TLT, Late Butt Rotation und andere Schweinereien

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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Mattes36
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TLT, Late Butt Rotation und andere Schweinereien

Beitrag von Mattes36 »

Hallo Bernd,

Du hast es so gewollt:
Bernd Ziesche hat geschrieben:@Jürgen:
Einverstanden, ich bemühe mich weniger Fremdspracheneinfluß einzubringen ;-). TLT ist ein Thema , welches nicht zum Schußkopfwerfen paßt. Ein spezieller Wurfstil aus Italien, bei welchem der Werfer mit einer stark zur Rute unterklassifizierten Fliegenschnur wirft. Ein eigenes Thema...

@Matthias:
"late butt rotation" ist auch ein eigenes Thema.
Können wir gerne mal an anderer Stelle drüber diskutieren :wink: .

Ich war hier zusammen mit Sil ohnehin etwas abgedriftet, sorry... :cry:

Gruß,
Bernd
Na dann hau mal in die Tasten! ;)

In gespannter Erwartung, Matthias
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piscator
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TLT

Beitrag von piscator »

Schmoll!!!! :+c Ich weiss zwar nicht was TLT ist, aber, Bernd, nur SK Schleudern lass ich mir auch nicht nachsagen -- Das vertragen meine selbstgehobelten Gespliessten nämlich nicht so gut. :p

Mich interessiert ja auch mehr das andere -- spät abends den Hintern rotieren -- oder so ähnlich. Das machen wir schon seit 35 Jahren, da wussten wir nur noch nicht, dass es jetzt so schicke Namen dafür gibt.

Jetzt werden wir erhellt!! Jürgen
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Danke Jürgen für die Antwort zu TLT.
Und zwar immer dann, wenn man ständig mit DT-Schnüren über 9,14m werfen muss. Die "lebensälteren" Angler kennen so was. :grin: :+lol: :+wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
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Fyggi
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Beitrag von Fyggi »

Hai,

ich möchte ja nicht als unzüchtig erscheinen, aber was ist den nun mit dieser Sache, wo man den Hintern noch spät Abends kreisen lassen muß :oops um Weite zu ereichen.


Hallöli Bernd :wink:


Mark

(Ne, würde mich wirklich ernsthaft interessieren)
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sil
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Beitrag von sil »

ok ich bin zwar nicht Bernd ...


Late Butt rotation= späte Rotation der 'Butt-section' einer Rute, sprich also der Griffsektion einer Rute.


Rotation gibt maximale Schnurgeschwindigkeit.


Es gibt 3 verschiedene Arten von Rotation:

1. Rotation am Anfang einer Wurfsequenz= Handgelenk ist unkontrolliert und nicht zu empfehlen, kreiert nämlich Windknoten

2. durchgehende Rotation während einer Wurfsequenz = Handgelenk ist steiff und ist empfehlenswert. (siehe Henrik Mortensen, oder Loop- Technik)

3. Rotation am Ende einer Wurfsequenz = Handgelenk wird kontrolliert geführt. Dies ist die late-butt-rotation und ist sehr effektiv.



Ich hab hier nochmal ein Zeichnung von Lasse beigefügt...

Viel Spass

Sil :wink:
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Fyggi
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Beitrag von Fyggi »

Hai Sil,
ok ich bin zwar nicht Bernd ...


Hey, kein Problem, war nur, weil Bernd diesen "geilen" Begriff ins Rennen gebracht hatte......

Dank dir :+++: Vieleicht kannst du ja noch einmal erklären, WARUM das so ist, dass die LBR (he, he, he :grin: ) die effektivste Führung für die Rute ist!?


Mark
Gast

Beitrag von Gast »

sil hat geschrieben:ok ich bin zwar nicht Bernd ...


Late Butt rotation= späte Rotation der 'Butt-section' einer Rute, sprich also der Griffsektion einer Rute.


Rotation gibt maximale Schnurgeschwindigkeit.


Es gibt 3 verschiedene Arten von Rotation:

1. Rotation am Anfang einer Wurfsequenz= Handgelenk ist unkontrolliert und nicht zu empfehlen, kreiert nämlich Windknoten

2. durchgehende Rotation während einer Wurfsequenz = Handgelenk ist steiff und ist empfehlenswert. (siehe Henrik Mortensen, oder Loop- Technik)

3. Rotation am Ende einer Wurfsequenz = Handgelenk wird kontrolliert geführt. Dies ist die late-butt-rotation und ist sehr effektiv.



Ich hab hier nochmal ein Zeichnung von Lasse beigefügt...

