nicht damit überein, dass die Spitze der flexiblen Rute zu Beginn der Beschleunigung in Richtung der Fliegenschnur zeigt, während die unbiegsame Rute dies nicht tut. Beide Ruten befinden sich ZU BEGINN DER BESCHLEUNIGUNG schlicht in exakt gleicher Position.

Der 80% Wert der maximalen Endgeschwindigkeit (im Moment der Max-Rutenbiegung) ist sehr wage. Tatsächlich variiert dieser Wert zumeist zwischen ca. 80 - 90%. Dies ist ein Resultat von Untersuchungen von Dr. Lövoll aus Oslo.

Ich möchte jetzt auch nicht auf alle Punkte eingehen. Dafür sind es zu viele.
Mit einigen Feststellungen stimme ich gut überein. :+++:

Was mir wirklich fehlt, ist Adressierung der gesteigerten Effizienz durch die Flexibilität der Rute.
Der Bericht lässt ebenfalls die Frage nach dem Unterschied zwischen weniger flexibel und mehr flexiblen Ruten offen. Hierauf wäre ich zusätzlich eingegangen, weil dies in der Praxis die höchste Relevanz hat.
Darüber hinaus allemal lesenswert! :+++: :l:
Lieben Gruß
Bernd
p.s.: Mir fallen auch durchaus einige klare Vorteile einer theoretisch unflexiblen Rute ein! In der Summe überwiegen klar die Nachteile.
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Der Zuagroaste
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von Der Zuagroaste »

p.s.: Mir fallen auch durchaus einige klare Vorteile einer theoretisch unflexiblen Rute ein! In der Summe überwiegen klar die Nachteile.
z.B den Fisch erst auf Distanz abschlagen und dann Keschern :zoff:
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

Bernd Ziesche hat geschrieben: Dass die flexible Fliegenrute in der Summe über die Anwendungen beim Fliegenfischen (Werfen natürlich inbegriffen) erhebliche Vorteile mit sich bringt, ist nichts neues und SEHR logisch (sonst würde sie nicht die Einzige sein, die wir kaufen können :grin: ).

Wenn man schreibt, dass die flexible Rute effizienter ist (als eine theoretisch angenommen 100% unbiegsame Rute), wäre es sehr hilfreich das zu adressieren! Worin ist sie denn effizienter?

Was mir wirklich fehlt, ist Adressierung der gesteigerten Effizienz durch die Flexibilität der Rute.

Der Bericht lässt ebenfalls die Frage nach dem Unterschied zwischen weniger flexibel und mehr flexiblen Ruten offen. Hierauf wäre ich zusätzlich eingegangen, weil dies in der Praxis die höchste Relevanz hat.
Moin Bernd und alle Fliegenrutenkäufer,

über die Feststellungen von Tobias Hinzmann und die von ihm in Frage gestellte Behauptung, dass die Biegung einer Fliegenrute bei der Effizienzbetrachtung dieses Wurfgerätes nur 10 - 20% zur Wurfleistung beiträgt, habe ich in den letzten Tagen mit einigen Fliegenwerfern diskutiert. Manche waren ungläubig und wollten meinen Ansichten und Schlussfolgerungen nicht folgen.

Da hinter der Mehrzahl der Küstenfliegenrutenkäufe zuerst die Frage steht, wie weit kann man damit werfen und was kann man damit noch werfen, setze ich einfach mal die Effizienz mit der Wurfleistung gleich. Tobias Hinzmann spricht von gut abgestimmtem Gebrauchsgerät, für mich wären das im Einhandrutenbereich für das normale Küstenfischen z.B. 9 Fuss Ruten in den Klassen von #5 - #8.

Nun ein Vorschlag zu einem praxisbezogenen und Zweifler überzeugenden Vergleichstest. Der nachfolgend beschriebene Feldversuch kann ohne großen Aufwand organisiert werden z.B. beim LMF Frühjahrstreffen 2014, beim GFF 2014 in Wotersen oder beim Werfertreffen in Hamburg.

Man braucht dazu drei aufgerüstete Fliegenruten, mein Vorschlag wäre jeweils eine gut abgestimmte #5 und #8 und als Vergleichsgerät eine gleiche 8er Rute mit einer gleichen 5er Fliegenschnur, genügend Platz und ein objektives Maßband. Für das Werfertreffen suche ich jemanden, der das Gerät zur Verfügung stellen kann (Werbung!) und Leute, die den Ablauf organisieren können, Maßband, Hütchen und Markierungspflöcke haben wir.

