
Hat mich hier jemand vermißt ? :l:
Hallo allen !
@Sil:
Danke Deiner Antworten.
Ich gehe mit Deinen Ausführungen gut konform.
Eine kleine Anmerkung: Ich spreche gerne von einem "inaktiven" Handgelenk, und hoffe kein Schüler hat je ein "steifes" Handgelenk. Wir meinen natürlich das Gleiche.
@all:
Die "late
butt rotation" ist deshalb in vielen Fällen sehr effektiv, weil man einen langen Beschleunigungsweg nutzt. Dieser läßt sich für viele Werfer leichter kontrollieren, als ein kurzer Beschleunigungsweg.
Das späte Kippen der Rute sichert die höchste Geschwindigkeit des Spitzenringes zum Schluß der Beschleunigung.
@Klaus:
Fliegenwerfen ist für mich IMMER ein Ziehen! der Leine. Niemals ein Schieben der Leine. Dies war während meiner Entwicklung im Bereich des Fliegenwerfens der wichtigste (Lern)Schritt in meinem Kopf.
Deshalb mag ich das Wort Schiebetechnik überhaupt nicht.
Ansonsten hast Du vollkommen Recht.
Aus meiner Sicht wurde die late
butt rotation vor 15 Jahren weit weniger spezifiziert und beschrieben, als dies heute der Fall ist. Dennoch sehe ich auf alten Filmaufnahmen immer mal wieder jemanden, der sie - bewusst oder unbewusst? , nutzte.
@all:
Dies ist mir gerade heute wieder aufgefallen, als ich mir wegen dieses Threads ein Video von Roberto Pragliola angesehen habe.
Er ist der Vater der TLT Technik.
Ich werde jetzt gewiß nicht nicht die TLT Technik im Detail beschreiben. Dazu bedarf es eines kompletten Buches. Ein solches habe ich auch von Roberto Pragliola. Allerdings ist das zu lang für diesen Thread ...
Zusammengefasst kann man folgendes sagen:
TLT = Tecnica Di Lancio Totale
Diese Wurftechnik wurde wie erwähnt von dem Italiener Roberto Pragliola entwickelt.
Er übersetzt es mit "Total Flycasting Technique" ins Englische.
Seine typische fischereiliche Situation war die, dass er in kleineren Fließgewässern die Trockenfliege unter überhängende Büsche am anderen Ufer präsentieren wollte.
Dazu hat er eine Wurftechnik entwickelt, mit Hilfe derer er eine enge Schlaufe in hoher Geschwindigkeit dicht über das Wasser werfen kann.
Sehr charakteristisch ist dabei sein verwendetes Gerät.
Eine 5 oder 6er Rute wird mit einer 2er oder 3er Schnur bestückt.
Das passende Wurfgewicht erhält der TLT Werfer durch eine deutlich erhöhte Schnurgeschwindigkeit. Dies führt zu einer sehr hohen Wurffrequenz.
Auffällig ist der genutzte Beschleunigungsweg. Der klassische Stop der Rute auf 10 oder 11 Uhr entfällt.
Die Rute wird oftmals auf der horizontalen Linie gestoppt. In dem Buch, welches mir vorliegt, wird sogar ein Arbeitswinkel der Rute von 180 Grad beschrieben. Geworfen wird seitlich.
Der Einsatz des Handgelenkes in der letzten Phase des Vowurfes spielt ebenfalls eine große Rolle. Hier wird im letzten Moment über das Handgelenk die
Rotation forciert.
In dem Video ist mir das Nutzen der late
butt rotation teils deutlich aufgefallen.
In Italien wird die TLT Technik vergöttert. Roberto Pragliola besitzt dort einen sehr hohen Status bei den Fliegenfischern.
Seine Castingschule ist wohl jedem italienischen Fliegenfischer ein Begriff.
Wenn ich mir das Video ansehe, muß ich sagen, sehr beeindruckendes Material.
Er serviert seine Fliege mit spielerischer Leichtigkeit auf gute Distanz mit einer hohen Zielgenauigkeit butterweich unter die tiefsten Büsche hinunter. Und die leichte Fliegenschnur ist für die Präsentation (gerade)der Trockenfliege einfach genial.
Außerhalb Italiens hat sich dieser Wurfstil niemals auch nur annähernd so verbreitet wie in Italien.
Meiner Einschätzung liegt dies an zwei Dingen.
Zum Einen ist die fischereiliche Situation in anderen Ländern oftmals anders, und zum Anderen ist die TLT Technik nur dann wirklich effektiv, wenn man sie beherrscht.
Und dies zu erlernen, ist kein leichter Weg.
Meiner Einschätzung nach ist die TLT Technik der am schwierigsten zu lernende Wurfstil, dem ich bisher begegnet bin.
In vielen fischereilichen Situationen würde ich andere Techniken bevorzugen. An einem entsprechenden Bach allerdings halte ich die TLT Technik für eine unschlagbare Präsentationswaffe der Trockenfliegenfischerei !
Trotzdem möchte ich hinzufügen, daß Roberto Pragliola diese Wurftechnik zu einem so hohen Grad der Perfektion beherrscht, daß er sie in allen fischereilichen Situationen sehr gut zu nutzen weiß.
Für die Küste und speziell "unsere" Schußkopfwerferei halte ich diese Technik für wenig sinnvoll. (@Jürgen: nur darauf war meine Einwand bezogen :l: )
Gruß,
Bernd