Viel Spass

Sil :wink:


Dönnerschlach, was man durch das LMF nicht alles lernt :+++: :+++: :+++:


Vielen Dank an Dich, Sil - an Lasse natürlich auch :+++: :wink:

Und das hier "Du ser splinten i din broders øje, men ikke bjælken i dit eget....." ist auch gut. Ganz schön bibelfest die junge Dame.Und dann auch noch auf dänisch :o
Zuletzt geändert von Gast am 28.01.2007, 18:22, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

@sil
Ich gehe mal davon aus, daß eine Griffrotation eine Rotation des Handgelenks ist. Würde also bedeuten: beim Late Butt Rotation- beim Vorschwung die Handkante meiner rechten Wurfhand nach vorne zu drehen. Bitte um Aufklärung.

Henrik :wink:
Zuletzt geändert von Gast am 28.01.2007, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Fyggi
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Beitrag von Fyggi »

@Sil

Ich möchte auch mal mutmaßen, dass es sich um den gezielten Einsatz des Handgelenkes (es hat mal jemand vom 1-inch-Punch geschrieben, aus dem Kampfsport -Bruce Lee und sein Jeet Kun Do-) in dem Moment handelt, wenn der zunächst nach vorn führende Ellenbogen seine max. Strecke erreicht hat und stoppt, nun der Unterarm weiterführt und am Ende des Unterarmstopps das Handgelenk durch einen gezielten, kurzen Impuls/Weg noch zu einer Verstärkung die bis dahin in das System gesteckte Energie führt.

Und zwar durch eine Rotation, dessen Mittelpunkt des Kreises optimalerweise die Hand bildet und nicht das Rutenende.

So ungefähr?

Mark
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sil
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Beitrag von sil »

HI !

Yeps, late-butt-rotation ist eine Rotation im Handgelenk :+++:

@ Henrik!

Stimmt was Du sagst, aber das mit der Uhr stimmt nur aus einer ganz bestimmten Perspektive und kann Schüler verwirren.


Besser ist die Erklärung von Fyggi:
...wenn der zunächst nach vorn führende Ellenbogen seine max. Strecke erreicht hat und stoppt, nun der Unterarm weiterführt und am Ende des Unterarmstopps das Handgelenk durch einen gezielten, kurzen Impuls/Weg noch zu einer Verstärkung die bis dahin in das System gesteckte Energie führt.

Und zwar durch eine Rotation, dessen Mittelpunkt des Kreises optimalerweise die Hand bildet und nicht das Rutenende.
ciaoi :wink:

sil
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Diese Technik ist doch schon über 20 Jahre alt. Nur nannte man es damals "Schiebetechnik mit Handgelenkeinsatz" - was sogar ich begriffen hatte. :oops
Mit einem englischen Ausdruck Late Butt Rotation wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, das viele Interpretationen zulässt und zu einer wissenschaftlichen Überhöhung führt. :x :x :oops
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sil
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Beitrag von sil »

ach ja noch was!

Warum die late-butt-rotation so effektiv ist?

Bei einer späten Rotation bekommt man eine gleichmässigere und schnellere 'Acceleration' der Schnur. ( sorry hab gerade ein Deutsch black-out :c )


sil :wink:
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Gast

Beitrag von Gast »

@sil
Beschleunigung.
Und was ist denn nun effektiver, die LBR oder beides, also Vorschwung Handkante nach vorne und Rückschwung Handkante nach hinten (durchgehende Rotation)?
Henrik :wink:
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Trutta
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Beitrag von Trutta »

Diese Rotation ist also nix neues, sondern halt der Punch oder Schwipp, den man der Schnur kurz vorm Schießenlassen mitgibt, ja ?
sil hat geschrieben:...'Butt-section' einer Rute, sprich also der Griffsektion einer Rute.
Die Übersetzung von Butt mit Griff wirft ungeahnte Assoziationen auf, ich muss das erst mal sacken lassen :grin:
TL

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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

:oops Hat mich hier jemand vermißt ? :l:

Hallo allen !

@Sil:
Danke Deiner Antworten.
Ich gehe mit Deinen Ausführungen gut konform. :+++:

Eine kleine Anmerkung: Ich spreche gerne von einem "inaktiven" Handgelenk, und hoffe kein Schüler hat je ein "steifes" Handgelenk. Wir meinen natürlich das Gleiche.

@all:
Die "late butt rotation" ist deshalb in vielen Fällen sehr effektiv, weil man einen langen Beschleunigungsweg nutzt. Dieser läßt sich für viele Werfer leichter kontrollieren, als ein kurzer Beschleunigungsweg.
Das späte Kippen der Rute sichert die höchste Geschwindigkeit des Spitzenringes zum Schluß der Beschleunigung.