Jeder Teilnehmer wirft mit jeder Rute 3x oder 5x, die Ergebnisse werden notiert, die mittleren Wurfweiten werden später verglichen, zusätzlich wird subjektives Empfinden (Beurteilung des Wurfgerätes) festgehalten, um praxisnahe Aussagen über diesen Test und den Einfluss von Rutenbiegung machen zu können.

Bei späteren Treffen könnte man auch mal "Extrembiegungen" vergleichen wie Michael Mauris neue Glasruten (Seele Fly Rods) mit alten Kohlefaserruten (RST M3).
Biegung einer Fliegenrute_1.jpg
Biegung einer Fliegenrute_2.jpg
TL
Klaus
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Roksan
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von Roksan »

Hallo Klaus,

das bringt bestimmt Spass :+++:

Ich habe nur noch nicht so ganz verstanden was das konkrete Ziel dieser Wurfparade ist ?

LG Alex
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

SIMPLE SHRIMP hat geschrieben: Hat die Biegung einer Fliegenrute doch etwas mehr Einfluß auf den Fliegenwurf als bisher von manchem angenommen wurde?
Hallo Alex,

um oben gestellter Frage näher zu kommen. Es gibt ja eine Menge Aussagen (von "Experten"), dass die Biegung einer Fliegenrute nur eine sehr untergeordnete Rolle für den Fliegenwurf spielt. Und wenn diese Behauptung zutrifft, würde der Vergleich zwischen einer 5er Rute mit optimalem Schnurgewicht und einer 8er Rute mit "zu leichter" 5er Leine ja nur marginal ausfallen. Wäre doch ein schönes Ergebnis für alle, die sich nicht viele Gedanken über eine passende Fliegenschnur machen wollen.

SG
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Roksan
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von Roksan »

SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:
SIMPLE SHRIMP hat geschrieben: Hat die Biegung einer Fliegenrute doch etwas mehr Einfluß auf den Fliegenwurf als bisher von manchem angenommen wurde?
Hallo Alex,

um oben gestellter Frage näher zu kommen. Es gibt ja eine Menge Aussagen (von "Experten"), dass die Biegung einer Fliegenrute nur eine sehr untergeordnete Rolle für den Fliegenwurf spielt. Und wenn diese Behauptung zutrifft, würde der Vergleich zwischen einer 5er Rute mit optimalem Schnurgewicht und einer 8er Rute mit "zu leichter" 5er Leine ja nur marginal ausfallen. Wäre doch ein schönes Ergebnis für alle, die sich nicht viele Gedanken über eine passende Fliegenschnur machen wollen.

SG
KLaus
Hallo Klaus,

jeder der einmal eine "steife" und eine "weiche" Rute geworfen hat merkt sofort einen Unterschied.
Beide werfen sich unterschiedlich und je nach Einsatzzweck bevorzugt jeder dann u.U. auch unterschiedliche Ruten(Aktionen).

Ruten mit unterschiedlicher Schnurklasse zu vergleichen oder eine optimale Abstimmung mit einer nicht optimalen Abstimmung halte ich nicht für zielführend.

LG Alex
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Bernd Ziesche
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von Bernd Ziesche »

SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:Es gibt ja eine Menge Aussagen (von "Experten"), dass die Biegung einer Fliegenrute nur eine sehr untergeordnete Rolle für den Fliegenwurf spielt. Und wenn diese Behauptung zutrifft,
Hallo Klaus :wink:
Ich kenne sehr viele Experten, die das Fliegenwerfen und was im Detail passiert, beinahe täglich studieren. Mit ist nicht bekannt, dass einer von Ihnen zu der obigen - eindeutig falschen - Schlußfolgerung (dass die Biegung eine untergeordnete Rolle spielt) gekommen ist.
Die Vor- und Nachteile der jeweils flexiblen und theoretisch komplett steifen Fliegenrute lassen sich sehr gut beschreiben.
Genau diese Gegenüberstellung finde ich jenem Bericht nur teilweise wieder.

Wenn ich denn die Effizienz beim Fliegenwerfen vergleichen möchte, würde ich das nicht nur an der reinen Wurfweite fest machen.
Mindestens das Formen der gewünschten Schlaufenform, sowie das Erzeugen der gewünschten Schnurgeschwindigkeit und der gewünschten Flugbahn wären alle drei auf meinem Zettel. Zusätzlich kann man natürlich auch auf die maximal mögliche Wurfweite schauen. Ich persönlich finde das aber unzweckmäßig. Denn am kleinen Bach auf kurze Distanzen profitiere ich (werferisch) von der hohen Flexibiltät einer weichen Rute, während ich im Distanzwurf an der Küste eher von der steiferen Rute im Distanzwerfen profitiere.

Beim Distanzwurf nutzen sehr viele Profis aus gutem Grunde vergleichsweise steife Ruten. Die Ruten, welche ich auf der 5er Schnurklassen Weitwurf WM in Norwegen sah, sehe ich in der 5er Schnurklasse beim Fischen am kleinen Bach erheblich seltener. Beim Fischen insgesamt sehe ich in der Summe deutlich weniger steife Ruten.

Wenn man die 100% steife Rute im Vergleich werfen läßt, wird eines schnell klar:
Kaum jemand kann die rein werferischen Vorteile dieser Rute in engst mögliche Schlaufen umsetzen. Die wenigen, welche das können, brillieren mit beeindruckenden Schlaufenbildern.
Fischen würde man solch Rute natürlich nie. Schon alleine deshalb, weil sie vom Gewicht her viel zu schwer ist. Entsprechende Versuche hatten nie das Ziel, solch Rute zu fischen, sondern bestimmte Theorien zu widerlegen und andere neue zu verstehen lernen bzw. als korrekt zu beweisen.

Ein Punkt, der wohl vielfach falsch verstanden wurde:

Die alte Theorie besagte:
Eine Fliegenrute wird zunächst während der Beschleunigung AUFGELADEN (also potentielle Energie wird zwischen gespeichert), bevor die Rute sich wieder entlädt (also die potentielle Energie wieder abgegeben bzw. umgewandelt wird). Die Schnurgeschwindigkeit entsteht hauptsächlich beim Entladen der Rute. "You have to load the rod."

Das bedeutet: Das Aufladen der Rute wurde als DAS Wurfprinzip verstanden, um relevante Schnurgeschwindigkeit erzeugen zu können.

Und genau dies war und ist falsch:

Wir rotieren die Rute, um die gewünschte Schnurgeschwindigkeit zu erzeugen. Als unausweichliche Konsequenz biegt sich die flexible Rute. Diese Biegung können wir uns in verschiedener Hinsicht zum Vorteil machen.

Zum Beispiel dadurch, dass wir bei einem relativ großen Arbeitswinkel (ca. 10/14Uhr) die Rutenspitze möglichst dicht entlang einer geraden Linie beschleunigen können, OHNE komplexe Rutenhandbewegungen auführen zu müssen (wie es bei einer 100% steifen Rute der Fall ist). Gleichzeitig müssen wir das Überschwingen der Rute auf dem Anhalteweg in Kauf nehmen, welches die Schlaufe zunehmend öffnet.

Es gibt noch deutlich mehr Vor- und Nachteile. Alle zu beschreiben, sprengt hier den Rahmen.
Einige Vorteile der flexiblen Rute hat Tobias gut beschrieben. :+++:
Lieben Gruß
Bernd
p.s.: Auf Sexyloops herrscht zu diesem Thema seit einer guten Weile hohe Einigkeit (was auch immer das bedeutet :grin: ).

p.p.s: Ich hatte tatsächlich überlegt, auf dem GFF eine Wurfdemo zu diesem Thema zu geben, um mal zu zeigen, wo die wesentlichen Vor- und Nachteile der sehr steifen im Vergleich zur sehr weichen Rute liegen. Ich würde das denn fischereilich orientiert und nicht rein wurftechnisch orientiert darstellen. ;)
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

Bernd Ziesche hat geschrieben: Ich kenne sehr viele Experten, die das Fliegenwerfen und was im Detail passiert, beinahe täglich studieren. Mit ist nicht bekannt, dass einer von Ihnen zu der obigen - eindeutig falschen - Schlußfolgerung (dass die Biegung eine untergeordnete Rolle spielt) gekommen ist.
Moin Bernd, :wink:

dass die Biegung der Rute beim Fliegenwurf eine untergeordnete Rolle spielt, habe ich aber schon oft bei solchen Diskussionen gelesen, da ist immer von nur 10 - 20% Anteil die Rede. Ich dachte, Dein Beweisvideo The Big Loading Concept soll das auch belegen, zumindest verstehe ich die zugehörige Diskussion so. Das Gegenbeweisvideo von T. Hinzmann What the load of a fly rod can perform zeigt eine Rutenbiegung ähnlich den Biegekurven auf den Praxisabbildungen oben und er argumentiert, dass die Rutenbiegung einen größeren Einfluß auf die Wurfleistung einer Fliegenrute haben kann als nur ein paar Prozent.