@Klaus:
Fliegenwerfen ist für mich IMMER ein Ziehen! der Leine. Niemals ein Schieben der Leine. Dies war während meiner Entwicklung im Bereich des Fliegenwerfens der wichtigste (Lern)Schritt in meinem Kopf.
Deshalb mag ich das Wort Schiebetechnik überhaupt nicht. :roll: :wink:
Ansonsten hast Du vollkommen Recht.
Aus meiner Sicht wurde die late butt rotation vor 15 Jahren weit weniger spezifiziert und beschrieben, als dies heute der Fall ist. Dennoch sehe ich auf alten Filmaufnahmen immer mal wieder jemanden, der sie - bewusst oder unbewusst? , nutzte.

@all:
Dies ist mir gerade heute wieder aufgefallen, als ich mir wegen dieses Threads ein Video von Roberto Pragliola angesehen habe.
Er ist der Vater der TLT Technik.
Ich werde jetzt gewiß nicht nicht die TLT Technik im Detail beschreiben. Dazu bedarf es eines kompletten Buches. Ein solches habe ich auch von Roberto Pragliola. Allerdings ist das zu lang für diesen Thread ...
Zusammengefasst kann man folgendes sagen:

TLT = Tecnica Di Lancio Totale
Diese Wurftechnik wurde wie erwähnt von dem Italiener Roberto Pragliola entwickelt.
Er übersetzt es mit "Total Flycasting Technique" ins Englische.

Seine typische fischereiliche Situation war die, dass er in kleineren Fließgewässern die Trockenfliege unter überhängende Büsche am anderen Ufer präsentieren wollte.
Dazu hat er eine Wurftechnik entwickelt, mit Hilfe derer er eine enge Schlaufe in hoher Geschwindigkeit dicht über das Wasser werfen kann.
Sehr charakteristisch ist dabei sein verwendetes Gerät.
Eine 5 oder 6er Rute wird mit einer 2er oder 3er Schnur bestückt.
Das passende Wurfgewicht erhält der TLT Werfer durch eine deutlich erhöhte Schnurgeschwindigkeit. Dies führt zu einer sehr hohen Wurffrequenz.
Auffällig ist der genutzte Beschleunigungsweg. Der klassische Stop der Rute auf 10 oder 11 Uhr entfällt.
Die Rute wird oftmals auf der horizontalen Linie gestoppt. In dem Buch, welches mir vorliegt, wird sogar ein Arbeitswinkel der Rute von 180 Grad beschrieben. Geworfen wird seitlich.
Der Einsatz des Handgelenkes in der letzten Phase des Vowurfes spielt ebenfalls eine große Rolle. Hier wird im letzten Moment über das Handgelenk die Rotation forciert.
In dem Video ist mir das Nutzen der late butt rotation teils deutlich aufgefallen.

In Italien wird die TLT Technik vergöttert. Roberto Pragliola besitzt dort einen sehr hohen Status bei den Fliegenfischern.
Seine Castingschule ist wohl jedem italienischen Fliegenfischer ein Begriff.

Wenn ich mir das Video ansehe, muß ich sagen, sehr beeindruckendes Material.
Er serviert seine Fliege mit spielerischer Leichtigkeit auf gute Distanz mit einer hohen Zielgenauigkeit butterweich unter die tiefsten Büsche hinunter. Und die leichte Fliegenschnur ist für die Präsentation (gerade)der Trockenfliege einfach genial.

Außerhalb Italiens hat sich dieser Wurfstil niemals auch nur annähernd so verbreitet wie in Italien.
Meiner Einschätzung liegt dies an zwei Dingen.
Zum Einen ist die fischereiliche Situation in anderen Ländern oftmals anders, und zum Anderen ist die TLT Technik nur dann wirklich effektiv, wenn man sie beherrscht.
Und dies zu erlernen, ist kein leichter Weg.
Meiner Einschätzung nach ist die TLT Technik der am schwierigsten zu lernende Wurfstil, dem ich bisher begegnet bin.
In vielen fischereilichen Situationen würde ich andere Techniken bevorzugen. An einem entsprechenden Bach allerdings halte ich die TLT Technik für eine unschlagbare Präsentationswaffe der Trockenfliegenfischerei !

Trotzdem möchte ich hinzufügen, daß Roberto Pragliola diese Wurftechnik zu einem so hohen Grad der Perfektion beherrscht, daß er sie in allen fischereilichen Situationen sehr gut zu nutzen weiß.

Für die Küste und speziell "unsere" Schußkopfwerferei halte ich diese Technik für wenig sinnvoll. (@Jürgen: nur darauf war meine Einwand bezogen :l: )

Gruß,
Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.01.2007, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.
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