Dass Fliegenwerfen nur Spaß bringt mit Ruten, die sich biegen lassen, ist eigentlich unbestritten. Dass ausgewogenes Gerät, d.h. eine zur Rute passende Fliegenschnur (Gewicht und Länge) erheblich dazu beiträgt, wurde wohl schon bei den Anfängen der Fliegenwerferei bemerkt. Dass man im normalen Wurfbereich mal mit mehr oder weniger Rutenbiegung (mit gleicher Rute) einen Fliegenwurf gestalten kann, wissen die meisten etwas Fortgeschrittenen auch.

Ich biege lieber etwas mehr und schleudere etwas weniger, Fliegenruten sind dafür gebaut, sich krumm machen zu lassen. *)

SG ;)
KLaus

*) Auch wenn dabei mal eine bricht. :oops
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tangathotty
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von tangathotty »

huhu @ all und Bernd ganz besonders..

und ja, der Börnie hat recht
Beim Distanzwurf nutzen sehr viele Profis aus gutem Grunde vergleichsweise steife Ruten.
Die Ruten, welche ich auf der 5er Schnurklassen Weitwurf WM in Norwegen sah, sehe ich in
der 5er Schnurklasse beim Fischen am kleinen Bach erheblich seltener. Beim Fischen
insgesamt sehe ich in der Summe deutlich weniger steife Ruten.
die weiche Rute ist toll am Fisch,
die steifere Rute ne wucht im Wurf.


das war schon immer so... -;)

grüßle
Thorsten
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Bernd Ziesche
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von Bernd Ziesche »

SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:
Bernd Ziesche hat geschrieben: Ich kenne sehr viele Experten, die das Fliegenwerfen und was im Detail passiert, beinahe täglich studieren. Mit ist nicht bekannt, dass einer von Ihnen zu der obigen - eindeutig falschen - Schlußfolgerung (dass die Biegung eine untergeordnete Rolle spielt) gekommen ist.
dass die Biegung der Rute beim Fliegenwurf eine untergeordnete Rolle spielt, habe ich aber schon oft bei solchen Diskussionen gelesen, da ist immer von nur 10 - 20% Anteil die Rede. Ich dachte, Dein Beweisvideo The Big Loading Concept soll das auch belegen,
Hallo Klaus :wink:
beim Fliegenwerfen geht es um viel mehr Faktoren, als wie nur die passende Schnurgeschwindigkeit zu erzeugen! Insofern, wenn wir von der Effizienz einer flexiblen Fliegenrute insgesamt schreiben, müssen wir auch alle anderen wichtigen Faktoren betrachten. Und hier ist die flexible Rute in der Summe über alle Faktoren nicht nur nicht wegzudenken, sondern sie ist die optimale und einzig sinnvolle Wahl.
Die 80-90% sind echt ermittelte Werte, keine Abschätzungen. Diese wurden auf verschiedene Weisen als korrekt bestätigt. Darüber herrscht Einigkeit auf Sexyloops, wo meiner Ansicht nach ein sehr hohes Fachwissen zusammenläuft.

Ich versuche es noch einmal anders zu erklären:
"The Big Loading Concept" bezieht sich einzig darauf, dass man lange dachte, es ist unser Primärziel, die zum Wurf benötigte Energiemenge in der Rute zuerst zwischen zu speichern, damit die Rute diese gespeicherte (pot.) Energie danach in (kin.) Bewegungsenergie für die Schnur umwandelt. Dies passiert denn tatsächlich beim Bogenschießen. Und genau daher - vermute ich - kam dieser alte Irrglaube. Wenn man den Bogen spannt, ist die (pot.) Energie zunächst gespeichert. Lässt man die Saite los, wird die gespeicherte Energie zu einem großen Teil in die Bewegungsenergie für den Pfeil umgewandelt. Der Wirkungsgrad ist hier im Vergleich zur Fliegenrute sehr groß. Umgekehrt betrachtet, stammt 100% der Bewegungsenergie aus dem Pfeil aus der zuvor im Bogen gespeicherten (pot.) Energie.
Zurück zur Fliegenrute ist hingegen bereits 80-90% der Endgeschwindigkeit für die Rutenspitze erreicht, wenn die Rute gerade anfängt, sich gerade zu stellen (oder anders formuliert: "zu entladen").
Widerum umgekehrt betrachtet, kann man also sagen, dass die Bewegungsenergie der Schnur nur zu einem sehr kleinen Teil aus der zuvor in der Rute gespeicherten (pot.) Energie stammt. Und nochmal: Hierbei ist der Wirkungsgrad obendrein viel schlechter als beim Bogenschießen, wo man den Pfeil exakt auf den Bogen abstimmt. Ansonsten sinkt auch dort der Wirkungsgrad massiv ab! Diese Abstimmung ist für uns alleine schon deswegen unmöglich, da wir die Schnurlänge nie kostant haben.
Zusammengefasste Schlußfolgerung: Wir brauchen also die Rute nicht aufzuladen, um die Schnur effektiv beschleunigen zu können und unsere gewünschte Schnurgeschwindigkeit zu erreichen! Dies kann man wunderbar beweisen, in dem man eine Tarponrute mit einer 5er Schnur beaufschlagt. Die Geschwindigkeit lässt sich wunderbar erzeugen, ohne dass man nennenswerte Rutenbiegung sieht. Und die Biegung, welche man sieht, entsteht im Wesentlichen durch die Trägheit der Masse von der Tarponrute selbst.

Jetzt kommt der Punkt, wo Du möglicherweise noch nicht ganz folgen konntest?
Deswegen ist die Tarponrute (mit sehr wenig Biegung) aber noch lange nicht grundsätzlich effektiv, um die 5er Schnur zu werfen. Denn ohne die Rutenbiegung erzeugen wir zwar problemslos die gewünschte Schnurgeschwindigkeit, ABER: Das Formen der Schlaufe wird für viele Werfer gerade bei kurzer Distanz schwieriger. Ebenso wiegt die Tarponrute viel zu viel. Dann ist sie viel zu steif für die zu erwartende Fischgröße und und und. Da gibt es noch etliche andere technische Vor- und Nachteile, die hier den Rahmen (der wie ich finde ohnehin schon gesprengt ist?) noch mehr sprengen 8) :grin: :p .

Eine interessante Frage ist, meine ich: Womit kann man mehr 5er Schnur in der Luft halten?

A) Mit der Tarponrute (welche ja viel mehr Gewicht hat, also selbst mitbeschleunigt werden muß!!!)?

oder

B) der 5er Rute (welche viel weniger Gewicht, welches mitbeschleunigt werden muß, hat)?

Die 5er Rute zeigt denn eine gute Portion an Rutenbiegung, wird also wenn Du so möchtest: AUFGELADEN.

Die Antwort ist für mich selbst (und alle mit denen zusammen ich diesen Test bereits x Mal ausgeführt habe) eindeutig:
Mit der Tarponrute.

Wie wäre das möglich, wenn doch die Tarponrute so viel schwerer ist (wir also bereits einen großen Nachteil haben), und uns auch noch die (so wichtige/hilfreiche) LADUNG (Ladeweg und Ladungsmenge) deutlich zunehmend verloren geht?
SIMPLE SHRIMP hat geschrieben: Ich biege lieber etwas mehr und schleudere etwas weniger, Fliegenruten sind dafür gebaut, sich krumm machen zu lassen. *)
Da wirfst Du einen sehr intressanten Punkt auf. Nehmen wir an, Du möchtest passend zu Deiner Situation 100Km/h an Schnurgeschwindigkeit erzeugen. Dazu möchtest Du eine enge Schlaufe formen. Beides zusammen hilft Dir, die Fliege zum Fisch zu bekommen.

Nun hast Du zwei Möglichkeiten:

a) mit Doppelzug

b) ohne Doppelzug

In beiden Fällen erreichst Du Deine Zielvorgabe (inbesondere im Hinblick auf die 100Km/h).
Eindeutig bewiesen:

Bei a) erzeugst Du weniger Rutenbiegung!

Für welche Möglichkeit entscheidest Du Dich?
(Ich weiß schon, die Zweihandrute! :grin: :x :wink: )

Nein, im Ernst... Die meisten würden aus gutem Grunde mit Doppelzug werfen. Denn hierbei ist es die geringere Rutenbiegung, welche es uns leichter macht, die enge Schlaufe zu formen (weniger Biegung=weniger Überschwingen, was die Schlaufe öffnen würde). Gleichzeitig ist es kein Problem die notwendige Schnurgeschwidigkeit auch mit etwas weniger Rutenbiegung zu erzeugen.

Auch hier sehen wir wieder: Rutenladung = Zwischenspeichern von potentieller Energie war (und ist bei vielen auch heute noch) maßlos überbewertet!
Die ganzen anderen Vorteile der "gesunden Menge" an Rutenbiegung sind davon unabhängig nach wie vor SEHR hilfreich und bleiben es auch.
Lieben Gruß
Bernd
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von Ralph Hertling »

Moin zusammen!
Zu Tobias' Untersuchungen hat sich ja auch hier eine rege Diskussion entwickelt.
Da er auf meinen Hinweis hin ja auch hier mitliest, Tobias aber selbst hier über keine Mitgliedschaft verfügt bin ich so frei einen Kommentar von ihm in seinem Auftrag hier zu veröffentlichen.
Dabei wendet er sich an Bernd Ziesche bezüglich des Gesichtspunktes, dass die Masse der Fliegenrute bei der Betrachtung der Effizienz mit einfließen sollte.

Tobias Hinzmann:
"Nach meinem Verständnis nimmt demnach der Aufwand zu, je schwerer die Fliegenrute wird. Also meine ich, dass allein die Tatsache, dass Du eine 5er Schnur mit einer Tarponrute weiter als mit einer zur Schnur passenden Fliegenrute werfen kannst, noch keine Aussage über die höhere Effizienz zulässt. Erst müsstest Du quasi die höhere Weite mit Deinen höheren Aufwand gegenüberstellen. Ich frage mich in diesem Zusammenhang auch, warum die Rutenbauer bestrebt sind, immer leichtere Fliegenruten zu bauen. Doch wohl auch weil Sie bestrebt sind, den Aufwand des Werfers zu reduzieren ?"
TL
Ralph
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von Bernd Ziesche »

Ralph Hertling hat geschrieben:Tobias aber selbst hier über keine Mitgliedschaft verfügt bin ich so frei einen Kommentar von ihm in seinem Auftrag hier zu veröffentlichen.
:wink: Ich finde es klasse, wenn man mit diskutieren möchte. :+++: Noch viel besser finde ich es, wenn man sich das kleine bißchen Zeit nimmt, sich im Forum anzumelden ;) :grin:
Sonst haben wir hier bald das alte Spiel "stille Post". Kennen wir alle, was da am Ende zumeist lustiges ankommt. 8)
Ralph Hertling hat geschrieben: Dabei wendet er sich an Bernd Ziesche bezüglich des Gesichtspunktes, dass die Masse der Fliegenrute bei der Betrachtung der Effizienz mit einfließen sollte.
Deswegen habe ich den Punkt HIER in mehreren Postings mit aufgeführt (als Nachteil einer theoretisch unbiegsamen Rute und als Nachteil einer Tarponrute im Vergleich zu einer viel weniger steifen Rute).
Meine Postings haben darüber hinaus gar nicht den Anspruch ALLE Vor- und Nachteile zu beschreiben! Wäre das mein Ziel, würde ich einen Bericht auf unserer Webseite verfassen. Der Rahmen eines Postings würde hier sonst komplett gesprengt werden.
Ralph Hertling hat geschrieben: dass Du eine 5er Schnur mit einer Tarponrute weiter als mit einer zur Schnur passenden Fliegenrute werfen kannst, noch keine Aussage über die höhere Effizienz zulässt. Erst müsstest Du quasi die höhere Weite mit Deinen höheren Aufwand gegenüberstellen. Ich frage mich in diesem Zusammenhang auch, warum die Rutenbauer bestrebt sind, immer leichtere Fliegenruten zu bauen. Doch wohl auch weil Sie bestrebt sind, den Aufwand des Werfers zu reduzieren ?"
Zunächst einmal habe ich nicht geschrieben, mit der Tarponrute weiter werfen zu können ;) , sondern mehr Schnurlänge (in vor allen Dingen einer engeren Schlaufe) in der Luft halten zu können. Die maximal mögliche Wurfweite ist daraus NICHT pauschal abzuleiten. Da spielen noch wieder andere (sehr komplexe) Faktoren mit rein.
Wenn ich denn auf Maximalweite werfen wollen würde, wieso habe ich dann mit der Tarponrute mehr Aufwand? Ich persönlich würde in beiden Fällen den maximal (körperlich) möglichen Aufwand bringen wollen. Sonst schöpft man das Potential nicht ganz aus...
Die Rutenhersteller wollen möglichst viele Ruten verkaufen. Das Gewicht der Ruten ist das Verkaufsargument Nummer 1. Ich habe oft gesehen, wie lieber eine Rute mit viel zu kleinen Ringen gekauft wurde, weil sie natürlich leichter war, als die eigentlich perfekte Rute (mit den passenden Ringen). 8)
Unabhängig dessen können es meine 20 Jahre alten GFL Sage Ruten mit den neusten Ruten ohne Probleme aufnehmen.
Wichtig ist, dass die Steifigkeit und die Biegeverteilung zu meinem Werfen passt. Ob die Rute 5 Gramm weniger wiegt oder nicht, ist für mich beim Fischen wenig relevant, solange die Gewichtsverteilung über den Blank passt.
Rein theoretisch ist natürlich das Erzielen von:
a) der (vom Kunden) gewünschten Steifigkeit
b) der gewünschten Biegekurve und
c) der erforderlichen Stabilität
bei möglichst wenig eingesetzter Materialmenge das höchste Ziel eines jeden Blank-Designers. Allerdings sind hier Grenzen gesetzt. Tatsächlich werden die größeren Gewichtsunterschiede der Ruten zumeist zu einem sehr hohen Prozentsatz über die Zutaten auf dem Blank gesteuert (z.B. sehr kleine und sehr leichte Ringe).
Lieben Gruß
Bernd
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Re: Biegung der Fliegenrute

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

.
Moin Bernd und andere,

ich will mal versuchen, das alles einigermaßen auseinander zu kriegen:
Bernd Ziesche hat geschrieben: Ich kenne sehr viele Experten, die das Fliegenwerfen und was im Detail passiert, beinahe täglich studieren. Mit ist nicht bekannt, dass einer von Ihnen zu der obigen - eindeutig falschen - Schlußfolgerung (dass die Biegung eine untergeordnete Rolle spielt) gekommen ist.
und
Die 80-90% sind echt ermittelte Werte, keine Abschätzungen. Diese wurden auf verschiedene Weisen als korrekt bestätigt. Darüber herrscht Einigkeit auf Sexyloops, wo meiner Ansicht nach ein sehr hohes Fachwissen zusammenläuft.
Wenn Einigkeit darüber herrscht, dass der Biegung der Fliegenrute nur zu 10-20% Einfluß bei einem Fliegenwurf zugestanden wird, wie kann es dann falsch sein, daraus zu folgern, dass die Biegung der Rute keine wesentliche Rolle bei der Betrachtung der Wurfeffizienz spielt.

Bevor ich weiter argumentiere, möchte ich für die Mitleser mal erklären, dass ich nicht behaupten möchte, DIESEN Fliegenwurf mit 10-20% Rutenbiegungsanteil an der Wurfweite (Fliegenschnuranfangsgeschwindigkeit oder Endbeschleunigungsgeschwindigkeit) gäbe es nicht als Modell für die daran festgemachten Betrachtungen.

Ich bezweifele die penetrant vorgetrage Grundsätzlichkeit dieser Erklärung. Es gibt unterschiedliche Rutenbiegungsanteile beim Fliegenwerfen abhängig von der Wurfgestaltung.

Es gibt nur mal als Beispiele:
> den normal geschobenen Wurf mit nornalem Arbeitswinkel und mit moderater Rutenbiegung.
> den im österreichischen Wurfstil ausgeführten "Rundwurf" - unten durch und oben drüber - mit Abschusszwick.
> Göran Andersons Wurftechnik > Kippen des Rutengriffes in der Handfläche, wie bei der Unterhandtechnik fast nur mit Rutenbiegung.
> die TLT Technik mit extremer "Überbiegung" der Rutenspitze.
Bernd Ziesche hat geschrieben: Ich versuche es noch einmal anders zu erklären:
"The Big Loading Concept" bezieht sich einzig darauf, dass man lange dachte, es ist unser Primärziel, die zum Wurf benötigte Energiemenge in der Rute zuerst zwischen zu speichern, damit die Rute diese gespeicherte (pot.) Energie danach in (kin.) Bewegungsenergie für die Schnur umwandelt. Dies passiert denn tatsächlich beim Bogenschießen. Und genau daher - vermute ich - kam dieser alte Irrglaube. Wenn man den Bogen spannt, ist die (pot.) Energie zunächst gespeichert. Lässt man die Saite los, wird die gespeicherte Energie zu einem großen Teil in die Bewegungsenergie für den Pfeil umgewandelt. Der Wirkungsgrad ist hier im Vergleich zur Fliegenrute sehr groß. Umgekehrt betrachtet, stammt 100% der Bewegungsenergie aus dem Pfeil aus der zuvor im Bogen gespeicherten (pot.) Energie.
Zurück zur Fliegenrute ist hingegen bereits 80-90% der Endgeschwindigkeit für die Rutenspitze erreicht, wenn die Rute gerade anfängt, sich gerade zu stellen (oder anders formuliert: "zu entladen").
Bei der Betrachtung des aus dem Video von T. Hinzmann What the load of a fly rod can perform kopierten Bildes, das eine vergleichbare Rutenbiegung zeigt wie Praxisabbildungen oben, kann der erste fette Satz 1 zu 1 auf die gespannte Rute übertragen werden, das würde auf jedes Federsystem zutreffen.
Der zweite fette Satz trifft bei diesen Beispielen voll daneben. Bei dem Versuch ist eine Endgeschwindigkeit bei Beginn der Rutenentspannung von Null (0) erreicht, und bei den Wurfabbildungen kann von 80-90% erreichter Endgeschwindigkeit nicht ansatzweise die Rede sein.
RutenBiegungsPotenzial.jpg
Bernd Ziesche hat geschrieben:Jetzt kommt der Punkt, wo Du möglicherweise noch nicht ganz folgen konntest?

Eine interessante Frage ist, meine ich: Womit kann man mehr 5er Schnur in der Luft halten?

A) Mit der Tarponrute (welche ja viel mehr Gewicht hat, also selbst mitbeschleunigt werden muß!!!)?
oder
B) der 5er Rute (welche viel weniger Gewicht, welches mitbeschleunigt werden muß, hat)?

Die 5er Rute zeigt denn eine gute Portion an Rutenbiegung, wird also wenn Du so möchtest: AUFGELADEN.
Die Antwort ist für mich selbst (und alle mit denen zusammen ich diesen Test bereits x Mal ausgeführt habe) eindeutig: Mit der Tarponrute.
Wie wäre das möglich, wenn doch die Tarponrute so viel schwerer ist (wir also bereits einen großen Nachteil haben), und uns auch noch die (so wichtige/hilfreiche) LADUNG (Ladeweg und Ladungsmenge) deutlich zunehmend verloren geht?
Bernd, mit Deiner Vermutung liegst Du richtig.
Deiner Schlußfolgerung, dass man mit einer kräftigeren Rute auch mehr Gewicht werfen kann, kann ich gerade noch folgen. Was diese Betrachtung mit dem Anteil der Rutenbiegung beim Fliegenwurf zu tun hat, erschließt sich mir aber nicht! Euer Testansatz hätte besser lauten müssen: Kann man mit einer Tarponrute das gleiche WURFGEWICHT, wie für eine 5er Rute passend, effizienter werfen.

Ich zitiere mal oben von mir gemachten Vorschlag:
Man braucht dazu drei aufgerüstete Fliegenruten, mein Vorschlag wäre jeweils eine gut abgestimmte #5 und #8 und als Vergleichsgerät eine gleiche 8er Rute mit einer gleichen 5er Fliegenschnur , ....
Jeder Teilnehmer wirft mit jeder Rute 3x oder 5x, die Ergebnisse werden notiert, die mittleren Wurfweiten werden später verglichen, zusätzlich wird subjektives Empfinden (Beurteilung des Wurfgerätes) festgehalten, um praxisnahe Aussagen über diesen Test und den Einfluss von Rutenbiegung machen zu können.


Präzisiert müßte es richtiger heißen: als Vergleichsgerät eine gleiche 8er Rute mit einer gleichen 5er WF Fliegenschnur, das Wurfgewicht muß das gleiche sein, sonst könnte man ja gleich die 8er nehmen.

RUTENBIEGUNG und Fliegenwerfen wird wohl noch lange ein Thema bleiben, schon wegen des eingebauten "flexiblen Anteils" bei Fliegenruten!
Bernd Ziesche hat geschrieben:Auch hier sehen wir wieder: Rutenladung = Zwischenspeichern von potentieller Energie war (und ist bei vielen auch heute noch) maßlos überbewertet!
Die ganzen anderen Vorteile der "gesunden Menge" an Rutenbiegung sind davon unabhängig nach wie vor SEHR hilfreich und bleiben es auch.
SG
Klaus
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